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Zukunftsvision im Bonner Theater

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Schöne neue Welt – eine Welt in der alle Menschen glücklich sind, in der es kein Leid gibt. Das ist die Zukunftsvision des Romans „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley. Man könnte meinen, diese Welt sei ein Paradies. Aber kann man wirklich ein erfülltes Leben führen, ohne Leid, Trauer und Unglück zu erfahren? Genau diese Frage versucht das Theaterstück „Schöne neue Welt“ in der Schauspielhalle Beuel zu beantworten.

Eine neue Gesellschaftsform

In der schönen neuen Welt, einer scheinbaren Utopie der Zukunft, ist die Gesellschaft in feste Schichten, die sogenannten Kasten unterteilt. Jede Kaste hat festgelegte Aufgaben. Die höchste Position in der Gesellschaft haben die Alphas. Für die einfachen Aufgaben hingegen sind die Epsilons, auch Halbdeppen genannt, zuständig. Die Kasten werden schon während der Produktion der Menschen festgelegt.
Menschen als ein Produkt vom Fließband – das ist in Aldous Huxley’s Roman völlig normal. Eine Schwangerschaft mit Geburt hingegen völlig undenkbar und absurd. Auch die Vorstellung von Liebe, einer bedingungslosen Bindung an einen anderen Menschen bis zum Tod, ist den Menschen völlig unbekannt. Diese Vorstellung existiert nur noch in der Wildnis, einer Art Parallelwelt, die unserer heutigen Welt ähnelt.

Zwei Welten prallen aufeinander

John, der aus der Wildnis stammt, entwickelt im Verlauf der Handlung Gefühle für Lenina. Bei Lenina stoßen Johns Empfindungen auf vollkommendes Unverständnis und Verwirrung. Sie versteht überhaupt nicht, was John mit Liebe meint. Die Vorstellung von Liebe existiert eben in der schönen neuen Welt nicht. Genauso wenig, wie die Angst vor dem Tod. Als John’s Mutter stirbt, steht die Krankenschwester völlig emotionslos daneben und sagt nur: „Sie ist tot. Das ist nicht schlimm“. Auch den anderen Figuren geht der Tod von Linda nicht nah. Ironischerweise war Linda immer von der Perfektion der schönen neuen Welt überzeugt und stirbt schließlich an deren Folgen.

Das Publikum als Teil der schönen neuen Welt

Die Umsetzung im Theater ist im Vergleich zum Roman recht oberflächlich und konzentriert sich vor allem auf die neue Gesellschaftsform im Gegensatz zu der uns bekannten Welt, beziehungsweise der Wildnis. Auch das Bühnenbild und die Kostüme sind relativ schlicht gehalten. Interessant wird die Inszenierung durch das Mitwirken vom Publikum. Immer wieder wurde ein Teil der Zuschauer hinter die Bühne gebeten. Dort hieß es dann hinsetzten, Schlafmaske und Kopfhörer anziehen und zuhören. Zu hören bekam das Publikum Sätze einer Konditionierung, mit der die Bewohner der schönen neuen Welt manipuliert werden. Die Konditionierung der Epsilons hingegen erfolgte für alle sichtbar auf der Bühne, was beim restlichen Publikum für den ein oder anderen Lacher sorgte. Am Ende gab es einen wohlverdient kräftigen Applaus für die Schauspieler und die Inszenierung. Eine Frage bleibt jedoch: Was ist das für ein Leben, in dem keine Gefühle und nichts Negatives existiert? Negatives gehört doch irgendwie zum Leben dazu, denn wer kein Unglück kennt, kennt auch kein Glück.

Das Schauspiel läuft noch am 22. und 24. Januar in der Halle Beuel. Karten gibt es ermäßigt ab 6,30 Euro.