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Papst Leo I. flitzt auf einem Bühnenarbeiter-Buggy in die Szenerie. Bild: Thilo Beu

Raub, Mord, Vergewaltigung

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Mit diesen Worten beginnt der Chor in der Verdi Oper „Attila“. Das Frühwerk des italienischen Komponisten läuft momentan in der Bonner Oper. bonnFM hat den Regisseur getroffen und die Premiere besucht.

Attila hat den Herrscher von Aquileia getötet und die norditalienische Stadt erobert. An dieser Stelle setzt Verdis Oper ein und erzählt ein fiktives Ende des Hunnenkönigs.

Der Regisseur Dietrich W. Hilsdorf zeigt Attila nicht als strahlend-starken Kriegshelden, sondern viel mehr als eine gebrochen wirkende zweifelnde Figur im schlecht sitzenden abgetragenen Militärmantel.

Bezug zu Judith und Holofernes

Odabella (Yannick-Muriel Noah) tötet Attila (Franz Hawlata). Bild: Filip Van Roe
Odabella (Yannick-Muriel Noah) tötet Attila (Franz Hawlata). Bild: Filip Van Roe

Odabella, die Tochter des getöteten Herrschers von Aquileia sinnt auf Rache und will Attila töten.
Wer das Plakat des Stücks in der Bonner Innenstadt gesehen hat, weiß schon, wie es ausgehen wird. Allerdings zeigt das Plakatbild ganz andere Personen. Zu sehen ist die biblische Figur Judith, die mit ihrer Magd den Feldherrn Holofernes köpft. So hat sie ihre Stadt von der Belagerung des Feldherrn befreit.
Während das Orchester die Ouvertüre spielt, sieht man auf der Bühne, hinter einem transluzidem Vorhang, eine an das italienische Straßentheater angelehnte Minibühne. Dieser Raum im Raum spielt immer wieder eine Rolle und stellt zu Beginn Holofernes’ Zelt dar. Auf einem spartanischem Bett aus Europaletten liegt der Tyrann und wird von Judith enthauptet.
Eine Frau, die einen Mann mit seinem eigenen Schwert tötet. Selbiges hat Odabella vor und so lässt Hilsdorf den Abend mit dieser provokanten Szene beginnen.

Ein unterhaltsamer Abend

Regisseur Dietrich W. Hilsdorf beim bonnFM Interview. Bild: Laura Dresch / bonnFM
Regisseur Dietrich W. Hilsdorf beim bonnFM Interview. Bild: Laura Dresch / bonnFM

Die Musik ist sehr eingänglich und unterhaltsam. Das Stück dauert knapp zwei Stunden. Auch das Bühnenbild überzeugt. Hilsdorf arbeitet seit vielen Jahren mit dem Bühnenbildner Dieter Richter zusammen.Er schafft Klangräume, die nicht nur visuell sondern auch auditiv funktionieren und die Leistung der Sänger unterstützen. Eine gigantische Hinterhofarchitektur beeindruckt bei diesem Attila. Die 14 Meter hohen heruntergekommenen Wände sind mit Einschusslöchern übersät und bieten eine begehbare 1. Etage, auf der hinter den Fenstern der Chor zu sehen ist.

Hitchcock, Kubrick, Verdi

Wer an Oper und Giuseppe Verdi denkt, kommt nicht unbedingt im nächsten Moment auf Alfred Hitchcock. Doch Hilsdorf nennt ihn beim bonnFM Interview neben Stanley Kubrick als wichtigen Einfluss. Immer wieder betont er seine interdisziplinäre Herangehensweise und den Drang danach, keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Die Solisten waren fantastisch und so applaudierte das ausverkaufte Haus lange und intensiv. Wie es bei jeder guten Premiere üblich ist, gab es auch einige Buhrufe, hier für die Regie. Insgesamt war es aber ein runder Abend, der einen leichten Einstieg in die Opernwelt ermöglicht.

Hier könnt ihr einen Eindruck von der Inszenierung bekommen:

ATTILA am THEATER BONN from Theater Bonn on Vimeo.

Weitere Infos bekommt ihr hier.