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Bild: Marvin Ruppert

Felix Lobrecht – die Offenbarung eines “Hypes”

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“Zufriedene Leute kommen ja eh wieder. Die Society will aber einen akkurat-verkopften Pressetext von mir, will Formulierungen wie `messerscharfe Alltagsbeobachtungen`, `unangenehm wahr`, `brüllend komisch` hören.” So wirbt Felix Lobrecht für seine neue Show “Hype”, wir waren für euch am Dienstagabend im Pantheon vor Ort und wollen es doch einmal als akkurat-verkopfte Presse versuchen.

Bonn-Beuel, 19:55.
BonnFM-Reporter Tobi Blum hat es gerade so noch pünktlich zur Show geschafft und eine leicht panische Ann-Christin Bäumker doch nicht alleine in die Show gehen lassen. Doch es hat ja noch einmal geklappt. Prompt wurden wir am Behindertentisch platziert. Eingehüllt in schlummernde HipHop-Beats ließen wir den Blick durch den Saal schweifen. Von unserem Platz hatten wir mit einem prickelnden Kaltgetränk in der Hand einen ganz guten Überblick über das
ausverkaufte Pantheon. Der Saal war voller kleiner Tischgruppen und an einer Wand erstreckte sich eine riesige Sammlung bunter Flaschen neben ausgestopften Tierköpfen und Nachdrucken von Gemälden, wie der Mona Lisa. Kurzum: eine richtige Wohlfühl-Wohnzimmeratmosphäre. Im Kontrast dazu die Bühne: Schwarze Vorhänge angestrahlt von zwei blauen Baustrahlern mit dem Motto des Abends “Hype” als Tag. Als Bühnenbild nichts als ein schwarzer Barhocker mit einem Bierpongbecher.

“Ein paar Asis aus Siegburg, die sie anfeuern”

Dann eine Stimme auf dem Off, die den großen, den einzigartigen Felix Lobrecht ankündigt. Lässig, ganz der entspannte Berliner, schlenderte Felix auf die Bühne. Schlichte, schwarze Kleidung, eine kleine Goldkette um den Hals und die 13.000€-Rolex am Arm. Nicht zu viel Berlin, nur ein bisschen hat er aus seiner Berlin-Neuköllner Jugend, in das Pantheon mitgebracht. Verführerisch lächelnd freute er sich, dass sein Publikum da ist, mehr aber noch, dass er selbst auch da ist. In der Folge malte er sich aus, wie der Abend wohl verlaufen würde, wenn er nicht aufgetaucht wäre – eine Schlägerei in der ersten Reihe mit “ein paar Asis aus Siegburg, die sie anfeuern”.

„Wo kann man am besten feiern?“ „In Köln“

Felix war schon öfter in Bonn und ernannte die Stadt auch erstmal zum Streber in Nordrhein-Westfalen. Der Beweis dafür, war die Frage, wo man hier am besten feiern gehen könne. Was soll man sagen… der Antwort „in Köln“ haben wir auch nichts weiter hinzuzufügen.

Der Berliner lachte zum Glück auch noch über andere Städte, über die „Fitnessbitches“, die mit viel zu engen Leggings Sport machen und eigentlich jeden, der sich mit politisch korrekten Prenzlauer-Berg-Spielplatzmüttern identifiziert. Er gab seinem Publikum an diesem Abend den Freifahrtschein, über alles lachen zu dürfen. Die Momente, in denen jeder mal seine liberal-weltoffene Einstellung ablegt und seine eigene kleine rassistische Seite zum Vorschein kommt, kennt jeder. Ja, jeder hat eine kleine rassistische Seite, also außer uns natürlich.

“Mit 30 hatte man einfach alle seine ersten Male schon”

Der Berliner sprach aber auch über die Probleme mit 30 Jahren. Ja, Felix Lobrecht ist schon 30! Er ist in einem Alter, in dem die eigenen Freunde Familien gründen, während er einfach alles schon einmal erlebt hat – alles außer dem spießigen Otto-Normalverbraucher-Leben. Felix größtes Problem: Was machen mit dem Baby, wenn es dann da ist? Und wie hält man es überhaupt? Dann doch vielleicht lieber feiern gehen, da wird der Lobrecht auch schon mal von der Polizei mit Blaulicht in den Club kutschiert, auch wenn wir diese Geschichte nicht so ganz glauben. Zumal Hobby-Großstadtprolet Lobrecht zum Schluss seine weiche Seite offenbarte. Er zeigte sich gerührt von seinen geänderten Lebensumständen seit dem Hype um seine Person und von seinen Ängsten, das, was er erreicht hat, wieder zu verlieren.

Fazit des Abends

Felix trat in seiner gewohnt lässigen Haltung auf. Seine bekannten langen Pausen nach den Pointen und auch seine Wortwitze gehören einfach zum Standard-Lobrecht-Paket. Vor allem seine kleinen Lacher, über die eigenen Witze, machen ihn doch so charmant. Trotzdem haben wir den jungen Lobrecht vermisst: Den wilden Felix, der auf Studentenpartys abhängt, über Schlafsäcke quatscht und sein Kilo Nothack mitbringt. Unseren Felix, der grundlos Tauben anzündet. Stattdessen gab es einen Felix Lobrecht, der mit dem Trend geht, Witze über Gehbehinderte und links-grün-versiffte Gutmenschen mit ihrem Spießerleben reißt. Er bricht die Tabus nur um sie gebrochen zu haben, weil seine Fans es so von ihm erwarten. Wir hätten uns ein bisschen weniger Familiengründung mit festem Job und Bausparvertrag gewünscht und dafür etwas mehr den Studenten-Felix. Insgesamt war der Abend jut. Die Rakete Felix hat gezündet und ordentlich abgeliefert, aber vielleicht war sie zu gehyped.