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Humanität, Identität, Vernunft – Maschinen und Moralverständnis

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Über 20 Milliarden Dollar werden jährlich in die Forschung zu Künstlicher Intelligenz investiert. Immer mehr, immer besser, immer menschlicher. Autos fahren ohne Fahrer und auch in vielen Jobs lösen Maschinen die Menschen ab. Das führt zu einigen philosophischen und ethischen Fragen.

Siri, Alexa, Smart Home, Staubsaugroboter, Androiden, künstliche Intelligenz. Der technologische Fortschritt ist rasant und bietet dadurch auch reichlich Stoff für düstere Science-Fiction-Thriller. Aber wie weit ist der Stand der Dinge, was künstliche Intelligenz und artifiziell reproduzierbare Menschen angeht, wirklich?

Der Stand der Dinge bei Künstlicher Intelligenz

Wenn man ein paar Jahrzehnte zurückdenkt, ist es kaum zu glauben, was heute technisch alles möglich ist. Viele Entwicklungen galten irgendwann einmal als Wunder und sind heutzutage für uns selbstverständlich, wie beispielsweise das Fliegen mit dem Flugzeug. Wenn man einigen Forschern auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz glauben darf, wird es mit selbstdenkenden Robotern, vielleicht sogar künstlich hergestellten menschlichen Abbildern, auch einmal so sein.
Den Begriff „Künstliche Intelligenz“ gibt es seit 1956. Die Idee war damals noch sehr abstrakt und in den 70er Jahren wandten sich viele Forscher dem Gebiet aus Frustration wieder ab. Die Erfindung der neuronalen Netze in den 80er Jahren trieb die Forschung wieder an. Diese Netze funktionieren ähnlich wie unser Gehirn und sind so komplex, dass Forscher die Vorgänge teilweise nicht einmal mehr nachvollziehen können.
Aktuell läuft die KI-Forschung auf Hochtouren. Weltkonzerne wie Amazon, Google, Microsoft, Facebook und IBM tun sich zusammen, um die Forschung und Entwicklung voranzutreiben. Vor wenigen Jahren galt Siri noch als Revolution, heutzutage wurde Apples Sprachassistentin schon lange von anderen Angeboten überholt. Es gibt Roboter, die Schach oder Fußball spielen, Kekse backen, putzen, Cocktails mixen oder sogar Schafe scheren. Das ist ziemlich aufregend, aber auch nicht ungefährlich.

„Welcher Anwalt wird noch einen Gehilfen beschäftigen, der sich durch Urteile wühlt, wenn es intelligente Suchmaschinen gibt, die relevante Unterlagen zusammenstellen? Wie viele Menschen erfassen im Internethandel noch Lagerbestände, erstellen Verkaufsstatistiken oder bestellen Produkte nach, die häufig gekauft werden? Wer braucht noch Laboranten, die durch ein Mikroskop Gewebeproben betrachten und bestimmen, ob es Krebszellen sind oder nicht, wenn das auch eine leistungsfähige Bildverarbeitung kann? Und welcher Arbeitnehmer setzt noch auf Steuerberater, wenn es auch eine Software für 39 Dollar tut?“ (Ulrich Eberl: Smarte Maschinen. Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändert. München 2016. S. 238.)

Tatsache ist: Der technische Fortschritt läuft exponentiell ab und es lässt sich kaum vorhersagen, was in ein paar Jahren oder Jahrzehnten möglich sein wird. Es ist auch jetzt schon viel mehr möglich, als die meisten Menschen ahnen. Ein Smartphone verfügt heute über mehr Rechenleistung als die NASA im Jahr der Mondlandung 1969. NOCH sind Künstliche Intelligenzen Spezialisten, häufig nur für eine ganz bestimmte Sache programmiert. NOCH ist das Verhalten der Maschinen vollständig einprogrammiert, aber das Ziel der KI-Forschung ist es, dass sich das in Zukunft ändert.

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Können Maschinen Moral erlernen?

Wenn Roboter autonom Entscheidungen treffen könnten, die nicht vorher vom Menschen programmiert wurden, und wenn diese Roboter auch noch Einzug in den menschlichen Alltag erhielten, würde das unser ganzes gesellschaftliches Zusammenleben auf den Kopf stellen.
Das beste Beispiel ist das „autonome Fahren“. Erst seit wenigen Wochen ist ein autonom fahrender Bus im niederbayerischen Bad Birnbach erstmals im regulären Straßenverkehr im Einsatz. Die Automobilbranche treibt das autonome Fahren schon seit Jahren stark voran. Aber man stelle sich vor, jemand kommt in die Situation, dass er entweder auf der Straße ein Kind überfährt, oder ausweicht und damit auf einen Rentner zusteuert, oder gegen einen Baum fährt und damit sein eigenes Leben riskiert. Wie würde ein autonomes Fahrzeug in einer derartigen Situation entscheiden, das alle Möglichkeiten durchrechnet? Welches Leben würde es riskieren, würde es dem Leben des Kindes mehr Wert beimessen als dem des Rentners, obwohl das Kind doch auf die Straße gelaufen ist und der Rentner nur zur falschen Zeit am falschen Ort war?
Es stehen noch viele weitere ethische Fragestellungen in Zusammenhang mit dieser Thematik. Ist es erstrebenswert, Roboter in der Altenpflege einzusetzen, sodass die labile Mutter nur noch Kontakt mit einem „Pepper“ hat und nicht mehr mit echten Menschen, wenn es ihr doch das Leben retten könnte? Oder was würde es bedeuten, wenn künstliche Menschen zukünftig als Arbeits- oder sogar Sexsklaven eingesetzt werden? Es besteht zumindest die Möglichkeit, dass dieser instrumentalisierte Umgang mit den Robotern die Menschen abstumpft und ihre Hemmschwelle senkt.
All diese Faktoren sind der Grund dafür, dass seit einiger Zeit vermehrt über eine Maschinenethik diskutiert wird – inklusive Rechte für Roboter. Ob wir den Maschinen dennoch irgendwann einmal wirklich bedingungslos vertrauen könnten, und ob es überhaupt vertretbar ist, diesen in Bereichen wie dem Militär oder der Medizin Entscheidungen zu überlassen, ist fraglich.

 

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