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Bild: Nelly Lantermann

“Wer nicht schwimmen kann, der taucht.”

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Ein junger Schweizer tourte mit seinem Debütalbum durch Deutschland und feiert in der zakk-Halle in Düsseldorf sein Abschlusskonzert. Faber erzählt von der Liebe, einer zerrissenen Welt und von Theken, die von Bier träumen. Wie das alles unter einen Hut passen soll?

Ein großer Vorhang, mit goldenen Pailletten besetzt. Davor stehen fünf Spiegelattrappen aus dunklem Holz und Plexiglas. Ein auffälliges Bühnenbild, das aber dem Künstler davor keineswegs die Schau stiehlt. In dunklem Anzug und weißem Hemd tritt Faber mit seiner akustischen Gitarre ans Mikrofon und beginnt im Scheinwerferlicht zu singen.
Er ist jung, gerade 25, und hat im letzten Jahr sein erstes Album „Sei ein Faber im Wind“ herausgebracht. Wie fasst man seine Musik am besten in wenigen Worten zusammen? Schnelle Rhythmen wechseln sich mit melancholischen Harmonien ab. In seinen Texten findet man sowohl einfache Mitsingrefrains („Lalalala…“, man kann sich den Rest denken), als auch gewitzte Wortspiele („Wem du’s heute kannst besorgen, dem besorgst du’s morgen auch“). Und was die Besetzung der Band anbelangt, ist er keineswegs jemand, der die klassischen drei Gleise aus Gitarre, Bass und Schlagzeug fährt. Faber bringt Posaune, Cello und Klavier ebenso gut unter.

“In Paris brennen Autos und in Zürich mein Kamin.”

Das Zusammenspiel der Band wirkt dynamisch und flexibel. Das Ensemble ist zwar eingespielt, aber man hat dennoch nicht den Eindruck, dass man eine standardisierte Show abgeliefert bekommt. Verzögerungen und Soli werden über Blicke abgestimmt, die Musiker kommunizieren jeden Akkord, den sie gemeinsam einleiten. Und ein ebenso enger Draht, wie er auf der Bühne gespannt ist, wird auch zum Publikum aufgebaut. Faber, der eigentlich Julian Pollina heißt, unterhält sich nett mit den Zuschauern, macht den einen oder anderen Scherz. Dabei wirkt er noch ein bisschen unsicher.
Vielleicht war der ein oder andere Zuschauer von dieser herzlichen Art etwas überrascht, denn in seinen Videos steht Faber eher still in der Ecke und schaut zu. Und auch seine Texte berichten von einem Weltschmerz, den man Faber live und in Farbe nicht unbedingt ansieht. Er singt von einer zerrissenen Welt, von den Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten, die zwischen dem reichen Europa und den Flüchtenden bestehen, die herkommen. „Wer nicht schwimmen kann, der taucht“, singt er ironisch, im Bezug auf die versunkenen Schlauchboote im Mittelmeer.

“Genug, genug war nie genug für mich.”

Faber beherrscht sein Publikum ebenso gut, wie seine Gitarre. Wenn fetzige, fast schon lateinamerikanische Rhythmen durch die Boxen dröhnen, dann wird getanzt. Der gesamte Saal bewegt sich, wer nicht tanzen kann, der hüpft. Der Sänger am Mikro vibriert fast, durchgeschüttelt von der Wucht seiner eigenen Stimme. Wenn er aber leise singt und plötzlich ganz zart klingt, dann wiegt man sich, schließt die Augen und lässt sich treiben.
Faber ist definitiv einen Klick auf Youtube, oder gar den Kauf eines Albums wert. Aber um die Wirkung seiner Musik wirklich und wahrhaftig zu erleben, sollte man keine Kosten und Mühen scheuen, um ihn mal live zu sehen. Denn der Mix aus Charisma, politischen Texten und tanzbarer Musik ist sein Geld wert.