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bild: bonnFM

Alltagsrassismus auch in Bonn

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Seit dem Mord an George Floyd im Mai diesen Jahres wird auch hier in Deutschland verstärkt über Alltagsrassismus diskutiert. Dass diese Debatte kein schnell vergängliches Thema ist sollte klar sein, dennoch verstärken Ereignisse wie in Minneapolis solche Diskurse. Auch Bonn hat den Alltagsrassismus noch lange nicht überwunden.

Die Mohren Apotheke

Am Konrad-Adenauer-Platz sticht einem das rote Schild mit der Aufschrift „Mohren Apotheke“ ins Auge. Im Zuge eines telefonischen Statements betont Rüdiger Hartong, der Besitzer der Apotheke, dass es ein schwieriger und aufwändiger Prozess ist, den Namen der Apotheke vollständig zu ändern. Herr Hartong erwähnt außerdem, dass schon hunderte Mails bei der Apotheke eingegangen seien, in denen sich Kund*innen wegen des Namens beschweren. Ein Statement zu dem neuen Logo und dem Namen wurde daraufhin auch auf der Webseite der Apotheke veröffentlicht. Das Logo der Apotheke, auf dem vorher eine Schwarze Figur zu sehen war, bildet jetzt einen orangenen Mörser ab. Der Inhaber der Apotheke unterstreicht auch, dass man keine Kundschaft verlieren wolle, weil den Kund*innen die Apotheke bislang nur unter dem fragwürdigen Namen bekannt ist.

Wieso fragwürdig?

Bei dem M-Wort handelt es sich um einen rassistischen und diskriminierenden Ausdruck, dessen Herkunft weit zurück liegt. Es ist die älteste Bezeichnung für Schwarze Menschen. Das Wort „Mohr“ geht sowohl auf das griechische Wort „moros“, als auch auf das lateinische „maurus“ zurück. „moros“ bedeutet so viel wie töricht und dumm, während maurus für schwarz steht. Da dieser Begriff negativ konnotiert ist und durch ihn eine Menschengruppe auf ihre Hautfarbe reduziert und als Gruppe ausgegrenzt wird, sollte man das M-Wort nicht verwenden.

Umso erstaunlicher ist es, dass man diesem Wort hier in Bonn noch über den Weg laufen kann. Die Apotheke am Konrad-Adenauer-Platz ist nicht der einzige Ort in Bonn, an dem man noch mit Alltagsrassismus konfrontiert wird.

Auch das Beethoven-Haus steht in der Kritik

An der Fassade des Beethovenhauses ist der rote Schriftzug „Im Mohren“ zu lesen. Die Figur neben dem Schriftzug stellt einen schwarzen Mann dar, der nur untenrum mit einem grünlichen Rock bekleidet ist. Die Fassade des Beethoven-Hauses kann allerdings nicht so leicht geändert werden. Da sie denkmalgeschützt ist, ist mit einer zeitnahen Änderung dieser rassistischen Darstellung nicht zu rechnen. Es soll jedoch ein Statement für die Webseite des Beethovenhauses formuliert werden und dort demnächst erscheinen.

Es besteht noch Aufholbedarf

Die Stadt Bonn hat also noch einiges aufzuholen. Momentan fühlen sich sicherlich noch einige Bewohner*innen oder Besucher*innen der Stadt diskriminiert oder angegriffen, wenn sie durch die Stadt laufen. Immerhin wird der Name der „Mohren Apotheke“ im Rahmen der Rassismusdebatte bereits teilweise geändert. Die Apotheke nennt sich jetzt „Mohren Apotheke am KAP“. Dieser Namenszusatz der Apotheke verspricht zumindest den Beginn einer Besserung.