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Titanenwurz: Die größte Blume der Welt

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Michael Neumann ist Gärtner im Warmhausbereich des botanischen Gartens Bonn. Mit ihm hat bonnFM über die aktuell größte Attraktion des botanischen Gartens in Bonn gesprochen: den Titanenwurz.

Michael Neumann ist Gärtner im Warmhausbereich des botanischen Gartens Bonn. Bild: bonnFM / Christoph Liedel

bonnFM: Um das direkt zu Beginn zu klären: heißt es Titanwurz oder Titanenwurz?

Neumann: Es ist die Titan-EN-wurz.

bonnFM: Was ist das Besondere an der Titanenwurz?

Neumann: Zum Ersten: Es ist die größte Blume auf der Erde; kann bis drei Meter hoch werden. Das ist schon mal relativ besonders. Zweitens: Es ist sehr, sehr schwer da einen Lebeszyklus zuzuordnen, beziehungsweise etwas vorherzusagen. Das ist genau wie heute. Seit zwei Tagen ist sie im Grunde fertig und sollte aufgehen; tut sie aber nicht. Und so ist das insgesamt sehr, sehr schwer vorhersagbar. Der Lebenszyklus ist total ungeregelt. Und das ist glaube ich Teil zwei der Faszination.

bonnFM: Sie können also auch nicht vorhersagen, wie lange die Pflanze hier leben wird bzw. wann sie sterben wird?

Neumann: Oh, das ist eine ganz andere Frage. Nein, das weiß man natürlich sowieso nie. Der Tod der kommt ja oder er kommt eben nicht. Aber bei Stauden – im Grunde ist das ja eine Staude – da ist das eh so eine Sache. Denn theoretisch wäre da unendliches Leben möglich. Wenn sie hier stirbt, dann wird wahrscheinlich einer von uns einen Fehler gemacht haben. Oder irgendeine Krankheit wird sie dann halt dahinraffen.

bonnFM: Gibt es trotzdem Versuche sie zu vermehren?

Bald öffnet sich die Blüte der Titanwurz. Bild: bonnFM / Christoph Liedel

Neumann: Ja, da haben wir 1996 einen Fruchtstand gehabt und auch absichtlich einen Fruchtstand erzeugt. Da blühten mal zwei Pflanzen gleichzeitig und wir haben 900 Samen geerntet und weltweit verteilt. Und etwa 300 haben wir auch selber ausgesät und dann anschließend die Jungpflanzen verteilt. Also in sofern: Wir haben das schon mal gemacht. Der Markt ist ein bisschen gesättigt inzwischen, also die Menschen, die in der Lage sind, eine Titanenwurz zu kultivieren, tun das heute auch, weil man braucht ja ein entsprechenden Gewächshaus, die dauerhafte Wärme und das Know-how und den Platz.

bonnFM: Dürfte ich mir als Privatperson, insofern ich die nötige Ausstattung habe, auch selbst eine Titanenwurz halten, oder gibt es da gesetzliche Beschränkungen?

Neumann: Auch das ist jetzt sehr schwierig zu sagen. Tatsächlich gibt es Samenhändler, die die anbieten. Es wird immer mal wieder angeboten. Wir als botanischer Garten dürfen nicht verkaufen. Also da wäre die rechtliche Situation völlig klar. Wir dürfen das nicht.

Wie legal das bei Händlern ist, steht in den Sternen. Das ist eine andere Nummer. Aber im Prinzip, wenn man ein sieben Meter hohes Gewächshaus hat, was man ganzjährig auf mindestens 24°C heizt, bei 80% Luftfeuchte, kann das jeder Privatmann.

„Man kann wirklich stundenlang Geschichten dazu erzählen“

bonnFm: Die Pflanze hier, wurde die hierher gebracht oder vor Ort gezüchtet?

Neumann: Die, die jetzt hier blüht, ist ganz im Ursprung tatsächlich aus Sumatra gesammelt worden. Und zwar sind in den 80er Jahren aus Straßenbauaktivitäten 50 Knollen nach Deutschland zum Palmengarten in Frankfurt gekommen und da stammt die her. Allerdings ist es keine von diesen 50 direkt, sondern über eine plattenmeristematische Vermehrung sind etwa 30 Pflanzen damals erzeugt und in den Gärten Deutschlands verteilt worden. Und eine davon haben wir immer noch in Kultur und daher die 30 Jahre Alter. Also die meristematische Vermehrung ist für mich der Start sozusagen, weil wie alt die am Standort schon war, kann ich natürlich nicht wissen.

bonnFM: Haben Sie noch einen interessanten Fakt, die Sie noch mitteilen wollen?

Neumann: Da könnte man ganz viele Geschichten erzählen. Das ist eben ein weiterer spannender Punkt, man kann wirklich stundenlang Geschichten dazu erzählen. Es ist historisch eine sehr interessante Pflanze. Denn zum Beispiel 1937 hat in Bonn die erste Titanenwurz geblüht. Das ist ja schon ziemlich lange her und damals war das wirklich etwas spektakuläres, denn es war der 14 Blütenstand seit Entdeckung in Kultur. Also das war noch richtig selten, aber das war auch schon in Bonn.

Weitere Informationen und sogar eine Titanenwurz-Webcam findet man auf der Website des Botanischen Gartens Bonn. Wer die Pflanze selbst bestaunen möchte, kann dies im Tropenhaus des Gartens tun, die Gewächshäuser sind täglich (außer samstags) von 10 bis 17:30 geöffnet.

Christoph Liedel

Leitung Online-Redaktion