You are currently viewing Ein Tag im Herzen von Tokio
Bild: Viktoria Hiebert / bonnFM

Ein Tag im Herzen von Tokio

Lesezeit: 4 Minuten

Eine Liebeshymne auf ein Stadtviertel mit vielen Gesichtern. bonnFM reist nach Tokio.

Vier Jahre nach meinem Auslandsaufenthalt im Herzen von Tokio erstatte ich der pulsierenden Metropole einen erneuten Besuch. Es hat sich, nicht zuletzt im Zuge der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Tokio 2020, einiges verändert, doch eine Sache ist gleich geblieben: Der Stadtteil Shinjuku fasziniert jeden Besucher. Egal, ob Shopping, Entspannung, Sehenswürdigkeiten oder kulinarische Abenteuer – in Shinjuku findet man alles. Es ist nicht umsonst das wichtigste und größte Einkaufs- und Vergnügungsviertel Tokios.

Weder als Einwohner noch als Besucher kommt man um Shinjuku herum, denn im beliebten Stadtbezirk liegt auch der dreistöckigen Shinjuku Bahnhof. Als Knotenpunkt für jede Art des öffentlichen Verkehrs in Tokio ist er für Pendler, genauso wie für Touristen unerlässlich und gehört zu den meistfrequentierten Bahnhöfen der Welt. Dabei beherbergt das riesige Gebäude nicht nur den Bahnhof, sondern auch drei Kaufhäuser sowie unzählige Restaurants, Imbisse und Verkaufsbüdchen. Am Shinjuku Bahnhof angekommen, gehe ich vorbei an Pendlern, die auf ihren Zug warten und dabei dem elektronischen Vogelgezwitscher lauschen, das dauerhaft an einigen Gleisen über Lautsprecher eingespielt wird.

Schöne Aussicht auf den Fuji

Mein erstes Ziel des Tages ist das Tokyo Metropolitan Government Building, insbesondere die Aussichtsplattform im 45. Stock des Gebäudes. Auf dem Weg dorthin werde ich mit dem Anblick von zahlreichen Hochhäusern und Wolkenkratzern begrüßt. Beim Gang durch die breiten Straßen, umgeben von Bürogebäuden und teuren Luxushotels, komme ich mir auf einmal ganz klein vor, ehe ich die Zwillingstürme des Tokyo Metropolitan Government Building erblicke. Innerhalb von wenigen Sekunden bin ich mit dem Aufzug im 45. Stock und kann die Aussicht in vollen Zügen genießen. Von oben scheint das tagsüber graue Tokio schier unendlich zu sein. Ich habe Glück, denn die Luft ist klar und so habe ich einen spektakulären Ausblick auf den berühmtesten Berg Japans: den Fuji. Um die Schönheit des Sonnenuntergangs über Tokio bewundern zu können, kehre ich abends erneut zur Aussichtsplattform zurück. Kostet ja schließlich nichts.

Bild: Viktoria Hiebert / bonnFM

Viel zu sehen, viel zu essen

Für mich geht es weiter, denn auf der anderen Seite des Bahnhofs erwarten mich Einkaufshäuser, Kneipen, Restaurants und das Vergnügungsviertel Tokios. Die riesigen Kaufhäuser und Markenläden haben etwas für jeden Geschmack und jede Preisklasse im Angebot. Entlang der Einkaufsstraßen esse ich mich durch Tokios Street-Food-Angebote. Neben Früchten sind es vor allem Snacks wie mit Bohnenmus gefüllter Teig in Fischform (Taiyaki), Oktopus-Bällchen (Takoyaki) und Crepês mit ausgefallen Füllungen, an denen ich nie vorbeigehen kann.

Bild: Viktoria Hiebert / bonnFM
Bild: Viktoria Hiebert / bonnFM

Ein Kontrastprogramm zum Shopping bietet der Shinjuku Gyoen (dt. Kaiserlicher Park Shinjuku). Eine Viertelstunde zu Fuß vom Bahnhof erreiche ich die grüne Oase mitten in der Stadt. Für einen symbolischen Eintrittspreis von 200 Yen (ca. 1,50€) genieße ich die entspannte Atmosphäre. Die miteinander verbundenen Teiche des Parks werden von prachtvollen Koi-Karpfen und Schildkröten bewohnt und die großen Wiesen und Baumalleen laden zum Spazieren ein. Der Park ist wie geschaffen für eine Pause vom Großstadttrubel und ist ein perfekter Ort zum Aufatmen.

Als der Tag voranschreitet und mein Magen immer lauter knurrt, wird es Zeit für ein leckeres Abendessen. Abseits der Billig-Burger der allseits präsenten Fast-Food-Ketten trumpft Shinjuku mit zahlreichen traditionellen Restaurants auf, wo ich zum gleichen Preis authentische japanische Gerichte serviert bekomme, sei es Sushi, Ramen, Okonomiyaki oder die Tokioter Spezialität Monjayaki. Und wem normale Restaurants zu langweilig sind, der darf sich die Erlebnisrestaurants Tokios nicht entgehen lassen. Im Robot Restaurant etwa wird man beim Essen mit einer verrückten Roboter-Show unterhalten. Für ein düsteres Dinner-Erlebnis ist ein Besuch im The Lock-Up ein Muss. Dort wird in einer Gefängniszelle hinter Gittern gespeist. Die skurril klingenden Speisen und Getränke wie Pink Vaccine und Medusa’s Eyeball sehen entsprechend gruselig aus. Aufpassen sollte man aber vor allem auf die flüchtigen Insassen, die zu jeder vollen Stunde unter lautem Geschrei und Soundeffekten in die Zellen eindringen und die nichtsahnenden Besucher erschrecken können!

Die bunte Welt von Shinjuku

Sobald die Dunkelheit anbricht, erwacht die bunte Seite von Shinjuku zum Leben. Ich bin von Leinwänden, Lichtern und leuchtenden Reklametafeln umgeben. Um den Tag gebührend ausklingen zu lassen, ist ein Besuch des Vergnügungsviertels Kabukichô ein Muss. Ich treffe mich mit meinen Freunden in einem der zahlreichen Izakaya (traditionelle japanische Bar, in der zusätzlich zum Alkohol auch Essen serviert wird) und wir stoßen auf den gemeinsamen Abend an. Weiter geht es für uns zum Karaoke, wo wir uns die Seele aus dem Leib singen. Zum Abschluss des Tages machen wir die Spielhallen unsicher, wo neben Videogames und unzähligen Greifautomaten die Purikura-Fotoautomaten das Herzstück sind. Nach einer ausgiebigen Purikura-Foto-Session, die eine nachträgliche Bearbeitung mit Kulleraugen-Filter, Stickern,Sprüchen und Malereien umfasst, bekommen wir für knapp 3,50€ eine bleibende Erinnerung im handlichen DIN-A6-Format ausgedruckt.

Auch wenn es in Shinjuku viel zu erleben gibt, kann ich nicht allzu lange bleiben, denn der letzte Zug nachts um halb eins wartet nicht!