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Bild: Luisa Hohenbrink / bonnFM

Mit Poetry Slam zurück in der Heimat – Sandra Da Vina im Interview

Lesezeit: 4 Minuten

Auf einer Trashpop-Party hat alles angefangen. Jetzt ist sie mittlerweile seit fünf Jahren dabei und hat 2014 als erste Frau die NRW-Landesmeisterschaft im Poetry Slam gewonnen. Die Rede ist von Sandra Da Vina, die seit Anfang des Jahres mit ihrer neuen Show „Hundert Meter Luftpolsterfolie“ auf Tour ist. bonnFM hat sie vor ihrem Auftritt im Pantheon in Beuel für ein Interview getroffen.

bonnFM: Sandra, du wohnst in Essen, aber kennst Bonn ja auch ganz gut, schließlich hast du hier in der Nähe mal gewohnt. Was verbindest du mit Bonn?

Sandra: Genau ich komme nicht aus Bonn direkt, sondern aus Meckenheim, also einer Vorstadt von Bonn. Bonn war meine Jugend. Bonn ist der Ort, wo ich überhaupt meine Jugend leben konnte. Wir in Meckenheim hatten nichts – kein Kino, keine Disco, nichts. Für mich war Bonn immer total aufregend, weil ich mich in den Zug gesetzt habe und mitgenommen habe, was ging – von Shopping, bis abends feiern gehen im Carpe oder die Rheinauen und Rhein in Flammen. Die ganzen Highlights, die jeder auch kennt, der hier wohnt oder gewohnt hat. Bonn ist ein wichtiger Teil meiner Jugend.

bonnFM: Wie bist du dann zum Poetry Slam gekommen?

Sandra: Nachdem ich in Meckenheim mein Abitur gemacht habe bin ich ins Ruhrgebiet gegangen und da hab ich das erste Mal Kontakt zu diesem Format, zu Poetry Slam, gehabt. Das war ein totaler Zufall. Ich saß eigentlich an der Garderobe für eine Trashpop-Party und sollte Jacken entgegen nehmen. Vorher war so ein Slam, der war noch nicht zu Ende und ich durfte dann das Finale noch miterleben. Ich fand das unglaublich spannend. Ich habe mich zwei Minuten zu lang dafür interessiert und dann stand ich auch schon für den nächsten Monat auf der Liste. Ich musste dann da auftreten und war unglaublich aufgeregt. Ich habe drei Texte extra geschrieben und mir ein bisschen Mut angetrunken, muss ich gestehen, aber es hat ganz gut funktioniert. Dann bin ich irgendwie dabei geblieben und mache das jetzt schon seit fünf Jahren. Und es macht immer noch wahnsinnig viel Spaß.

Absurditäten des Alltags in einem neuen Blickwinkel

bonnFM: Woher bekommst du deine Inspiration für deine Texte?

Sandra: Mich inspiriert natürlich das Leben. Alles das, was mir täglich passiert. Ich finde alltägliche Dinge sehr spannend, wenn man versucht, denen ein bisschen eine andere Perspektive zu geben. Vielleicht die Absurditäten des Alltags aus einem neuen Blickwinkel. Ich glaube es steckt so viel Witz und so viel Interessantes in allem, was man macht, da kann man sehr viel draus machen. Überwiegend geht es auch um Emotionen, Freundschaft, Liebe, all diese Themen kommen irgendwie zur Sprache. Ein Thema, das mich auch ziemlich beschäftigt, ist das Erwachsensein und Erwachsenwerden. Was natürlich mit Ende 20 auch mein Leben irgendwie tangiert.

bonnFM: Ist das Erwachsenwerden dein Lieblingsthema?

