You are currently viewing Interview: The Intersphere
Bild: Rainer Keuenhof

Interview: The Intersphere

Lesezeit: 6 Minuten

Im Jahr 2016 ist es vergleichsweise ruhig um The Intersphere aus Mannheim. In den vergangenen Monaten wurde ein Besetzungswechsel am Bass vollzogen und begonnen, Songs für den Nachfolger des 2014 erschienenen Albums „Relations In The Unseen“ zu schreiben. Trotzdem bekommt man vereinzelt die Möglichkeit dazu, sich von den Live-Qualitäten des Quartetts überzeugen zu lassen, so wie auf dem sehr gelungenen Green Juice Festival in Bonn am vergangenen Samstag. Vor ihrem Auftritt haben sich Thomas (Gitarre) und Christoph (Gitarre/Gesang) Zeit genommen, um über die neuen Ideen, die Bilanz der bisherigen Bandgeschichte und ihre Pläne für die Zukunft zu reden.

bonnFM: Korrigiert mich, wenn ich völlig daneben liege, aber ich meine, dass es Anfang Dezember 2010 das letzte Mal war, dass ihr in Bonn gespielt habt; ist das richtig?

Thomas: Rockaue war das letzte Mal, oder?!

Christoph: Vor zwei Jahren, 2014 waren wir da auf dem Festival.

bonnFM: Knapp daneben.

Thomas: Als totaler Quatsch entlarvt! (lacht)

bonnFM: Trotzdem sehr schön, dass Ihr da seid! August 2016, die letzte Platte ist ca. zweieinhalb Jahre her, aber es wurde schon verlautbart, dass ihr an einem neuen Album arbeitet. An welchem Punkt des Prozesses befindet ihr euch momentan?

Christoph: Wir schreiben immer noch. Nachdem wir ewig lang auf Tour waren und die ganzen Jahre durchgekesselt haben, war es jetzt erstmal so, dass jeder in den letzten Monaten eher sein Zeug gemacht hat. Es haben sich auch privat ein paar Sachen verändert, wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten (lacht). Wir haben jetzt schon Sessions gemacht, wo wir einfach mal gejammt haben, was für uns auch was ganz Neues ist, weil eigentlich immer alles krass abgecheckt ist von Anfang an. Das war eine ganz neue Erfahrung, weil einfachere Dinge und Riffs dabei rausgekommen sind. Interessante Sachen, die wir früher oder später nochmal verwursten können und ansonsten haben wir einfach jetzt ein paar Songideen und auch schon ein paar weiter ausgearbeitete Sachen. Wir arbeiten noch am Songwriting, also wir sind noch ziemlich weit vorne.

bonnFM: Kristallisiert sich schon ein bisschen heraus, in welche Richtung es geht, auch wenn ihr noch so weit am Anfang seid? Was habt ihr euch vorgenommen?

Christoph: Ganz am Anfang haben wir eigentlich mal gesagt, dass wir keinen Song unter 150 bpm machen wollen. (lacht)

Thomas: Ein Konzeptalbum! (lacht)

bonnFM: Nur noch Death-Metal!

Christoph: Wir hatten eigentlich Bock, wieder ein bisschen wildere Sachen zu machen, nachdem die letzte Platte ja relativ eingängig war. Ich glaube grundsätzlich geht es auch darum, Sachen zu finden, die für die Band einfach neu sind. So ein paar Sounds…wir haben jetzt mit dem Dani, dem neuen Bassisten, ein paar coole Synthie-Bass Sachen gemacht bei ein, zwei Tracks. Soundtechnisch und auch bei den Arrangements Dinge, die noch nicht da waren. Das wird halt nicht einfacher, wenn man schon über sechzig Songs im Repertoire hat und man will sich ja nicht wiederholen oder was Altes nur halbgeil aufwärmen. Wir suchen nach neuen Sounds und neuen Ideen und haben da, glaube ich, ein paar ganz coole Ansätze, was zu machen, was man so von uns noch nicht gehört hat. Das ist das Ziel, genau so wie auch wieder etwas wildere, experimentellere Sachen zu machen.

bonnFM: Du hast gesagt, dass man sich nicht wiederholen möchte; gewissermaßen ein Grundsatz, den viele Bands glücklicherweise pflegen. Trotz allem hat jede Band auch ihre eigenen Charakteristika, die bei euch ja auch klar zu benennen sind. Was muss also auf jedem The Intersphere Album zu finden sein? Was muss fortgeführt werden?

