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Bild: Stefanie Schmitz / bonnFM

Die Toten kommen

Lesezeit: 2 Minuten

Mancher Studierende mag sich am vergangenen Donnerstagmorgen erschrocken haben: Vor der Bonner Universität Richtung Hofgarten waren um die dreißig Holzkreuze in frisch aufgeschütteter Erde errichtet worden. Rote Grablichter warfen den Eingang zur Universität in ein ungewohntes Licht. Aber vor allem die Inschriften „#0202IchBinDabei“ sowie „Die Toten kommen“ sorgten für Verwirrung.

Was hatte es damit auf sich?

Unter den Studierenden begannen die wildesten Spekulationen: eine Ankündigung für einen terroristischen Anschlag, eine Aktion der SparUni oder doch nur ein übler Werbegag? Die verwirrte und zum Teil beängstigende Situation wurde vor allem durch die Tatsache geschürt, dass die Universitätsleitung anscheinend selbst keine Informationen darüber hatte, durch wen oder weshalb die Kreuze aufgestellt wurden. Nun jedoch Entwarnung: Es handelte sich um eine Kunstinstallation des Zentrums für politische Schönheit.

Die Künstlergruppe

Das ZPS (Zentrum für politische Schönheit) möchte durch Menschlichkeit, laut eigenen Angaben, moralische Schönheit, politische Poesie und menschliche Großgesinntheit erreichen. Dabei verwirklicht es seine Anforderungen stets mit Kunst, die weh tut, reizt und Widerstand leistet. Diese Radikalität trifft in der Öffentlichkeit nicht nur auf positive Resonanzen. So schrieb der ehemalige Dozent Bazon Brock der Universität Wuppertal: „Das ist keine Kunst! Es hat nicht das Geringste damit zu tun. Es ist völlig unüberlegt.“

Die Aktion

Mit der Aktion „Die Toten kommen“ will das ZPS auf die vielen Flüchtlinge aufmerksam machen, die auf ihrer Flucht vor oder an den europäischen Grenzen scheitern und sterben. Die Toten, die üblicherweise in den südeuropäischen Ländern ohne Benachrichtigung der Verwandten „verscharrt“ werden, werden nun durch die ZPS in die Bundesrepublik Deutschland geholt. So sollen die Toten zumindest über ihren Tod hinaus an ihr Ziel gelangen. Die taz schreibt dazu, dass nicht das Kunstprojekt an sich zynisch ist, sondern die „Gesellschaft, die buchstäblich über Leichen stolpern muss, um hoffentlich wahrzunehmen, dass die Flüchtlinge keine statistische Größe sind, sondern Menschen, die ein Recht auf unsere Unterstützung haben.“

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Anonym

    Erstmal zum Hashtag: Am 2.2. startet um 10Uhr eine Pro Flüchtlingsdemo am Kaiserplatz in Form eines Schul- und Unistreiks. Diese Demo wird von einem neugegründetem Bündnis, bestehend aus mehreren Jugendgruppen, organisiert. Die Grabaktion wurde vermutlich aus deren Umfeld durchgeführt. Das Zentrum für politische Schönheit hat dies vor einigen Monaten in Berlin vor dem Bundestag gemacht, aber nicht in Bonn. Die BonnerInnen haben sich nur von den BerlinerInnen inspirieren lassen. 🙂

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