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Bild: Martin Terber via flickr.com

“Dat wör der Nubbel!” – Ein Feuer für unsere Sünden

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Zebra küsst Seemann, Prinzessin schunkelt mit Krankenschwester – ja, an Karneval ist alles möglich! Aber auch das hat mal ein Ende, denn am sechsten Tag, am Veilchendienstag, da muss auch mal Schluss sein mit lache, danze, fiere. Der Cowboy am DJ-Pult kündigt es kurz vor Mitternacht an: „Noch fünf Minütsche!“, schreit er in die tanzende Menge.

Et jecke kölsche Völkche flennt, wenn Diensdachnaach d’r Nubbel brennt

Bild: © Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)
Bild: © Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)

Erschrecken spiegelt sich in den schon trüben Augen der Jecken, denn, oh weh, gleich ist Fastelovend vorbei. „Et jecke kölsche Völkche flennt, wenn Diensdachnaach d’r Nubbel brennt“ – so ist das nun mal hier im Rheinland. Aber Karneval hört nicht einfach so auf, das Ende wird zelebriert! Mit dem letzten Kölsch in der Hand versammeln sich die Jecken draußen auf der Straße. Da ist er schon, der Nubbel! Es ist eine Strohpuppe bekleidet mit einem alten Anzug, die eben noch über einer Kneipe hing. Das Zebra und auch die anderen Jecken sind auf einmal still. Sie alle stehen um das Feuer und lauschen dem Ankläger, einem verkleideten Geistlichen, der sich seine bunte Narrenmütze auf dem Kopf nicht verkneifen konnte.

Wer is dat schuld? Der Nubbel!

Wie bei einer Beerdigung wird der Nubbel verabschiedet. Es wird geklagt und gejammert. Im Chor beten die Jecken: „Dein Kölsch komme, Dein Wille geschehe, wie im Brauhaus, so auch am Dom“.
Die Menge wird unruhiger, manche grölen „Tod dem Nubbel!“. Denn wer ist schuld, dass wir zu viel gebützt und getrunken haben? Und wer hat all die schrecklichen Dinge, die momentan auf der Welt passieren, zu verantworten? Der Prediger fragt die Jecken, wer es sein könnte. Wieder im Chor schreien alle inbrünstig: „Der Nubbel is schuld!“. Der Nubbel wird als Faulenzer und Säufer beschimpft, er muss sterben, damit alle unsere Sünden vergessen sind – das ist so klar wie das Kölschglas in der Hand des Predigers. Nun ist es soweit. Der Nubbel wird ins Feuer geworfen und geht in Flammen auf. Eine Erleichterung, unsere Sünden sind nun verbrannt! Ein letztes Mal wird sich umarmt und gebützt und hier und da ein melancholisches Karnevalslied geträllert. Die Nubbelverbrennung ist das Ende der fünften Jahreszeit. Aber nächstes Jahr geht es weiter mit lache, danze, fiere – unbesorgt natürlich, denn der Nubbel wird auch dann wieder unsere Sünden auf sich nehmen.