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Bild: Ursula Kaufmann

„Ich bin nicht was ich bin“ – „Glänzende Aussichten“ feiert Premiere im Theater Marabu

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Seit Anfang September läuft ein neues Stück im Theater Marabu in der Brotfabrik: Zehn junge Menschen, eine Aufgabe – ein Theaterstück auf die Beine stellen. Dass dies zu Schwierigkeiten führt, ist keine Überraschung. Doch die Diskussionen und Konflikte bei der Themenfindung ufern in tiefgründige Fragen aus. Wie finde ich meinen Platz auf der Bühne? Wen möchte ich spielen? Und wer möchte ich überhaupt sein? Und so wird die Suche nach einer Spielidee in „Glänzende Aussicht“ zu einem ganz anderen Findungsprozess: Zur Suche nach sich selbst.

Das ist nicht etwa das Ergebnis einer Recherche hinter den Kulissen. Genau das ist das Thema des Stückes von Martin Heckmanns, das seit Anfang September im Theater Marabu in der Brotfabrik läuft: Wie junge Menschen auf der Suche nach einem Theaterstück auf die Suche nach sich selbst geraten.

Ein Stück, bei dem die Grenze zwischen Realität und Fiktion nie vorhanden war

Dass im Theater die vierte Wand durchbrochen wird, kommt durchaus oft vor, doch dass dies schon im ersten Satz geschieht, ist eine ganz besondere Qualität des Stückes.
Der Zuschauer wird mit Fragen gelöchert und mit Wahrheiten konfrontiert. Oft direkt angesprochen, wenn nicht sogar angeschrien. Wird von Anfang bis zum Ende gefordert. Gefordert? Man könnte auch sagen verwirrt. Ein Besucher spricht von einem „großen Fragezeichen“. Zunächst versteht man die Zusammenhänge nicht, ist genauso durcheinander wie die Charaktere auf der Bühne. Doch genau das ist das Ziel. Den Sinn des Lebens zu hinterfragen, die Existenz der Wirklichkeit anzuzweifeln. Erschreckende Wahrheiten ans Licht zu bringen.

Zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie

Bild: Ursula Kaufmann
Bild: Ursula Kaufmann

Aber dies geschieht nicht unangenehm. Man möchte dem Publikum nicht mit einem Vorschlaghammer eine Moralpredigt halten. Vielmehr besteht das Stück aus abwechslungsreichen Darstellungsarten, die einen mitreißen und nicht erlauben, sich zu entziehen.  Neben Monologen über tiefe und ehrliche Gedanken werden WhatsApp Konversationen laut vorgetragen, ein Charakter durch mehrere Schauspieler verkörpert oder im Chor gesprochen. Es wird getanzt, gelacht und gegrübelt. Musik ist allgegenwärtig und wenn sie nicht über Lautsprecher ertönt, greifen die Darsteller auch gerne mal selbst zum Instrument. Das Stück ist schrill, bunt, laut, überraschend, verwirrend, inspirierend, aber vor allem eins: erschreckend wahr.

„Ein Stück, in dem sich jeder wiederfinden kann“

Das Theater Marabu bietet dafür die perfekte Location. Ein Theater, das sich größtenteils an ein junges Publikum richtet. Das „Junge Ensemble Marabu“ ist ein Teil davon. Seit 2000 findet sich jedes Jahr eine Gruppe von jungen Erwachsenen zusammen, die gemeinsam ein Stück auf die Beine stellen.
Aber wie kam es zu der Idee, ein solches Stück auf die Bühne zu bringen?
„Wir wollten das aufführen, was uns momentan beschäftigt. Was uns an der Welt, so wie sie ist, stört. In diesem Stück hat sich jeder wiederfinden können“, erzählt eine Darstellerin.

Und dass sich wohl auch das Publikum im Stück wiederfinden konnte, beweist der tosende Applaus am Ende der Aufführung. Und so gehen die Zuschauer mit ganz vielen Fragen, aber auch einigen Antworten und Denkanstößen nach Hause. Wer bin ich eigentlich? Wo will ich hin? Und was möchte ich mit meinem Leben anfangen?

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