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Bild: Max Kamieth / bonnFM

Zwischen Pinien, Palmen und Oliven lässt es sich leben

Lesezeit: 5 Minuten

Eine Reise durch Oberitalien: von Ventimiglia an der „Blumen-Riviera“, über Mailand, hin zum Gardasee. bonnFM reist.

Der erschwingliche Flug nach Nizza (ca. 50 €) brachte mich aus dem verregneten Düsseldorf über die noch weiß gepuderten Gipfel des Mont Blanc in mediterranes Klima mit angenehmen 28 Grad im Schatten. Die Palmen wedelten schon auf dem Rollfeld zur Begrüßung und sorgten gemeinsam mit strahlendblauem Himmel prompt für Urlaubsfeeling. Bevor es nach Italien gehen sollte, bot sich allerdings noch ein kurzer Ausflug ins nahegelegene französische Grasse und den angrenzenden Nationalpark an, der für seinen Lavendel berühmt ist. In Erwartung wohlduftender Fußballfeld-großer Felder wurde unsere kleine Reisegruppe, noch bestehend aus meinen Eltern und mir, aber bald erweitert durch meine Freundin, enttäuscht. Für die müsste man noch zwei weitere Stunden Autofahrt nach Digne auf sich nehmen, teilte uns ein französischer Bauer mit; zu weit, beschlossen wir. Allerdings entschädigte die wundervolle Lage der doch recht kleinen aber feinen „Hauptstadt des Parfums“ mit Blick über die Pinien und Zypressen gesäumten, ins Meer laufenden Hügel. Und auch mit dem Lavendel-Fund sollte es mit dem Tipp des Bauern klappen. Der Tipp, den er, wie er lachend anmerkte, bereits zum zweiten Mal am gleichen Tag einem deutschen Touri gegeben hatte, führte uns auf eine nahe, höher liegende Plattform, auf der neben eines riesigen Sternwarten-Komplexes zahlreiche wilde Lavendel Pflanzen wohlduftend ihr Dasein pflegten.

Bild: Max Kamieth / bonnFM
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Herrliche Bergidylle und Re-Cycling auf italienische Art

Der Name der „Blumenriviera“ erschließt sich schnell bei der Autobahnfahrt nach Italien: Zahlreiche Gewächshäuser finden sich an den Hängen und in den Tälern, deren Bewohner das angenehme Klima des Landstriches nutzen, um verschiedenste Arten von Blumen zu züchten. Die kleine Ferienwohnung, in der wir untergekommen waren, wurde von einer 82-Jährigen Deutschen betrieben, die schon seit 60 Jahren in der Gegend lebt und früher in einem Blumenhandel gearbeitet hatte. Ihre Insider-Tipps erwiesen sich im Verlaufe des Urlaubs als Gold wert, wenn man mal, anstatt den ganzen Tag am Strand zu lungern, die Gegend erkunden wollte. Die Umgebung Ventimiglias ruft nämlich schier danach, zu Fuß, auf dem Rad oder im Auto erkundet zu werden. Sowohl Großstadt-Trubel in Nizza oder San Remo, Millionärs-Protz in Monaco als auch wunderbare Naturlandschaften im Hinterland sind in weniger als einer Stunde mit dem Auto zu erreichen. Besonders zu empfehlen ist das kleine Bergdorf Rochhetta Nervina, das auch zu Fuß in einer kleinen Tageswanderung von Ventimiglia aus erreicht werden kann und wir auf Anraten unserer Gastgeberin besuchten. Circa 300 Bewohner bevölkern die mittelalterlichen Gebäude, die sich auf einer kleinen Anhöhe zwischen zwei Gebirgsbächen auftürmen. Ein kleiner Spaziergang über die alte Steinbrücke und durch die verwinkelten Gassen führte uns zu einem der beiden Bäche, der sich hier und da zu kleinen „Badeteichen“ staute und uns mit seinem glasklaren Wasser und frischen Temperaturen eine angenehme Abkühlung lieferte. Ist man mit dem Auto unterwegs, so lohnt sich noch die Weiterfahrt nach Triora. Die Gebirgsstraße führte uns schnell in Serpentinen auf über 1000 Höhenmeter und sorgte dank ihrer ohnehin schon eher ungenügenden Fahrbahnabmessung bei Gegenverkehr, die dann noch zusätzlich durch teilweises Absacken des halben Straßenbelags auf Fahrzeugbreite minimiert wurde, für die ein oder andere Schweißperle auf den Stirnen meiner Beifahrer. Der Ausblick über die Ligurischen Alpen entschädigte allerdings großzügig den Stress, dem vor allem meine Mutter ausgesetzt war.
Ein weiteres Highlight für Aktivurlauber ist die Pista ciclabile della Riviera Ligure, die uns ebenfalls unsere Vermieterin empfohlen hatte. Nachdem wir uns Fahrräder in der alten Bahnstation von Ospedaletti geliehen hatten führte uns dieser 24 km lange Radweg über eine stillgelegte und nun geteerte Eisenbahntrasse direkt an der Küste entlang durch San Remo und andere eher kleinere Orte.