Sandra: Lieblingsthemen habe ich tatsächlich eigentlich keine. Ich versuche mich auch immer auf neue Themen einzulassen und das finde ich spannend. Manchmal bekommt man die Gelegenheit dazu, wenn man angerufen und gefragt wird, ob man nicht Lust hat, was zum Thema Fußball oder Nachhaltigkeit oder irgendwas zu schreiben. Wenn ich Lust dazu habe, dann denke ich: „Ja das ist irgendwie cool, dass finde ich spannend“. Vielleicht kann ich dem Thema meinen eigenen Stempel aufdrücken und freue mich über jeden Input.

bonnFM: Du warst in diesem Jahr auch mit der 1Live Hörsaalcomedy, auch hier in Bonn, unterwegs. Wie war es Backstage so mit den Jungs Faisal Kawusi, Felix Lobrecht und den anderen?

Sandra: Backstage bei der 1Live Hörsaalcomedy war es sehr schön. Wir hatten vor anderthalb Wochen unsere letzte Show in Münster und ich weine dem sehr hinter her. Ich vermisse die Jungs unglaublich doll, wir waren ein sehr interessantes und witziges Team. Jeder hatte so seine ganz eigene Rolle und Funktion. Ich war die einzige Frau, das war sehr schade eigentlich, die Quotenfrau zu sein. Das kommt öfter mal vor und ist manchmal auch einsam, aber ich hab mich gut gekümmert. Ich war so die Camp Mutti und hab versucht, alle bei Laune zu halten. Wir haben uns alle sehr gut umeinander gesorgt, das war sehr schön. Und ja, tatsächlich wenn man seine Zeit mit Comedians Backstage verbringt, machen alle die ganze Zeit Witze. Wahrscheinlich ist das auch nochmal eine ganz interessante Show, für die man sehr viel Eintritt nehmen könnte, aber da bleiben die Türen dann zu.

Wenn Spaß haben zum Beruf wird

bonnFM: Immer lustig und gut drauf sein: Hast du auch mal Tage, an denen du es anstrengend findest, witzig sein zu müssen?

Sandra: Tatsächlich schon. Natürlich wenn man Comedy macht oder witzige Literatur, kann man sich nicht erlauben sich hängen zu lassen. Der Job ist natürlich, dass man Spaß hat mit dem Publikum und deswegen kommen die Leute ja auch zu den Shows. Es wäre gelogen zu behaupten, dass es manchmal nicht schwer fällt, aber es ist mir tatsächlich noch nie so gegangen, dass ich während eines Auftritts gedacht habe „Oh Gott, ich will hier nicht sein“. Ich glaube das ist das Allerwichtigste. Manchmal hat man Angst, auch noch nach all den Jahren, aber wenn man dann erst mal oben steht ist das jedes Mal wieder so cool und besonders und ein riesen Glück, dass man diesen Job machen darf. Deswegen freue ich mich total, dass ich das grade machen darf.

bonnFM: Hast du bestimmte Rituale vor deinen Shows?

Sandra: Ich gehe erst mal noch vierzehn Mal aufs Klo. Das ist sehr hilfreich, dann wird man mit dem Ort auch warm. Ich muss echt oft Pipi, ich bin unglaublich nervös. Dann style ich mich auch ein bisschen für die Bühne, das ist ein Ritual, das ich mag. Ich schmink mich jetzt nicht total doll, aber man hat das Gefühl, man macht sich fertig für etwas. Man entwickelt sich dann in diese Bühnenfigur und macht sich bereit für den Auftritt, sowohl äußerlich, als auch mental. Das hilft mir mich zu konzentrieren und mich schon mal seelisch darauf vorzubereiten.

bonnFM: Kannst du dein Programm für heute Abend in drei Wörtern beschreiben?

Sandra: Albern, nachdenklich und… Das letze Wort ist jetzt entscheidend oder? Bunt!

Bild: Luisa Hohenbrink / bonnFM
Bild: Luisa Hohenbrink / bonnFM

Am Abend spricht Sandra in ihrer Show über Themen, wie Freundschaft, Beziehungsstreit und die ausgeleuchteten H&M Umkleidekabine und das in einer einfach offenen, absolut ehrlichen und albernen Art und Weise, die einem auch zum Nachdenken anregt. Als nächstes ist Sandra Da Vina in Kleve beim Sommer Open Air am 09.07 und in Düsseldorf beim Asphalt Festival am 17.07 zu sehen.