You are currently viewing Ssio in Köln: Der inoffizielle Botschafter Bonns
Bild: Patrick Wira / bonnFM

Ssio in Köln: Der inoffizielle Botschafter Bonns

Lesezeit: 2 Minuten

Am 3.4 trat Ssio zum Ende seiner Nullkommaneun-Tour im Palladium (2x hochverlegt !) in Köln auf. BonnFM-Reporter Patrick Wira berichtet aus der Mitte der begeisterten Menge.

Als ich vor einem halben Jahr nach Bonn gezogen bin, stand auf der Liste der Argumente für Bonn unter anderem der Name des Sprechgesangskünstlers Ssio. Sein Label Alles oder Nix unter der Führung von Xatar genießt einen exzellenten Ruf in der Subkultur.
Ssio steht für Humor im Deutschrap, für sich selbst nicht ernst nehmen und für gut ausproduzierte Beats, die die guten Vibes der 90er in unsere Zeit übersetzen. Zudem schafft er es, sich authentisch aus den kleinen und großen Deutschrap-Beefs herauszuhalten und ausschließlich mit seinen musikalischen Werken von sich reden zu machen. Ssio und sein Umfeld machen nicht nur die Bi-sprache wieder salonfähig (Erfinder übrigens: deutscher Dichter Joachim Ringelnatz), er persifliert auch das gesamte Genre, ohne sich lächerlich zu machen.
In seinem neuen Album Nullkommaneun führt er seine Linie fort. Es geht um Marihuana, Prostitution, Fast Food und unsere Heimatstadt Bonn.

Bonn sollte Supporterstadt werden

Ssio ist der bekannteste Repräsentant unserer kleinen Stadt, das ist zumindest in unserer Generation nicht zu leugnen. Tannenbusch, Bonner Loch, Bertha v. Suttner-Platz, die Ortsvorwahl 0228, die Postleitzahl 53119, das Etablissement Bonn 17 und weitere der vielen Eindrücke seines Bonns verarbeitet Ssio zu einem symphatischen Rapcharakter mit einfallsreichen Texten. Schade, dass es keinen Gig in Bonn gab. Ich rufe hiermit alle Veranstalter Bonns auf, den Mann endlich mal nach Bonn zu holen. Es schmerzt, ihn in Interviews sagen zu hören, Bonn sei keine Supporterstadt. Ssio verschafft Bonn Gehör in der Szene. Die Stadt Bonn sollte seine Künstler supporten, wo immer es geht.
Im Rest Nordrhein-Westfalens hat er glücklicherweise eine große Fanbase. Ich treffe Menschen aus Mönchengladbach, aus dem Ruhrpott, einige wenige aus Bonn. Das Konzert ist ausverkauft, die Menschen stehen zumeist gedrängt, bevor ein Track das Publikum zu wildem Springen animiert und es sich komplett neu zusammensetzt. Seine Lieder haben das gewisse etwas, um sich im Kopf festzusetzen. Das zeigt sich an der enormen Textsicherheit des Publikums. Das farbenfrohe Bühnenbild ähnelt der Stadtansicht auf seinem Albumcover und wird aktiv in die Show eingebunden.

Der Auftritt wird angereichert durch wirklich lustige Monologe und innovative Ideen wie ein Liveanruf bei Xatar, T-Shirtkanonen und einen Bühnenaufruf an korpulentere Frauen. Der AoN-Gründer Xatar tritt unter dem Gejohle der Fans auf, aber wirklich wichtig: Ssio hat es im Gegensatz zu Splashauftritten der letzten Jahre diesmal auch geschafft einen guten Backup-Rapper dabei zu haben.
Das ausverkaufte Palladium scheint selbst den sonst durch sein ironisches Auftreten unnahbaren Ssio zu überwältigen. Gleich drei Mal fordert er Applaus für uns selbst, das Publikum. Nach fast zwei Stunden ist die Nacken- und Schulterbelastung vorbei. Und so verabschiedet sich die Menge von Ssio, wie er sich von ihnen: Mit Herz.

P.S.: Einen Zusatztermin in Köln gibt es erst Ende des Jahres, am 23. Dezember.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

Kommentare sind geschlossen.