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Bild: Managment Dudenhöfer

DOD – Sexistisch, rassistisch und lustig

Lesezeit: 2 Minuten

Gerd Dudenhöfers Kunstfigur “Heinz Becker” ist wieder in ganz Deutschland (außer dem Saarland) zu sehen. Das aktuelle Programm hat jedoch einen ungewohnten Rahmen.

Ein schlichtes Bühnenbild, ein Stuhl und ein Mann. Soweit nichts neues für jene, die schon einmal “Heinz Becker” auf der Bühne sehen durften. Doch die Stimmung ist eine andere. Es geht um den Tod. Oder auf Saarländisch “Dod”. Genauer: Den Tod seiner Frau “Hilde”, von dessen Bestattung Heinz Becker soeben kommt. Er lässt sich am Küchentisch nieder und beginnt zu erzählen.

Darf er das?

Wer “Heinz Becker” kennt, den erwartet die charakteristische Ehrlichkeit und Einfachheit, für die er auf der Bühne bekannt ist. Wer zum ersten Mal von ihm hört kann schnell davon abgeschreckt sein. Denn Heinz ist wie Heinz eben ist. Er spricht über den Tod seiner Frau und wie sich sein Leben nun verändern wird. Dabei versinkt er nicht in emotionaler Trauer, sondern sieht sich ganz praktischen Herausforderungen gegenüber: Wie funktioniert eine Waschmaschine ohne Frau? Wer kocht jetzt für mich? Warum einen teuren Sarg kaufen, wenn er ohnehin vergraben wird?

Dabei macht Heinz immer wieder klar, dass seine Ehe weniger auf romantischen Gefühlen sondern vielmehr auf Pflichtgefühl und klassischen Rollenbildern fußt. Er äußert fast durchgehend Ansichten, die heute als sexistisch gelten. Als er dann auch noch von der neuen Philipinin seines Kumpels spricht, die er kurzerhand “Peng” nennt, kommt noch eine ordentliche Portion Rassismus oben drauf.

Doch das Publikum lacht. Denn es ist ehrlich. Es spiegelt die Lebens- und Gedankenwelt vieler Menschen wider, die sich nicht um akademische Genderdebatten und schulische Klimastreiks kümmern. Es ist eine grotesk-reale Darstellung eines Menschen, den es so millionenfach in Deutschland gibt.

Die Sorgen des kleinen Mannes

Dementsprechend kurz fällt der Anteil von “Freitage in der Zukunft” und “Greta Gabo”, wie er sie nennt aus. Auch Trump ist nur eine Randnotiz wert. Stattdessen geht es um die “einfachen” Dinge. Das Leben ohne Partner. Die Sorge ins Altersheim zu kommen. Die Unklarheit, wer jetzt den Kartoffelsalat macht.

Für Menschen, die Gerd Dudenhöfers Figur nicht kennen oder mögen, mag es schleierhaft sein, doch das alles hat eine ganz eigene Komik. Die Komposition aus Mundart, Mimik, Gestik, (Nicht)Inhalt und sprachlichem Witz ist auch nach über 30 Jahren auf der Bühne nach wie vor unterhaltend.

Denn auch im aktuellen Programm ist “Heinz Becker” noch immer eine gleichbleibende Person, die sich in einer verändernden Welt zurechtfinden muss. Was dieses Programm besonders macht, sind die sehr kurzen aber überraschenden, weil ungewöhnlichen Momente kurzer Trauer, die Gerd Dudenhöfer sehr überzeugend spielt.

Soll ich ein Ticket kaufen?

Fans von Heinz Becker bekommen das was sie erwarten und werden auch über das aktuelle Programm lachen können. Wer seinen Humor nicht versteht, wird auch jetzt nichts an ihm finden. Und wer ihn nicht kennt, sollte sich vielleicht ein älteres Bühnenprogramm im Internet oder die TV-Serie “Heinz Becker” ansehen, bevor er sich ein Ticket kauft.

Zu guter Letzt möchte ich Gerd Dudenhöfer einen kleinen Gefallen tun und allen Nicht-Kennern sagen, dass er sich stehts von seiner Bühnenfigur distanziert und bei jeder Gelegenheit darauf hinweist, dass dies nicht seine eigenen Gedanken und Meinungen sind, sondern die der fiktiven Person “Heinz Becker”.

Wer sich selbst einen ersten Eindruck verschaffen möchte, kann dies zum Beispiel auf YouTube tun. Wir haben eine Folge “Stefans Geburtstag” der Fernsehserie und einen Live-Mitschnitt aus Dudenhöfers Programm “Die Welt rückt näher” von 2013 verlinkt.

Stefans Geburtstag: https://www.youtube.com/watch?v=l_cdnbLkalE

Die Welt rückt näher: https://www.youtube.com/watch?v=i_dNLMpgk8I

Christoph Liedel

Leitung Online-Redaktion