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Artenvielfalt auf der Wiese Foto: Tobi Blum

Was summt und brummt denn da? – Artenvielfalt vor unserer Tür

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Der Weltbiodiversitätsrat kam diesen Monat zum verheerenden Schluss, dass eine Millionen Arten weltweit vom Aussterben bedroht sind. Aber wie geht es eigentlich unseren Arten zu Hause? Was krabbelt, blüht und lebt auf unseren Wiesen und kann ich als Laie das überhaupt erkennen?

Vor allem um Schülerinnnen und Schülern zu zeigen, dass jeder die heimischen Arten erkennen und bestimmen kann, haben die Biodidaktik der Universität Bonn und das Museum König am Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt, dem 22. Mai, an der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule den Schulhof genauer inspiziert. In verschiedenen Gruppen sind sie losgezogen um Insekten, Pflanzen und Vögel zu finden und zu bestimmen. Ich dachte eigentlich auf so einem Schulhof, da ist hauptsächlich Asphalt und maximal noch ein angebissener Apfel, der neben der Tonne liegt. Aber auch auf kleinsten Grasstellen und in jedem Busch leben einige Insekten: Wintermücken, Kuckucksbienen, Prachtkäfer und Beerenwanzen

Was krabbelt denn da?

Gerade Insekten sind für ein Ökosystem von enormer Bedeutung. Denn sie bilden zum einen den Großteil der Artenvielfalt und zum anderen bestäuben sie Pflanzen, damit sich diese vermehren und Früchte ausbilden können. So gibt es zum Beispiel bei uns in Bonn vier verschiedene Feuerwanzenarten, die sich durch das schwarz-rote Muster auf ihrem Panzer unterscheiden, aber verdammt ähnlich aussehen. Auch zahlreiche Marienkäferarten gibt es bei uns. Sie kann man anhand der Anzahl von Punkten unterscheiden. Am häufigsten ist bei uns der Siebenpunkt-Marienkäfer, er hat immer sieben Punkte. Die Marienkäfer mit mehr Punkten sind nicht etwa älter, sondern aus Asien zu uns eingewandert und gehören einer anderen Art an. Käfer ist also nicht gleich Käfer.

Wie bestimm ich den Käfer denn nun?

Insekten im Glas Foto: Tobi Blum

Um ein Insekt zu bestimmen muss man es erst einmal fangen, am besten mit einem Käscher oder direkt in einem Schnappdeckelgläschen. In einem Schnappdeckelglas kann ein Insekt mit ein-zwei Blättern bis zu einem Tag überleben, wenn es nicht in der Sonne steht! Dann kann man das Insekt in Ruhe betrachten und erst einmal gröber unterscheiden, ob es eine Spinne, ein Käfer, eine Wanze oder etwas anderes ist. Nun braucht man einen Insektenführer – egal ob als Buch oder online. EInfach Körperbau und Muster vergleichen und schon hat man nicht mehr irgendein Krabbeltier sondern einen Prachtkäfer, einen Speckkäfer, eine Beerenwanze oder Zipfelkäfer. Kinderleicht also – auch wenn man genau hinschauen muss. Einige Arten sind schon echt schwer zu unterscheiden, da müssen die Biologen dann unterm Mikroskop Borsten zählen oder die Genitalien präparieren, um die genaue Art zweifelslos zu bestimmen. Für die Forscher des Museums König ist aber wichtig die Art genau zu bestimmen, um ein möglichst detailliertes Bild ihrer Umwelt zu haben, denn die Insekten sind es, die als erstes Aussterben, ohne dass wir Menschen uns da groß sorgen, wie etwa bei einem Pandabären oder Nashorn.

Und was blüht da so?

Bei Pflanzen ist es ganz ähnlich. Eine Wildwiese beheimatet viele verschiedene Pflanzenarten und auch bei uns am Wegesrand gedeiht so einiges das nicht bloß Unkraut ist. Einen Großteil der Pflanzen kann man mit geübtem Auge auch als Nahrungsmittel erkennen, so wächst bei uns mittlerweile wilder Rucola. Um Pflanzen zu charakterisieren sollte man auch auf einen Pflanzenführer zurückgreifen. Bei Kräutern schaut man sich dazu erst einmal Farbe und Form der Blüte an: Der Rucola zum Beispiel blüht gelb mit 4 Blütenblättern, die sich im Kreuz gegenüberstehen. Wenn die Blüte nicht ausreicht, schaut man auf die Form der Blätter und schließlich kann auch der Geruch verraten, um welches Kraut es sich handelt.

Gerade in Zeiten großer Monokulturen, ist es wichtig sich bewusst zu machen, wie viele Nahrungsmittel um uns herum wachsen und wie wir sie schützen können, damit sie nicht plötzlich verschwinden.

Verschiedene Pflanzen, die mit einem Pflanzenführer bestimmt werden können Foto: Tobi Blum

Aber was hab ich davon?

Vor allem eins: Freude an der Natur. Wenn die Dinge, die um uns herum Wachsen und Krabbeln einen Namen haben, sind sie uns nicht mehr egal. Wir können entdecken, was direkt vor unserer Haustür lebt und darauf achten, um es zu erhalten. Anstatt die nervigen Fliegen zu zerklatschen, weil das ewige Gesumme nur nervt. Denn vor allem Insekten stellen durch ihre Bestäubung sicher, dass wir Nahrung erhalten und überleben können.

Eine lebendige Wiese oder ein gesunder Wald halten außerdem jede Menge Reize und Eindrücke für uns bereit. Düfte von Pflanzen, Gesänge von Vögeln oder Insekten, die über unsere Beine krabbeln, die wir fühlen und erfahren können. So wird die Natur erlebbar.

Also lasst uns diese Arten erkennen und retten anstatt nur freitags zu demonstrieren.

Hobby-Taxonomen können ihre Funde auch teilen: Bestimmte Käfer auf der Homepage der Rheinsichen Koleopterologen eintragen oder die App flora incognito für Blumen nutzen.