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Bild: Robert Haase / bonnFM

Straßenmusik in Bonn – Zwischen Lärmschutz und Straßenkunst

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Am 14. Juli gehen Musiker in Bonn für kostenfreie Straßenmusik demonstrieren. Dem Initiator geht es dabei vor allem um die Förderung junger Musiker. Die Demonstration gibt Anlass die Vorschriften in Bonn genauer zu betrachten und auch einen kurzen Blick zu unseren Nachbarn nach Köln zu werfen.

Es kann so wunderschön sein in Bonn. Es muss nicht immer der beinah kitschige Spaziergang am Rhein sein, auch eine einfache Runde durch die Innenstadt kann Ähnliches bewirken. Meist umso schöner ist es, wenn man beim Bummeln auch noch Musik hören kann. Dass Straßenmusik nicht nur als Bestandteil des kulturellen Angebots sondern auch als Stadtmarketing wertvoll sein kann, zeigen vor allem die Massen an viralen Videos auf YouTube. In Bonn? Weit gefehlt!

Bevor man als Musiker in Bonn spielen darf, muss man bei der Stadtverwaltung eine Genehmigung einholen. Damit verbunden ist auch eine Gebühr von 25€ für die zweitägige Spielerlaubnis. Pro Tag werden maximal 3 bis 4 Genehmigungen herausgegeben. Einige Bonner sehen in der Gebühr ein Problem und gehen am 14. Juli für kostenfreie Straßenmusik in Bonn auf die Straße. Gemeinsam wollen sie auf die Gebühr aufmerksam machen. Der Verantwortliche hinter der Demo, Daniel Bongart, ist selber Musiker und spielt gelegentlich auf der Straße. Rentabel ist es nicht immer erzählt er: „Je nachdem, an welchem Tag man unterwegs ist, kann es sein, dass man genau 2€ nachher im Gitarrenkoffer hat. Es kann auch sein, dass man mal 30€, 40€ oder 50€ hat, aber das ist doch eher die Ausnahme.“ 

Straßenmusik – Spagat zwischen Bürokratie und Kunst

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Bonner Bürger gegen diese Gebühr wehren. Schon 2014 leitete John Harrison vom Folk Club Bonn eine ähnliche Initiative – jedoch ohne Erfolg. Eine Erhöhung der Gebühr von 10€ auf 25€ im Februar 2018 gab Daniel Bongart den Anlass es noch einmal zu versuchen. Dabei geht es ihm vor allem um die Förderung junger Musiker, die als Straßenmusiker erste Schritte ihres musikalischen Lebens gehen können.

Dass die Stadtverwaltung die Gebühr angehoben hat, liegt an der Bindung an das Landes-Immissionsschutzgesetz. In diesem Gesetz geht es um Umweltschutz, wozu auch der Lärmschutz zählt. Gesetzlich wird Straßenmusik also als Lärm gehandhabt – ist klar. Jedes Mal, wenn die Stadt eine Spielgenehmigung erteilt, ist es so gesehen eine Ausnahme vom besagtem Gesetz. Das Land NRW gibt für solche Ausnahmegenehmigungen eine Gebührenordnung heraus. In der Gebührenordnung kam es im Jahr 2016 zu einer entsprechenden Änderung, die eine Anhebung der Gebühr in Bonn unabdingbar machte. Von Minderjährigen erhebt die Stadt übrigens keine Gebühr.

Ein Blick zu unseren Großstadt-Nachbarn

Zugegeben, die Stadt ist kein Feind von Straßenmusik. Im architektonisch schönsten Gebäude Bonns ist man jedenfalls der Meinung, dass Straßenmusik ein wichtiger Teil des Stadtlebens ist. Wie machen es unsere Großstadt-Nachbarn? Die Stadt Köln handhabt das Ganze zumindest anders. Straßenmusik erkennt man dort „als Bestandteil der Straßenkunst“ an. Wer in Köln auf der Straße musizieren möchte, muss das nicht anmelden und auch keine Gebühr zahlen. Davon abgesehen gelten dort ganz ähnliche Regelungen und Beschwerden über zu laute Straßenmusik gibt es hier auch öfter.

Ob sich in Bonn etwas ändern wird, zeigt sich schon sehr bald. Daniel Bongart hat begleitend zur Demonstration einen Bürgerantrag eingereicht, in dem er kostenfreie Straßenmusik und die Abschaffung der Spielerlaubnis beantragt. Der Bürgerausschuss wird am 29. August darüber entscheiden. Erst danach wird der Antrag dem Stadtrat präsentiert.

Robert Haase

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