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Bild: Stefan Schön

Eigenartig – Einzigartig: Der Abschied des Yasiin Bey

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Lesezeit: 2 Minuten

Yasiin Bey wird vielen nur unter seinem Künstlernamen Mos Def bekannt sein, den er mittlerweile abgelegt hat. Im Januar 2016 hat er medienwirksam das Ende seiner Musikkarriere angekündigt. Momentan ist er auf Abschiedstour durch Europa. Am Sonntag hat er in Köln sein einziges Konzert in Deutschland gespielt. bonnFM berichtet über ein Konzert, bei dem man als Fan nicht weiß, wie man es finden soll.

Ursprünglich war kein Auftritt in Deutschland geplant, doch der Reggaekünstler Patrice holte die 43-Jährige Hiphoplegende in die Live Music Hall. Und nicht nur ihn, sondern auch gleich 3 Voracts. Nach der talentierten Newcomerin Noraa aus Köln spielten Retrogott & Twit One ein Hiphopset, unmittelbar vor Yasiin Bey spielten etwas in die Jahre gekommene Artifacts ihre „greatest hits“. Drei Stunden warten auf den Hauptact – bei anderen Künstlern wäre der Aufschrei groß. Doch die Fans von Dante Terell Smith sind von seinem neuen Alter Ego Yasiin Bey einiges gewohnt. Zwei Konzertabsagen und ein schwaches Konzert 2012, das verzeiht man nur den Künstlern, die einen geprägt und über Jahrzehnte begeistert haben.

Ein Konzert fernab aller Maßstäbe

Es ist kurz vor 11 als Yasiin Bey die Bühne zu klassischer Musik betritt. Er wirkt komplett entspannt (es könnte aber auch als wirr bezeichnet werden) und wiegt sich erst minutenlang zu den Klängen der Musik, bevor er beginnt, sein eigens mitgebrachtes rotes Mikro zu benutzen. Es ist die erste vieler Tanzeinlagen zu Musik verschiedener Genres inmitten vieler schwarz-rot-goldener Ballons, die eher an Aloe Blacc als an einen der renommiertesten Hiphopkünstler der 90er erinnern. Smith wirkt zwischen seinen Tracks weiter auf merkwürdige Weise entrückt, dreht sich minutenlang auf der Bühne im Kreis.
Yasiin Bey fordert wahlweise blaues, dann wieder kein Licht. Passend: Das Bühnenbild besteht aus nur einem Beamer, der recht merkwürdige, kurze Videos an die Leinwand hinter der Bühne wirft. Doch wenn er singt oder rappt, zeigt er, warum er seinen Status verdient.

Yasiin Beys Gig entspricht keinen Schablonen und das hat seinen Preis: Es drückt auf die Stimmung. Es gibt keine einstudierte Choreographie, er spricht sich spontan mit DJ ab. Alles Teil einer Ablehnung von Kommerz, Konzertstandards und Regelmäßigkeit? Vielleicht.

Fest steht: Der Zuschauer ist keine minutenlangen Ansprachen, keine für sich tanzenden Künstler gewohnt, sondern einen Künstler, der mehr für sich als für andere zu spielen scheint. Konträr dazu steht die Tatsache, dass Yasiin Bey sich überdurchschnittlich oft beim Publikum bedankt, dass sie das wertvollste für ihn verwenden, nämlich Zeit. Der treue Fan erfreut sich daran, dass Smith sich nicht mehr komplett gegen seine Vergangenheit und die Figur Mos Def sperrt und auch die bekanntesten Songs seines alten Alter Egos spielt, bei denen er das Publikum direkt komplett auf seiner Seite hat. Dennoch richtet er nach seinen alten Tracks klare Worte an das Publikum: „I created him and he can never be bigger than me.“
Obwohl die Halbwertszeit des Rappers vielleicht überschritten ist, merkt man, dass die Konzertgänger den ebenfalls auch als Schauspieler bekannten Yasiin Bey (Per Anhalter durch die Galaxis und 16 Blocks) unbedingt ein letztes Mal sehen wollten, denn bei anderen Künstler wären viele schon gegangen. Vertrösten können sie sich mit dem Gedanken, wahrscheinlich selten ein derart merkwürdiges Konzert sehen zu werden.

Yasiin Bey beendet das Konzert mit einem seiner größten Hits: Travellin’ Man.
„I’m leaaaavin’“ schallt es durch die Live Music Hall. Die Zeile „I’ll be back to you“ verhallt. Mos Def ist Geschichte. Yasiin Bey ist Geschichte. Sein musikalisches Werk bleibt.