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Bild: Katharina Pütz / bonnFM

„Der endlose Sommer“ – Madame Nielsen in Bonn

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Markant. Extravagant. So lässt sich wohl der erste Eindruck von Madame Nielsen beschreiben. Doch hinter dieser außergewöhnlichen Autorin aus Dänemark steckt weit mehr, als man denken mag. Das Literaturhaus Bonn lud am vergangenen Montagabend zu einer Lesung ihres Bestsellerromans „Der endlose Sommer“ ein. bonnFM war mit dabei und hat viele außergewöhnliche Eindrücke gesammelt.

„Ich wollte ein Buch schreiben, wie ein Requiem“

Von Kritikern wird „Der endlose Sommer“ oder im dänischen Original „Den endløse sommer“ häufig als Liebesroman bezeichnet. Dabei ist es eigentlich eher Unkategorisierbarkeit, die den Roman auszeichnet. Auch wenn es darin um Tod und Liebe, genauer gesagt, eine „Amour Fou“ geht, lässt sich dieses Buch nur schwer einordnen. Wir unternehmen trotzdem mal einen Versuch:
Geprägt wird der Roman besonders durch starke Gefühle, Kontraste und Widersprüche.
Schauspielerin Sabine Osthoff verliest die erste Passage des Abends, in der Figuren und Dialog noch realitätsnah, authentisch und mehr oder weniger logisch wirken.
Die zweite, um einiges längere Passage dagegen ist durchzogen von träumerischen, fast märchenhaften Beschreibungen. Der alltägliche Ablauf, der beschrieben wird, erscheint außergewöhnlich und faszinierend. Die Passage löst eine besondere Stimmung aus, etwas Unfassbares scheint plötzlich im Raum zu schwirren.

Fernsehmoderatorin und Moderatorin des Abends Bettina Böttinger bezeichnet die Sprache Madame Nielsens als „rhythmisch“. Es begegnet einem ein ganzer „Strom von Wörtern, in den man hineingesogen wird“. Genau das hatte Madame Nielsen wohl vor Augen. Als Musikerin wollte sie genau dieses Fließende, Mitreißende und Hypnotische in Worte fassen. „Ich wollte ein Buch schreiben, wie ein Requiem“, sagt sie. Besonders deutlich wird diese musikalische Sprache im letzten Teil des Abends, als Madame Nielsen selbst vorliest – auf dänisch. Auch wenn man kein Dänisch versteht, fühlt man immerhin den faszinierenden Rhythmus dieser Sprache.
„Vielleicht“, so Böttinger, „kann [der Roman] als ein Liebesroman bezeichnet werden, der Dimensionen sprengt.“

„Ich weiß vielleicht nicht, wer ich bin, aber ich weiß, was ich will.“

Die Person Madame Nielsen existiert so erst seit 2013. Zuvor kannte man sie als Claus Beck-Nielsen. Bevor sie sich entschied, die Identität einer Frau anzunehmen. Um sich von ihrem alten Ich loszulösen, inszenierte sie sogar eine aufwändige Beerdigung ihres alten Selbsts. Eine Künstlerin durch und durch also, die keine Einordnung wünscht und sich, wie auch ihren Roman, nicht einordnen lässt – und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, sehr authentisch wirkt. Durch nichts scheint sie sich aus der Ruhe zu bringen. Während der Lesung kommentiert sie humorvoll Patzer wie kleine Tonprobleme. Auf Deutsch wohlgemerkt. Eine der sieben Sprachen, der sie mächtig ist.
„Ich weiß vielleicht nicht, wer ich bin, aber ich weiß, was ich will“, meint sie.
Mit ihrem Roman will Madame Nielsen auf jeden Fall eines: „etwas besonderes an die Menschen bringen.“ Das hat unserer Ansicht nach wunderbar funktioniert. Was meint ihr?

Weitere Projekte

Zu Madame Nielsens Roman „Der endlose Sommer“ ist eine Theaterumsetzung geplant.
Im Oktober erscheint ihr nächster Roman „The Monster“.
Weitere Infos rund um Madame Nielsen findet ihr hier.

Madame Nielsens Roman “Der endlose Sommer” werden wir in unserer neuen Literatursendung “bonnFM liest” am 11. April 2018 vorstellen.