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Bild: Clara Schulz / bonnFM

„Love Hip Hop. Hate Sexism.“

Lesezeit: 3 Minuten

Frauen im Deutschrap. Für viele sind diese Schlagwörter heutzutage schon Trigger. Es wird sich bereit gemacht für eine handfeste Feminismus-Diskussion. Dass das aber auch ganz anders und weitaus entspannter ablaufen kann, beweist Jule Wasabi, die sich mit dem Thema in ihrem Vortrag, der vom Referat für Frauen und Geschlechtergerechtigkeit des AStA organisiert wurde, auseinandersetzt. bonnFM war für euch dabei, unvoreingenommen und gespannt.

Ich persönlich höre seit ich vierzehn bin Deutschrap. Angefangen mit einem: „Hier, hör da mal rein“ auf dem Schulhof hat mich das Genre sofort für sich eingenommen. Texte auf Deutsch, die ich verstehe, die etwas aussagen und mir aus der Seele sprechen. Je älter ich allerdings wurde, und je tiefer ich in die Szene eingetaucht bin, desto mehr habe ich hinterfragt, was ich da seit der 8. Klasse so begeistert höre. Ab und zu habe ich mich nicht nur angesprochen, sondern eher belehrt gefühlt, von Männern, die mir sagen, wie ich mich zu verhalten habe, um auf keinen Fall ihren Respekt als Frau zu verlieren. Oft habe ich mich gefragt, weshalb dieses schwarz-weiß-Denken existiert in der es nur zwei Arten von Frauen zu geben scheint. Etwas Entscheidendes hat mir gefehlt: Rapperinnen. Frauen die einstehen für sich, für mich und nebenbei auch noch die Skills haben, ein paar der Rapper in ihre Schranken zu weisen. Aber wo sind die genau? Und wenn sie nicht da sind, kann ich trotzdem weiter Deutschrap hören und mich dabei wohl fühlen trotz meiner Ambivalenz?

„Es ist schade, dass alle immer sofort mit der Feministenkeule rechnen bei dem Thema“

Die Antworten auf diese Fragen habe ich gesucht und gefunden bei der „Frauen im Deutschrap“-Veranstaltung. Obwohl nebenan ein Vortrag von Gregor Gysi stattfand, war der von Jule Wasabi gut besucht. Bekannt für ihren Deutschrap-Podcast mit Falk Schacht,„Schacht & Wasabi“,lockte die Moderatorin auch live Publikum an. Das Interesse an dem Thema scheint auch bei Männern ziemlich groß zu sein. Auffällig ist hier nicht nur der fast gleiche Anteil von Männern und Frauen, sondern auch die Stimmung. Alle scheinen euphorisch zu sein, auch einmal so ein Thema in der Uni besprechen und diskutieren zu können. „Jetzt bin ich endlich aus der Uni raus und steh plötzlich wieder hier in dieser kack Dozenten Position“. Ganz anders als die sonstigen Dozenten schafft es Jule in kürzester Zeit, aus einer Vorlesungsatmosphäre, eher einen Austausch mit einer Freundin zu machen. Als ein Insider der Deutschrap-Szene, stellt sie erst mal die Hauptprobleme bzw. Lösungsansätze vor. Unter anderem spricht sie über Feminismus, Schubladendenken oder auch den fehlenden Support von Frauen im Rap-Business untereinander. Klar wird zu Anfang: heute gibt es Frauen im Deutschrap. Wenn der Mainstream-Deutschraphörer vor ein paar Jahren  nur Kitty Kat oder Lady Bitch Ray kannte, fallen einem nun weitaus auf Anhieb mehr ein. SXTN, Sookee, Eunique, Namika, Schwester Ewa sind alles Frauen, die mit ihrer Musik gegen Schubladendenken vorgehen. Aber reicht das, um diese männerdominierte Szene grundlegend zu verändern oder zu revolutionieren?

„Man muss leider ungemütlich werden, bis sich etwas ändert.“

Während der Diskussion wird schnell klar: fast alle im Hörsaal sind einer Meinung. Selbst die drei vollbärtigen Männer hinter mir debattieren überraschend reflektiert mit (Hallo Schubladendenken meinerseits). Wenn es um die Entwicklung von Deutschrap geht, hat sich schon einiges getan. Damit dass auch so weitergeht, sagt Jule, müsse man eben manchmal „ungemütlich“ werden. Der tägliche Kampf um Respekt und das Einstehen für seine Meinung ist nicht nur für Rapperinnen ausschlaggebend, sondern auch für die Podcast-Moderatorin selbst. Die ständigen Auseinandersetzungen mit ihrem Moderator Falk gehören dazu. Extrem ehrlich und selbstkritisch redet sie über das Zusammenarbeiten in der Rap-Szene. Das alles klingt, als würde der Sexismus eben dazu gehören, sei sozusagen ein unveränderbares Symptom einer Krankheit. Aber dann kommt wieder die Frage von mir und den anderen Frauen auf: warum genießen wir dann Rap, und dürfen wir das dann? Dabei ist die Frage nach Sexismus im Rap wie die Frage mit dem Huhn und dem Ei. Was war zuerst da? Verschlimmert der Sexismus im Rap die Gesellschaft? Nein, eher ist der Rap ein einfacher Spiegel der Gesellschaft. Härter und ehrlicher als in anderen Musikrichtungen werden hier alle gesellschaftlichen Probleme behandelt, politische, materielle, rassistische und sexistische. Und genau das ist der Grund, warum ich bis heute Rap höre. Vielleicht anderen Rap, nicht unbedingt den, der primär kritisiert wird, aber dennoch Rap. Wie eine andere Zuschauerin bemerkte „Love Hip Hop. Hate Sexism“.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Katharina Ernst

    Super geschrieben, Clara! 🙂

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