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Bild: Laura Dresch / bonnFM

Ein Kodex für den Podex

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Bei Oliven und Wein lernt es sich viel besser und so gab es beim Science Slam im Pantheon am 11. Februar wieder interessante und teilweise eklige Erkenntnisse von aktuellen Forschungsschwerpunkten. Hier treten Wissenschaftler mit pompösen Power Point Präsentationen gegeneinander an und versuchen ihr Nerdwissen prägnant, kurzweilig und lustig einem bunt gemischten Publikum vorzutragen, von dem sie am Schluss bewertet werden.

Bild: Laura Dresch / bonnFM
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Durch den Abend führte der äußerst schlagfertige Moderator Rainer Holl, der das Publikum geschickt einzubinden wusste. Sonst steht er selbst als Poetry Slammer auf der Bühne. Zum Auftakt des Science Slams performte der Dortmunder seinen Slam Give beer a chance und stellte die These auf, dass Bier umso billiger ist, desto anstrengender die jeweilige Stadt ist. Bier als Kitt der Gesellschaft sozusagen.

Nach seiner kurzen Einlage traten die fünf Wissenschaftler mit ihren Themen an. Und wieder konnte man vielleicht nicht so wichtige aber witzige Sachen aus den verschiedensten Fachbereichen hören.

Aus Sche*** Gold machen

Die Medizinerin Vanessa Scherbaum hat im menschlichen Exkrement ihr Lieblingsforschungsthema gefunden. In ihrem Vortrag Der Scheiß Slam hat sie direkt ein Ideen vorgestellt um damit Geld zu verdienen. Bekanntlich sind ja die von der Schleichkatzenart Fleckenmusang verdauten Kaffeebohnen unfassbar teuer, wie uns einst Galileo (die Fernsehsendung, nicht der Astronom) lehrte.

Um noch schneller größere Mengen durch Därme laufen zu lassen, könnten nun anstelle der Miezenmägen Elefantenverdauungssysteme für die Bohnenveredlung eingesetzte werden. Mjammmi…..

Aber auch tatsächliche Quantensteine könnten mit dem menschlichen Kot gelegt werden, da sich aus ihm wunderbar Biogas herstellen lässt, dass als Treibstoff für Autos genutzt werden kann. So könnten Erdölbohrungen durch den Gang zur Toilette und der anschließenden Verwertung beendet werden.

Double Challenge – Kontext trifft Komödie

Die Vorträge waren sehr unterschiedlich aufgebaut und nicht jeder Slammer konnte das Publikum von den Hockern reißen. Denn beim Science Slam geht es nicht nur darum ein witziges Thema kurz vorzustellen. Das Publikum möchte knallharte Fakten, die spannend – und gerne auch mit vielleicht  nicht ganz so wissenschaftlichem Vokabular – vorgetragen werden.

Nachdem alle ihre zehn Minuten Redezeit hatten, wurde durch den Applaus vom Publikum abgestimmt. Es war verdammt knapp und erst in der zweiten Runde des Stechens konnte sich der Bibliothekar Erwin In het Panhuis gegen den Politikwissenschaftler Jörn Höpfner durchsetzten und die Goldenen Boxhandschuhe der Wissenschaft um seinen Hals hängen.

„Stets verlangt der Sittenkodex einen streng verhüllten Podex“

Der Mann mit dem klangvollen Nachnamen referierte über Schwule in Köln und Umgebung 1895-1918. In diesem Zeitraum formte sich langsam die Schwulenbewegung, beginnend in Berlin. Auslöser war die Verurteilung Oscar Wildes aufgrund seiner Homosexualität. Zwischen einigen Anekdoten, die er unter anderem aus Zeitungsarchiven hat, wusste er auch zu berichten wo sich die Kölner Schwulenszene anno 1900 traf. Vor der Minoritenkirche gab es einen rege genutzten Raum für gleichgeschlechtlichen Sex, eine sogenannte Verrichtungskammer. Einiges kann man sich heute kaum mehr vorstellen und Sprüche wie „Stets verlangt der Sittenkodex einen streng verhüllten Podex“ sind passé. Umso erstaunlicher ist, wie lange der Kampf um Gleichberechtigung nun schon anhält. So sind erst seit 2001 eingetragene Partnerschaften zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern in Deutschland möglich. Ein Beispiel unter vielen, das zeigt, wie viel Zeit gesellschaftliche Veränderungen benötigen können.

Der Poetry Slam tourt wild durch die Republik und wird auch bald wieder nach Bonn kommen. Aber Achtung: Die nächste Folge am 25. April wird die letzte im Pantheon sein, weil das Bonn-Center bald abgerissen und neugebaut wird. Wer also vor dem Umzug in die Halle Beuel, sozusagen bei der Science Slam Dernière für diesen Ort, dabei sein möchte,  sollte sich beeilen, denn die Karten sind immer schnell weg.