You are currently viewing Wild, wilder, Mittermeier
Bild: Laura Scherf / bonnFM

Wild, wilder, Mittermeier

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Kultur
Lesezeit: 3 Minuten

Am Dienstag, den 12. Dezember, ist Michael Mittermeier auf der Bühne des Bonner Opernhauses zu Gast gewesen, um dort sein aktuelles Comedy-Programm „Wild“ zum Besten zu geben. bonnFM war für euch vor Ort und wie wild es war, das könnt ihr hier nachlesen.

Michael Mittermeier im Bonner Opernhaus? Wer sich jetzt fragt, wie das zusammenpasst, dem sei gesagt: Es passt ziemlich gut. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Quatsch keine Oper!“ des Theater Bonn präsentierte der Komiker aus München mit dem unverkennbaren, bayerischen Dialekt am Dienstagabend sein Programm „Wild“ und schmetterte dabei zwar keine Arien, aber zeigte eindrucksvoll, dass Comedy durchaus im sonst eher ehrwürdigen Ambiente eines Opernsaals funktionieren kann. Schon vor zwei Jahren stand der Münchner Komiker auf der Bühne des Opernhauses und hinterließ einen bleibenden Eindruck bei seinen Fans im Bonner Raum. Dass der durchaus positiv ausgefallen war, zeigte sich daran, dass sich Besucher seines vorherigen Auftritts in den ersten Reihen wiederfanden. An rheinländischen Fans mangelte es ohnehin nicht: Michael Mittermeier spielte vor ausverkauftem Haus. Aber gerade dieser Aspekt sorgte für den Running Gag des Abends. So fielen zu Beginn der Show zwei freie Plätze in der zweiten Reihe auf, die auch Mittermeier nicht unkommentiert ließ. Als er gerade politische Anekdoten zur AFD zum Besten geben wollte, trafen die Nachzügler ein – und bahnten sich ihren Weg zu eben diesen Sitzplätzen. Das gefundene Fressen für den Comedian, der es sich nicht nehmen ließ, die beiden Zuspätkommer immer wieder während seines Programms aufzuziehen. Überhaupt wurde Interaktion mit dem Publikum bei dem Münchner Comedian großgeschrieben und sorgte immer wieder für Lacher – und gewissermaßen einen wahren Kulturaustausch.

„Schnörzen“ an Sankt Martin: Mittermeier trifft auf rheinländische Traditionen

So meldete sich bei der Frage, weshalb und wie Sankt Martin gefeiert wurde, eine Dame aus dem Publikum und nannte die rheinländische Tradition des „Schnörzens“. Damit wird der Brauch im Bonner Raum bezeichnet, bei dem Kinder an Sankt Martin von Haus zu Haus ziehen, um Süßigkeiten zu sammeln. Ein neuer Begriff für den Bayern, der dann auch gleich mit ins Programm einfloss und für den er mit der Frage „Schnörzen oder Saures?“ gleich einen Verbesserungsvorschlag parat hatte. Der Comedian, der dieses Jahr zum zweiten Mal mit dem Pantheon-Preis ausgezeichnet wurde, spielte in seinen Gags immer wieder auf das Rheinland und seine regionalen Erfahrungen an. Damit verlieh er seinem Auftritt nicht nur einen individuellen Touch, sondern stellte mit seiner Spontanität und seinen Stand-Up-Qualitäten auch gleich unter Beweis, warum er auch noch nach mehr als zwanzig Jahren Bühnenerfahrung die Menschen problemlos zum Lachen bringt.

Bild: Laura Scherf / bonnFM

„Wo hört wild auf, wo fängt verrückt an?“

Aber Mittermeier wäre nicht Mittermeier, wenn er nicht immer wieder die Grenze des guten Geschmacks ausreizen würde, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Derbe Sprüche und Grimassen gehören bei ihm ebenso zum Repertoire wie intellektuelle Anekdoten und tiefgründige Überlegungen. Das Ergebnis? Eine explosive Mischung und eine breit gefächerte Bandbreite an Themen – eben eine „wilde“ Show. Angesichts der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen warf er dann auch schließlich die Frage auf, wo denn eigentlich Wildheit aufhört und Wahnsinn beginnt. Etwa bei dubiosen Modelleisenbahnbesitzern? Bei Pokémon-Go-Spielern oder Selfie-Fanatikern? Eindeutig jedoch bei politischen „Lügenfressen“, wie Trump und Kim Jong-Un. Mittermeiers Erkenntnis des Programms? Gleich, ob radikaler Muslim oder Christ: Am Ende kämpfen alle Fanatiker im Prinzip auf derselben Seite, geeint im Wahnsinn.

Star Wars und das Christentum oder: Skywalker vs. Waterwalker

Mittermeier redet Klartext, nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, bleibt herrlich authentisch – und traf in Kombination mit seiner Gratwanderung zwischen Comedy, Kabarett und bitterbösem Humor damit auch in Bonn den Nerv des bunt gemischten Publikums. Denn mit seiner Bandbreite an Themen, die von politischer Satire über Trash-TV, „50 Shades of Grey“, Youtube-Stars und Klassikern wie Star Wars und Winnetou reichen, eint und unterhält der Komiker, der immer noch von Laserschwertern träumt und die wildesten Grimassen ziehen kann, Generationen.

Bild: Laura Scherf / bonnFM

Winnetou, Dagi Bee und Star Wars: Ein Comedian, der Generationen vereint

Mittlerweile ist Michael Mittermeier, der kein Geheimnis aus seinem Alter macht, mit 51 Jahren quasi ein alter und auch grau gewordener Hase im Showbusiness. Doch trotz seiner langen Bühnenerfahrung scheinen ihm weder die Ideen auszugehen, noch das Showbusiness ihn zu langweilen. So kündigte er zum Ende des Abends an, bereits ab Februar 2018 mit seinem neuen Programm „LUCKY PUNCH – Die Todes-Wuchtl schlägt zurück“ auf Tour zu gehen. Nach dem tosenden Applaus zu urteilen, wird er auch dort wieder Fans aus Bonn antreffen.