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Bild: Volker Lannert

Schließung des 3.OG – Die 5 wichtigsten Fragen zur Zukunft der Uni beantwortet

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Anfang Januar standen Studierende und Angestellte der Universität vor den verschlossenen Türen des 3.OG des Hauptgebäudes. Die Informationspolitik der Uni Bonn wurde schon mehrfach von verschiedenen Seiten kritisiert, deswegen haben wir euch hier nochmal die Antworten auf die fünf wichtigsten Fragen zusammengefasst.

1. Wie kam es zu der Schließung?

Alle öffentlichen Gebäude werden in NRW zentral vom Bau- und Liegschaftsbetrieb, kurz BLB, verwaltet. Das Hauptgebäude gehört zwar der Universität selbst, diese hat es aber an den BLB verpachtet, der deswegen u.a. auch für Renovierungs- und Brandschutzentscheidungen zuständig ist. Mit Beginn des Jahres 2019 ist eine neue Bauordnung, die BauO NRW 2018, in Kraft getreten, durch welche das Kurfürstliche Schloss einer neuen Gebäudeklasse zugeordnet wurde und bestehende Brandschutzverordnungen nochmals verschärft wurden. Aus diesen Gründen sah sich der BLB gezwungen das 3.OG zu schließen, da insbesondere Decken und Wände den neuen Verordnungen nicht entsprechen. Zwar gab es schon länger Probleme mit dem Brandschutz, diese waren aus Sicht des BLBs aber bisher nicht gravierend, sodass eine Schließung bis zum Sommersemester 2019 hätte aufgeschoben werden können. Durch die neue BauO NRW 2018 würde sich der BLB allerdings selbst strafbar machen, wenn er das 3.OG weiterhin offen halten würde, da er gegen geltendes Recht im Land verstoßen würde. Eine Schließung war also unvermeidbar.

2. Wie ist die aktuelle Situation?

Das 3.OG wird, bis es renoviert wird, geschlossen bleiben. Ersatzräume für Seminare und Büros für einen Teil der Angestellten stehen in der Römerstraße 164 zur Verfügung. Diese waren zum Zeitpunkt der Schließung noch nicht vollständig saniert, weswegen aktuell immernoch mit Hochdruck daran gearbeitet wird sie komplett zu Renovieren. Bedenken wegen eventueller Schadstoffbelastungen werden von der Universität zum jetzigen Zeitpunkt nicht bestätigt. Ein neues Gutachten, das vor allem den längeren Aufenthalt in den Räumlichkeiten mit einbezieht, ist trotzdem bereits angefordert.

3. Und wie geht’s jetzt langfristig weiter?

Bild: Dr. Thomas Mauersberg

Über kurz oder lang wird das komplette Hauptgebäude zur Renovierung geschlossen werden müssen – wann genau weiß niemand. Eine bisherige favorisierte Lösung, das Gebäude in kleinere, vertikale Abschnitte zu unterteilen, die nacheinander renoviert werden sollen, wird sich nicht wie geplant umsetzen lassen. Eines dieser Segmente müsste nämlich immer einen Brandabschnitt abdecken. Dies würde z.B. den kompletten Bereich zwischen den vier Türmen des Schlosses umfassen, was somit auch fast die gesamten, für den normalen Universitätsbetrieb nötigen, Räume betrifft. Egal, wie genau die Sanierung umgesetzt wird, dauern wird das Ganze mindestens fünf Jahre für einen der Bereiche. Bis das gesamte Schloss saniert ist nochmal wesentlich länger. Mittelfristig sollen Ersatzgebäude, möglichst im innerstädtischen Raum, angemietet werden. Zwar gäbe es bereits Gespräche mit potentiellen Vermietern, um die Mieten aber nicht in die Höhe zu treiben gibt die Universität keine Auskünfte über genaue Standorte an die Öffentlichkeit. Bis diese zur normalen Nutzung hergerichtet sein werden, dauert es allerdings nochmals mindestens ein Jahr.

4. Und sowas möchte „Exzellenzuniversität“ werden?

Die Annahme und finanzielle Unterstützung von sechs Bewerbungen für Exzellenzclustern der Universität Bonn ist deutschlandweit einzigartig. Um sich für den tatsächlichen Titel „Exzellenzuniversität“ zu qualifizieren würden schon zwei Exzellenzcluster ausreichen. Die Entscheidung, ob die Uni Bonn diese Prestige und Fördermittel bedeutende Auszeichnung erhält, fällt am 19. Juli 2019. Inwieweit die Situation des Hauptgebäudes mit in die Entscheidung der zuständigen Kommission einfließt ist fraglich und hängt mit Sicherheit auch von der weiteren Entwicklung der Lage ab.

5. Was kann ich konkret tun, um zu helfen?

Da einzelne Versuche, das Land NRW auf den aktuellen Unmut der Studierenden aufmerksam zu machen, wenig vielversprechend sind, haben sich jetzt Fachschaften der Philosophischen und Theologischen Fakultät zusammengeschlossen und eine Petition gestartet. Diese fordert nicht, dass das Hautgebäude weiterhin offen gehalten wird, wenn Studierende und Beschäftigte konkret in Gefahr sind. Es geht vielmehr darum, finanziell und auch moralisch vom Land beim weiteren Vorgehen und der Suche nach Übergangslösungen unterstützt zu werden. Der Petitionsrat des Landes NRW muss sich früher oder später mit jeder an ihn gerichteten Petition beschäftigen, mehr Unterschriften bedeuten aber mehr mediale Aufmerksamkeit und ein beschleunigtes Verfahren. Die Petition findet ihr hier.

Die Zukunft des Hauptgebäudes der Universität bleibt ungewiss, das Problem möglichst klein zu halten und zeitnah für alle Parteien zufriedenstellend zu lösen, liegt allerdings im Interesse aller Beteiligten.