Thomas: Ich glaube, dass die Eingängigkeit schon Thema ist. Wir sind ja immer Freunde davon, wenn viel passiert…viel Unterschiedliches, viel Abwechslungsreiches; wenn man es hundert mal hören kann und du immer noch was Neues entdeckst. Trotzdem sollte es natürlich nie irgend so ein merkwürdiges Kunstprojekt werden, wo am Ende kaum noch nachvollziehbar ist, was das Ganze denn soll. Es ist halt trotzdem noch Musik und Songs und das ist, glaube ich, der entscheidende Punkt. Also diesen Mittelweg zu finden, dass es abwechslungsreich und spannend ist, ohne dass das jetzt vollkommen wirres Zeug wird.

bonnFM: Du hast gerade ein Konzeptalbum schon ein wenig humoristisch anklingen lassen. Oftmals äußert sich ein solches Album durch die Texte, immer wieder aber auch durch die Musik. Wenn man es genau nimmt, könnte man behaupten, dass auch „Interspheres<>Atmospheres“ (Anm. Das zweite Album der Band) in die Richtung geht, ein Konzeptalbum zu sein. Ist das etwas, was sonst für euch ausgeschlossen ist, weil es zu verschroben ist? Wie seht ihr das Prinzip eines Konzeptalbums?

Christoph: Konzeptalbum ist immer gleich so proggy und hat so einen Negativ-Touch irgendwie, aber ich finde, wenn man über einen gewissen Zeitraum Songs entwickelt, ist das eine Abbildung dieses Zeitraumes, es sei denn man hat bei der ersten Platte schon Songs, die sieben, acht Jahre alt sind. Normalerweise bildet ja aber ein neues Album die Band ab, bzw. das, was sie sich in den letzten zwei Jahren oder so erarbeitet hat und das ist für mich eigentlich schon Konzept genug. Sonst wird das immer irgendwie so käsig, wenn man das zwanghaft tut. Man limitiert sich ja eigentlich dadurch und das finde ich echt schade. Ich sehe das immer so, dass man natürlich eine Aufmachung braucht für ein Album, man muss dem Kind einen Namen geben und ein Cover und Texte; man denkt sich ja was dabei, hat bestimmte Thematiken, die einen in dem gewissen Zeitraum inspirieren und beschäftigen und diese Art von Konzept braucht man auch, aber jetzt in diesem Prog-Style, dass Motive wieder auftauchen oder sowas, das machen wir eigentlich nicht. Es sind Ansammlungen von Songs, aber wir gucken immer darauf, dass man ein füllendes Album hat, auf dem verschiedene Stimmungen drauf sind und wir achten genau darauf, wie die Songs auf dem Album angeordnet werden. Was der geile Opener ist, wie man aufhört und wie die Übergänge sind, also da machen wir uns Gedanken, dass es einfach flüssig ist, weil wir immer noch in Alben denken, aber inhaltlich nicht so verkopft, dass da alles nach einem Konzept funktionieren muss.

bonnFM: In einem schnellen Satz gesagt: Was macht für euch generell ein gutes Album aus?

Christoph: Ich finde einfach packende Songs, gute Melodien und dann auch ein Stück Zeitgeist natürlich. Einfach Themen, die die Leute momentan interessieren, oder auch umgekehrt; die Leute entführen irgendwohin….das, was einen mitnimmt.

bonnFM: Du hast gerade eben schon den neuen Bassisten Dani angesprochen. Dass sich Sebastian verabschiedet hat, war ja mehr oder weniger ein schleichender Prozess, in dem Dani häufig ausgeholfen hat (Anm. Der ehemalige Bassist von The Intersphere, Sebastian Wagner, spielt ebenso in der Kölsch-Rock Band Kasalla). Inwieweit verändert er die Dynamik der Band?

