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Bild: Nico Schmied

Das „Jugendtaxi Sankt Augustin“

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Beim Feiern schon wieder den Nachtbus verpasst? Ein Taxi nehmen ist zu teuer, aber alleine und betrunken nach Hause torkeln ist wohl nicht die weiseste Alternative… In Sankt Augustin gibt es ein Projekt, das genau dieses Problem ins Auge fasst. – Ein Interview mit dem Gründer des „Jugendtaxis“ Nico Schmied.

Worum geht es genau in deinem Projekt?

Das Projekt heißt „Jugendtaxi Sankt Augustin“ und es dient dazu, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 24 Jahren in den Abendstunden sicher nach Hause zu bringen. Die Tickets, sogenannte Gutscheine, gibt’s umsonst an verschiedenen Ausgabestellen: zum einen an den Schulen in Sankt Augustin und an der FH Bonn Rhein-Sieg. Zum zweiten gehen wir auch auf Partys und Veranstaltungen und verteilen dort die Gutscheine. Die Tickets haben einen Gegenwert von 4 Euro und gelten kumulativ. Das heißt, wenn man zu viert unterwegs im Taxi ist, dann bekommt man 16 Euro Zuschuss. Damit kommt man eigentlich relativ weit.

Wie wird das Projekt finanziert?

Das sind Spender, Unternehmer und Stiftungen aus Sankt Augustin wie die Bürgerstiftung, die Nachbarschaftshilfe, die Raiffeisenbank und die Kreissparkasse. Aus diesem Pool wird das Volumen generiert für die Gutscheine. Ohne deren Unterstützung wäre das nicht möglich.

Was war deine Motivation um dieses Projekt ins Leben zu rufen?

Ich hatte zweierlei Motivationen. Zum einen hatte ich einen klassischen Partyunfall bei mir im Bekanntenkreis. Ein 18-Jähriger hat sich überschätzt und ist alkoholisiert Auto gefahren mit anderen Jugendlichen an Bord. Zum anderen gab es innerhalb von Sankt Augustin immer mehr Übergriffe auf junge Mädchen. Zu der Zeit habe ich auch eine Damenfußball-Mannschaft trainiert und mich gefragt, wie ich die sicherer nach Hause bringen kann. Dann bin ich auf die Idee des Jugendtaxis gekommen. Das Projekt wird glücklicherweise ganz gut angenommen. Wir haben über die Karnevalszeit ungefähr Gutscheine im Wert von 2000 Euro auf den Markt gegeben und hatten Hunderte von Fahrten. Gerade die Abnahme zeigt, dass ein großer Bedarf besteht.

Wie steht’s mit dem Bereich Bonn? Das wäre ja eigentlich richtig praktisch für Bonner Studenten, die gerade den Nachtbus verpasst haben.

In Bonn gibt es das Jugendtaxi leider noch nicht. Ich bin aber immer offen für Erweiterungen. Wir haben jetzt glücklicherweise die Situation, dass das Projekt im Rhein-Sieg-Kreis immer mehr Anklang findet. Es gibt momentan auch Bestrebungen in Hennef, in Siegburg, in Zwistern und auch in Königswinter ein ähnliches Jugendtaxi einzuführen. Endziel wäre eine Kooperation im Bonner Bereich und im Bonn-Rhein-Sieg Bereich zu machen. Zurzeit profitieren nur die Leute, die zum Beispiel an der FH studieren davon, dass sie in Sankt Augustin wohnen, hier in Bonn Party machen, mit der 66 zurückfahren und sich von dort aus mit dem Taxi auf ihre Wohnsitze verteilen.

Das Ganze ist bestimmt mit großem Aufwand verbunden. Alleine schafft man das sicherlich nicht.

Ich bin der Projektkoordinator und mache das in Kooperation mit dem Verein zur Förderung der städtischen Jugendeinrichtungen in Sankt Augustin. Die übernehmen vor allem den Abrechnungsprozess. Man muss eine Kooperation machen mit den ganzen Taxiunternehmen, das ist die Genossenschaft Rhein-Sieg Agger. Wir haben das Vertragswerk gemeinsam gemacht und wir bekommen dann monatlich von denen eine Abrechnung geschickt. Den Abrechnungsprozess macht dann tatsächlich der Verein. Zusätzlich arbeite ich mit Distributoren zusammen. Ich habe ein paar Leute innerhalb der Schulen, denen ich vertraue, wie zum Beispiel die SchülersprecherInnen, die die Gutscheine an den Mann bringen. Alleine ist der Verteilprozess einfach nicht zu stemmen.

Hat das Jugendtaxi ein gewisses Erkennungsmerkmal?

Es waren am Anfang Schilder geplant, aber in Sankt Augustin ist es glücklicherweise so, dass sich fast alle Taxis beteiligen. Man kann unter der Nummer 33 33 33 die Zentrale anrufen und explizit nach einem Jugendtaxi fragen. Ausschau braucht man nicht zu halten. Jedes Taxi, das man sich ruft, ist dann auch ein Jugendtaxi.

Welche Pläne stehen zukünftig für das „Jugendtaxi“ an?

Auf jeden Fall wollen wir das Projekt weiterführen und weitere Sponsoren finden, da die Gelder endlich sind. Zudem wollen wir das Projekt erweitern. Super wäre es, wenn wir im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn erweitern könnten.

Vielen Dank für das Gespräch!

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