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„Kabale und Liebe“ – ganz puristisch

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Freiheit, Selbstbestimmung, das Aufbegehren gegen die Konventionen der Gesellschaft – das zeigt die Dauertheatersendung der Bühne Brotfabrik ab heute in ihrer neuen Inszenierung von Friedrich Schillers Drama „Kabale und Liebe“ mit einem besonderen Bühnenkonzept. bonnFM war für euch bei der Generalprobe dabei und konnte Blicke hinter die diesmal nicht versteckten Kulissen werfen.

Das Licht ist dämmrig. Im Halbdunkeln sitzen die Schauspieler aufrecht und mit stummen Gesichtern auf einer Stuhlreihe an den Bühnenrändern und sehen zu dem kleinen Esstisch mit zwei Stühlen, die in der Mitte der Bühne von einem hellen Leuchter bestrahlt werden. Die Requisiten sind spärlich und vor allen Dingen sichtbar, auch wenn sie nicht im Einsatz sind. Denn Vorhänge gibt es keine. Theater pur, so bezeichnen die zwei Regisseure Xenija Zoller und Tobias Gülich dieses Konzept.

Ein ungewöhnlicher Anblick: das Bühnen-Bild kurz vor der Generalprobe.
Bild: Jule Kurka / bonnFM

Der Prozess des Schauspielens steht im Vordergrund

„Es gibt diesmal überhaupt kein Hinter-der-Bühne, man sieht die gesamte Theateratmosphäre, in der das Ganze auch spielt. Man sieht ganz klar: es findet auf der
Theaterbühne statt. Und es ist Theater.“, sagt Xenija (29). Das Schauspiel und die Abläufe, die das Theaterspiel an sich ausmachen, treten dadurch deutlich in den
Vordergrund. „Wir lieben Schauspiel“, meint Tobias (36), „wir wollen Schauspiel inszenieren und diesmal wollten wir ganz puristisch sein […] und wirklich nur den Leuten ihren Text und ihr Spiel an die Hand geben. Deswegen lassen wir sie auch auf der Bühne sein und dann jeweils sofort in die Rolle treten. […] Man kann dann sozusagen dem Prozess des Schauspielens zuschauen.“
Es mag ungewöhnlich klingen, doch es ist umso faszinierender beobachten zu können, wie sich Mimik und Haltung der Schauspieler verändern, wenn sie aufstehen und ihre Rollen zum Leben erwecken. Das Konzept funktioniert, die Präsenz und die Dynamik auf der Bühne fesseln. Für die Darsteller ist es ebenfalls ein Erlebnis.

Regisseure Tobias Gülich und Xenija Zoller gehen mit den Darstellern nochmal die Generalprobe durch.
Bild: Jule Kurka / bonnFM

Etwas ungewohnt, aber sehr aufregend!

„Ich fand es am Anfang ein bisschen ungewohnt und auch etwas anstrengend, weil man ja sonst, wenn man nicht gerade auf der Bühne ist, Zeit hat, kurz zu entspannen.“ erzählt Michael Lüttgen, der den Ferdinand von Walter spielt. „Aber ich muss sagen, dass ich es doch sehr interessant finde. Alleine weil man dann wirklich mehr die Handlung verfolgt, mehr im Geschehen drin ist.“
Der 29-Jährige spielt schon seit drei Jahren in den Produktionen der Dauertheatersendung. Ganz im Gegensatz zu Verena Kohlbrenner, der Luise Miller. Sie
hatte vor der Hauptrolle noch keinerlei Theatererfahrung. „Es war eher so ein spontaner dummer Einfall beim Casting mitzumachen. Ich dachte mir einfach, dass es Spaß machen würde und es macht auch tierisch Spaß.“ Von „dumm“ kann in dieser Hinsicht auf keinen Fall die Rede sein. Die Rolle der Luise spielt sie jedenfalls sehr überzeugend und echt. „Mir gefällt die Luise auch. [Sie] ist mit einer der wenigsten, die vernünftig ist, aufrichtig und ihren Werten treu bleibt, ohne dabei andere, bis auf Ferdinand, zu verletzen.“ Einen weiteren Akzent haben Xenija und Tobias auf die Musik gelegt. Drei moderne Songs laufen insgesamt und geben dem Spiel auf der Bühne ein besonderes Flair und auch eine gewisse Ironie.

Worauf kann man sich freuen?

Viel Liebe zum Detail und Herzblut steckt in dem Stück. Schon bei der Generalprobe überzeugten die Darsteller mit einer faszinierenden Dynamik und Feingefühl auf der Bühne. Es ist auch ebenso interessant das Ensemble in seiner Gesamtheit jederzeit sehen zu können und die verschiedenen Schauspieler zu beobachten, wie sie in ihre Rollen schlüpfen und ihren Freiraum ausnutzen – ganz passend zur Thematik des Dramas. Doch auch Mitglieder des Ensembles, die sich sonst hinter den Kulissen aufhalten, könnt ihr auf der Bühne sehen. Wer bei den Aufführungen genau hinschaut, kann sogar kleine Katzenöhrchen auf dem Kopf der Souffleuse
entdecken.

Zusehen ist „Kabale und Liebe“ vom 17.01. bis zum 20.01.18 im Theatersaal der Brotfabrik immer ab 20 Uhr.