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Bild: Leonardo Beulen Faura / bonnFM

Back to the 80’s mit Roosevelt

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Die 80er waren eine wilde Zeit – so werden sie zumindest dargestellt. Was jedoch viele oft vergessen ist, dass selbst in so einer Zeit Gefühle, Liebe und Selbstfindung so wichtig waren wie eh und je. Doch zum Glück haben wir Roosevelt, der uns mit seiner Musik auch diese Seite zeigt. bonnFM war für euch beim Konzert in der Live Music Hall.

Doch eins nach dem anderen: Wer zum ersten Mal in der Live Music Hall ist, so wie ich gestern, ist etwas perplex. Ich dachte dabei an etwas extra für Musik gebautes, da der Name so offiziell klingt. Eine ehemalige Fabrikhalle mitten im Industriegebiet Ehrenfeld war jedoch nicht gerade das, was ich erwartet habe. Doch die Auswahl der Location kam nicht von ungefähr. Roosevelt, der eigentlich wenig spricht, wenn er auf der Bühne steht, verriet uns später auch warum: Sein Studio lag jahrelang bei der Live Music Hall um die Ecke und immer, wenn er die langen Schlangen am Eingang sah, wünschte er sich, dass die Leute auch mal für seine Musik anstehen würden. Nun bleibt uns also nur zu sagen: Herzlichen Glückwunsch, lieber Roosevelt!

Roosevelts kleiner Bruder: Moglii

Bild: Leonardo Beulen Faura / bonnFM

Natürlich versucht man immer, eine Vorband auszuwählen, die ähnliche Musik macht wie der Hauptact. Wenn die Vorband den Hauptact jedoch so gut ergänzt, dass man denkt, er wäre der kleine Bruder oder sogar eine jüngere Version vom Hauptact selbst, wurde die Vorband sehr gut gewählt. Dies war auch bei Moglii der Fall. Alles an ihm wirkte wilder, jugendlicher und energetischer, als beim eher nüchternen, reiferen Roosevelt – was aber keinesfalls heißen soll, dass sein Auftritt nicht genauso gut war. Schon das Bühnenbild ist im wahrsten Sinne des Wortes wild: Ein Launchpad, ein Mischpult und ein Laptop, alles auf einem einzelnen Tisch, der mit Blättern und Lianen geschmückt ist. Wie es sich für den Jungen aus dem Dschungel nunmal gehört. Moglii wirkt einfach wie der typische Student, der Musik macht: Er nennt seine Fans „Mitbewohner“ und bedankt sich dafür, so nett in Köln aufgenommen worden zu sein, wo er nun schon seit einem Jahr wohnt. Danach schmeißt er einfach eine Banane in die Menge und wünscht wenig später dem, der sie gefangen hat, “guten Appetit”. Dieses jugendliche macht sich jedoch nicht nur in seinem Verhalten auf der Bühne bemerkbar, sondern auch in seiner Musik: Generell hat sie mehr Breaks und richtige Drops im Gegensatz zu der graduellen Entwicklung seines „älteren Bruders“ Roosevelt. Wer sich jedoch selbst ein Bild von Moglii machen möchte, kann ihn am 22.11. im Artheater in Köln sehen, wo er mit seinem Projekt „Mogelbaum“ unterwegs ist.

Roosevelt: Tron trifft Daft Punk trifft ???

Das ist es halt, etwas fehlt. Schon nach ein paar Liedern fühlte ich mich an den Film „Tron“ erinnert, für dessen Reboot Roosevelt ganz allein den Soundtrack schreiben könnte. Dazu kommt eine Prise Disco und Funk, das an Daft Punk erinnert. Aber das letzte Element, das fehlt, damit die Gleichung Roosevelt = x aufgeht, kann nicht mit was anderem verglichen werden.

Bild: Leonardo Beulen Faura / bonnFM

Es ist zum einen seine typischen Synthesizer-Melodien und seine sphärische Stimme, die wie die Stimme klingt, die manchmal aus den letzten Tiefen des Bewusstseins zu einem spricht. Dazu kommt noch, wie er seine Lieder spielt. Mehrmals kam es vor, dass er sich nach knapp zwei Dritteln des Liedes die Melodie nahm, sie leicht abwandelte und dann mit seiner Band zusammen erstmal zwei oder drei Minuten drauf losjammte und improvisierte, bevor das Lied dann endete. Und genauso wie sich Roosevelt und seine Band mit diesen Improvisationen in etwas Neues hineinbegaben und sich dort verloren, so verlor sich der Hörer ebenfalls in der Musik. Roosevelt schafft eine Neuinterpretation der Discomusik und macht sie nachdenklicher, emotionaler, jedoch nicht weniger tanzbar. Er schafft eine Renaissance der 80er, die jedoch perfekt in die Gegenwart passt und einen einzigartigen Platz einnimmt.