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Bild: bonnFM

Neuauflage, gleiche Frage

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Am Donnerstag stellte das Bonner Theaterkollektiv “THE BEAUTIFUL MINDS” ihre neue Produktion im Theater im Ballsaal vor: eine moderne Anlehnung an Frank Wedekinds “Frühlings Erwachen”. Anscheinend stellen sich die Menschen fast 130 Jahre später immer noch die gleiche Frage: “Was ist Sex?”

Das Saallicht geht aus, die Bühne erhellt sich. Plötzlich: Thrift Shop von Macklemore. Ein erstes Indiz dafür, dass es sich bei der Produktion von “THE BEAUTIFUL MINDS” nicht um eine klassische Inszenierung handelt. Die Schauspielenden betreten die Bühne und nach einer anfänglichen Choreo dauert es nicht lange bis der erste Monolog beginnt, in dem ein junger Mann über Aufklärung und das Erwachsenwerden sinniert.

“Früher habe ich gedacht, Erwachsene hätten das alles voll raus..

..mit Liebe und Sex und so. Stellt sich raus: Nö. Eigentlich hat keiner Ahnung.” Bereits Frank Wedekinds Stück “Frühlings Erwachen” von 1891 setzte sich mit dem Erwachsenwerden auseinander. So lassen sich Themen wie Sex, Liebe, Ausgestoßensein und Homosexualität auch in dieser modernen Anlehnung wiederfinden. Anscheinend hat die Menschheit in den vergangenen fast 130 Jahren auf all die Fragen des Originals immer noch keine Antworten gefunden. Doch auch moderne Probleme wie Migration und Integration im neuen Land finden ihren Platz. So sagt einer der Schauspielenden: “Als ich nach Deutschland kam, habe ich mich gewundert, dass es so viele Obdachlose auf der Straße gibt. Jetzt wundere ich mich nicht mehr.”.

Eine Mischung aus Fiktion und Erfahrungsbericht

Angst vor den Eltern, Angst vor dem eigenen Bruder, niemandem erzählen können, was man fühlt, Arbeitslosigkeit, erste Küsse auf dem Jahrmarkt, Glaube und Enthaltsamkeit, Freiheit und Politik. All das findet einen Platz in “Frühlingserwachen”. Bei den Erzählungen der einzelnen Charaktere weiß man als Zuschauer*in nicht, ob das erzählte nun ein auswendig gelernter Text oder doch ein wahrer Erfahrungsbericht ist. Vermutlich ist es ein bisschen von beidem. Selber bezeichnet die Gruppe dies auf ihrer Website als “inszenierte Authentizität”. Dabei läge der Fokus auf der partizipatorischen und und biografischer Theaterarbeit mit “Experten des Alltags”. Insbesonder mit Menschen mit Migrationshintergrund.

“Ob Einheimische oder Geflüchtete,…

Arbeitsmigrant*in oder Zugewanderte früherer Jahre: everybody has a beautiful mind.” So das Motto des Theaterkollektivs, das seit 2016 Stücke in Bonn inszeniert. Die Teilnehmenden des Projekts sind seit unterschiedlichen Zeitpunkten ihres Lebens in Deutschland und lassen ihre Erfahrungen in das Stück mit einfließen. 

So erzählt das Stück “Frühlingserwachen”, unter der Leitung von Stefan Hermann und Christina Siegert von sexueller Aufklärung und den damit verbundenen Konflikten Jugendlicher – egal, ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Sehen könnt ihr das Stück erneut am 18.01. um 20 Uhr im Theater im Ballsaal.