Christoph: Er ist auch Produzent und hat entsprechende Erfahrung, schraubt auch selber immer an Songs rum, von daher verändert es die Sache schon. Wobei sich Sebi auch immer stark eingebracht hat von Anfang an…es ist natürlich eine Veränderung, aber jetzt nicht so krass, weil eigentlich die Hauptideen, die Melodien, die Chords und das Grundgerüst meistens von mir kommen. Deshalb wird es das am Bass und auch bei Arrangement-Sachen sicherlich verändern, aber jetzt nicht so doll, dass man dadurch The Intersphere nicht mehr wiedererkennen wird. Das wird nicht passieren. (lacht)

bonnFM: Nach ca. zehn Jahren Bandgeschichte und vier bisherigen Alben ist natürlich ein bisschen Zeit vergangen. Wenn ihr einen Schritt zurück geht und eine Bilanz zieht, wie fällt diese für euch aus?

Thomas: Ich finde, das war eine ganz geile Zeit bisher! (lacht) Tatsächlich, wenn ich einfach darüber nachdenke, was wir erlebt haben…ich möchte das nicht missen. Das waren viele coole Sachen, viele blöde Sachen, viele skurrile Sachen (lacht); wirklich ein wilder Mix aus allem.

Christoph: Das sehe ich genau so. Überhaupt die Tatsache, dass es die Band schon so lange gibt, zeigt eigentlich, dass das auf jeden Fall funktioniert. Wir kommen untereinander gut klar, da gibt es keinen Zickenalarm oder irgendwelche Star-Allüren, obwohl wir das ja sowieso nicht sind…dass da nicht jemand anfängt durchzudrehen. Also wir verstehen uns privat gut und dadurch, dass immer wieder was passiert, solche Shows wie heute zum Beispiel, in einer Zeit, in der eigentlich nicht viel los ist, halten wir das Ding ein bisschen am Kochen und proben und machen. Dadurch bleibt die Sache immer am Leben und wir haben mittlerweile die Dosis gefunden, die gut für alle ist. Jeder kann noch seinen Kram machen und natürlich da noch Geld verdienen, was wir leider mit der Band nicht so weit tun, dass alle gut davon leben können. Es funktioniert gut und es hat genau das Maß, das es haben muss, um das Ding weiter nach vorne zu bringen.

bonnFM: Auf die nächsten zehn Jahre ist es wohlmöglich etwas weit gegriffen, aber gibt es gerade konkrete Ziele, die ihr anstrebt, abgesehen von der neuen Platte? Mehr im Ausland zu spielen, war in der Vergangenheit häufig das Thema bei euch, was vor allem mit Shows in England umgesetzt wurde. Gibt es zur Zeit etwas Vergleichbares?

Christoph: Ausland ist immer aktuell für uns, auf jeden Fall. Wir machen ja eine Art von Musik, die da durchaus funktioniert oder funktionieren könnte. Es ist nicht immer so einfach für eine deutsche Band, da was zu reißen. Einfach weiterhin gute Alben zu machen und es in Deutschland noch eine Nummer größer zu bekommen, weil wenn hier die Aufmerksamkeit größer ist, ist auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass auch im Ausland die Partner von unserer Plattenfirma mit einsteigen und ein bisschen mehr Geld in die Hände nehmen und uns da mal auf Tour schicken. Das Ziel ist es, immer ein Stück weiter nach vorne zu kommen, es gesund wachsen zu lassen und weiterhin alles zu spielen, was Sinn und Bock macht.

bonnFM: Das ist doch ein schönes Schlusswort, vielen Dank für eure Zeit!

Christoph: Danke auch!

Thomas: Gerne!