Bild: Max Kamieth / bonnFM
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Die Pista ciclabile hat für alle Arten von Radfahrern etwas zu bieten: Hobby-Radler erfreuen sich der wunderschönen Strecke, die nahezu ohne Steigung entlang der Strände verläuft und somit stets für einen kurzen Sprung ins kühle Nass Anreiz gibt, während sich Rennrad-Fahrer auspowern und Mountainbiker kleine Abstecher ins Hinterland unternehmen können.

Auf in den „kalten“ Norden

Nach einer guten Woche im angenehmen Klima Ventimiglias packten wir dann unsere Sachen und fuhren Richtung Gardasee mit einem kurzem Zwischenstopp in Mailand, das uns mit viel zu heißen 38 Grad im Schatten empfing. Der Domplatz war für uns erste Anlaufstelle der Erkundungstour, die bei den herrschenden Temperaturen vor allem im Schatten verlaufen sollte, und lud mit seinen angrenzenden Geschäftsmeilen zum entspannten Flanieren ein. Der Besichtigung des Mailänder Schlosses am nächsten Tag angeschlossen, verbrachten wir dann noch einen entspannten Abend an den kleinen Kanälen im Navigli-Viertel.

Nach dem kurzen Städtetrip und Abgabe meiner Eltern am Flughafen, fuhren meine Freundin und ich weiter zum Gardasee, um dort noch eine Woche zu campen. Im Süden des Sees schlugen wir in der Nähe von Sirmione unsere Zelte auf. Neben dem pittoresken Sirmione, welches mitsamt Wasserburg auf einer haarnadeldünnen Landzunge liegt, bietet sich besonders das nahegelegene Verona zu einem Tagesausflug an. Die Stadt Romeo und Julias besticht durch seine historischen Bauten: pastellfarbenen Palazzos aus der Belagerungszeit der Venezianer reihen sich an antike Bauten Roms. Die Arena Veronas ist jährlich Spielplatz des Opernfestivals von Verona, das schon seit über hundert Jahren ausgetragen wird. Und obwohl meine Freundin und ich keine bekennenden Operngänger sind, nahmen auch wir am Abend auf den alten Rängen der Arena Platz, um Verdis „Aida“ zu hören. Spätestens als oberhalb der Bühne kurz nach Beginn der Oper blutrot der Mond aufging, wurden wir von der einzigartigen Atmosphäre in Besitz genommen. Die fast vierstündige Aufführung war ein wirkliches Erlebnis, das lediglich durch unseren Sitznachbarn getrübt wurde, der in den letzten 100 Takten des Finales plötzlich von der Hektik befallen wurde und begann, seiner mitgebrachten Iso-Matte unter dem Gewicht seines Körpers tösend die Luft zu entziehen. Aber irgendwie passte das auch wieder zum Ambiente der Spielstätte auf deren steinigen Rängen es wohl auch zu Zeiten Roms nicht wesentlich leiser zugegangen sein mag.

Bild: Max Kamieth / bonnFM
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Nichts wie hin!

Die abwechslungsreichen Landschaften Oberitaliens und das stets gute Essen haben große Lust auf mehr „Bella Italia“ geweckt. Vor allem die Region um Ventimiglia erwies sich für mich als kleiner Geheimtipp, deren angenehmes Klima, die große Auswahl an Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten und zudem nicht zu viel herumschwirrende Touristen eine klare Weiterempfehlung wert sind. Also packt eure Sachen und ab nach Italien!