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Bild: Kerstin Peters / bonnFM

Von der Königin der Wolken zum “Cool Girl” – Tove Lo in Köln

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Die Schwedin Ebba Tove Elsa Nilsson, besser bekannt als Tove Lo, trat am vergangenen Freitag in der Live Music Hall in Köln-Ehrenfeld auf. Mit im Gepäck: Lieder aus ihrem neuen Album Lady Wood. bonnFM war auch dabei und mindestens genauso begeistert wie das Publikum in der ausverkauften Halle.

Wen der Ohrwurm Cool Girl bisher noch nicht erreicht hat, der hat definitiv etwas nachzuholen. Um ihr neues Album Lady Wood zu promoten, kam Tove Lo für zwei Shows nach Deutschland. Doch auch in der Vergangenheit ist sie nicht untätig gewesen und tourte bereits als Vorband für Maroon V durch die Vereinigten Staaten. Im Rheinland machte sie nur einen kleinen Zwischenstopp, ehe es weiter mit ihrer Solotour durch Europa und Nordamerika geht.

Newcomer-Band Broods überzeugt mit Auftritt

Bevor Tove Lo ihren Auftritt hinlegte, performte das neuseeländische Musikduo Broods. Dieses besteht aus den Geschwistern Georgia und Caleb Nott, die durch den lokalen „Richmond’s Got Talent“-Wettbewerb in Neuseeland bekannt geworden sind. Mit einem Mix aus Indie-Pop und Elektro-Pop konnten die beiden das Publikum überzeugen, sodass man am Ende des Auftritts gerne noch einen Song mehr gehört hätte. Das mag zu großen Teilen auch an der besonderen Stimmfarbe der Sängerin liegen, die vor allem live auf ganzer Linie beeindruckt hat.

Zwischen goldener Rennfahrer-Hose und Busenblitzer …

Bild: Kerstin Peters / bonnFM
Bild: Kerstin Peters / bonnFM

… betrat Tove Lo barfuß die Bühne und legte mit ihrem eineinhalbstündigen Auftritt los. Die Sängerin präsentierte dem Publikum sowohl Lieder aus ihrem im Oktober 2016 veröffentlichten Album Lady Wood als auch altbekanntes Material, wie zum Beispiel Habits (Stay High), Not on Drugs oder Talking Body. Sie konnte es sich nicht nehmen lassen – aber dafür ist sie schließlich auch bekannt – sich das ein oder andere Mal ungeniert in den Schritt zu fassen oder den kreischenden Fans ihre nackten Brüste zu zeigen. Doch genau solche Momente zeichneten ihre Show aus, nicht umsonst heißt es in einem ihrer Texte schließlich auch „If you love me right / We fuck for life”. Doch man sollte keinesfalls auf die Idee kommen, Tove Lo nur auf ihr selbstbewusstes und extrovertiertes Auftreten zu reduzieren. Denn die Frau hat wahrlich Talent, was sich in Form ihrer mehr als soliden und professionellen Live-Performance widerspiegelte.

Tove Lo etabliert sich als Songwriterin

Eine Stimmband-Operation Anfang 2015 scheint sie gut weggesteckt zu haben, Tove Lo verfügt auf der Bühne über eine enorme Stimmkontrolle, die beeindruckt und die sie vermutlich auch ihrer Ausbildung am Rytmus Musikergymnasiet in Stockholm zu verdanken hat. Dieses besuchte sie zusammen mit dem schwedischen Electropop-Duo Icona Pop, das sie zum einen zu ihren Freunden zählt und mit denen sie zum anderen auch schon beruflich zusammenarbeitete. Zwar nicht vor dem Mikrophon, aber dahinter – sie schrieb einige Songs für die beiden Frauen. Auch außerhalb von Schweden hat sich die 29-jährige bereits durch viele Kooperationen auf dem internationalen Musikmarkt einen Namen gemacht. Stellvertretend für eine Vielzahl weiterer Werke ist beispielsweise Ellie Gouldings Mega-Hit Love Me Like You Do zu nennen, welcher unter anderem aus der Feder der Tove Lo stammt. Für Influence, einen Song auf ihrem neuen Album Lady Wood, hat sie sich dann wiederum den US-amerikanischen Rapper Wiz Khalifa ins Boot geholt.

Lady What? (Eine Auflösung zum Schluss)

Der Titel ihres neuen Albums ist gekonnt provokant: Wood, was frei übersetzt so etwas wie Ständer heißt, hat Tove Lo kurzerhand feminisiert, sich zu eigen gemacht (schließlich gibt es kein weibliches Pendant für den Ausdruck „einen Ständer kriegen“) und findet sich bildlich nicht nur auf ihrem Albumcover, sondern ziert auch ihr Bühnenarrangement.

Bild: Kerstin Peters / bonnFM
Bild: Kerstin Peters / bonnFM

Die Stockholmerin nimmt also kein Blatt vor den Mund. Ihre Texte sind authentisch, impulsiv und 100% Tove. Während ihr Debütalbum Queen of the Clouds eine Liebesgeschichte – ohne Happy End – in drei Abschnitten („The Sex“, „The Love“, „The Pain“) erzählt und ihr als eine Art Therapie galt, mit der schmerzhaften Situation fertig zu werden, verfolgt auch ihr neues Album Lady Wood ein bestimmtes Konzept: Sie nimmt ihre Fans mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, gegliedert in zwei Teile. Die erste Hälfte „Fairy Dust“ beschreibt das Kribbeln im Bauch, die vorherrschende Leidenschaft mit all ihrer (sexuell) aufgeladenen Anziehungskraft einer jungen, frischen Liebe. All das kann jedoch ganz schnell wieder vorbei sein, sodass diese elektrisierenden Synergien von einem Bewusstsein abgelöst werden, das eine neue Phase der Beziehung einläutet. Dieses Bewusstsein geht oftmals mit Verlustängsten und Gefühlen der Verletzlichkeit einher, wie es die letzten fünf Songs in „Fire Fade“ thematisieren. Nicht durch Schönmalerei sondern mit purer Ehrlichkeit ist hier die Rede von den Höhen und Tiefen einer Verbindung zwischen zwei Menschen.

Lady Wood soll noch dieses Jahr in die zweite Runde gehen und zwei weitere Kapitel dieser emotionalen Reise offenbaren. Wer noch Tickets für die inzwischen fast restlos ausverkaufte „A Head Full of Dreams“ Tour von Coldplay ergattern konnte, kann Tove Lo dort ab Juni im Vorprogramm live erleben.