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Hubertus Koch im Interview: Keine klassische Kiffer-Doku

Lesezeit: 3 Minuten

Hubertus Koch ist ein 27-jähriger Filmemacher aus Köln und bekannt für seine Dokumentation „Süchtig nach Jihad“ über die Situation in den Flüchtlingslagern Syriens. Er hat den Förderpreis des Deutschen Fernsehpreises gewonnen und arbeitet an selbst produzierten Dokumentationen, die er über das Y-Kollektiv teilt. In Köln-Ehrenfeld hat er sein neues Projekt „die realste Kifferdoku aller Zeiten“ vorgestellt, eine Talkrunde mit Paul Lücke (Redakteur von Shore, Stein,Papier) angeregt und bonnFM ein Interview gegeben.

bonnFM: Hubertus, du bist bekannt geworden durch die Syrien-Doku „Süchtig nach Jihad“. Wie bezeichnest du deinen Job heute?

Hubertus Koch: Ich mach Filme zu verschiedenen Themen. Kann man sich angucken, ich würde mich aber nicht als Journalist bezeichnen, eher als Filmemacher.

bonnFM: Wir sind hier, um deine neue Dokumentation „die realste Kifferdoku aller Zeiten“ zu schauen – der Name nimmt natürlich etwas vorweg, aber was habt ihr genau gemacht?

Die deutsche Drogenpolitik ist rückständig

Hubertus Koch: Erstmal hab ich gekifft in Amsterdam, dann haben wir in Deutschland geguckt, wie das in der Politik aussieht: Legalisierung, Kriminalisierung, die beiden großen Gegenspieler. Und dann hab ich in anderen Ländern geguckt, wie es da gehandhabt wird. In Holland ist klar, da kann man Gras im Coffee Shop kaufen, aber es gibt ja auch das Zwischenmodell Entkriminalisierung, dass man die Leute die kiffen, nicht mehr verfolgt, wie zum Beispiel in Portugal.

bonnFM: Bist du denn zufrieden mit dem Event hier?

Hubertus Koch: Mit der „realsten Kifferdoku aller Zeiten“ nimmt man den Mund natürlich ein bisschen voll, aber da viele Freunde von mir da sind, die kiffen oder gekifft haben und die sagen, es war ein cooler authentischer Film. Ich bin damit sehr zufrieden.
Man soll aber nicht nur darüber denken „der hat gekifft, das ist ja heftig“. Das ist gar nicht heftig, sehr viele Leute kiffen, man sollte eher über die Drogenpolitik sprechen.

bonnFM: Wie ist das mit der Zielgruppe? Versuchst du auch Leute abzuholen, die noch nie gekifft haben?

Hubertus Koch: Auf jeden Fall. Zum Beispiel meine Mutter sagt immer: „Hubi, und dann kiffst du und dann …“ und ich frage sie dann immer, ob wir zusammen einen Joint rauchen. Das traut sie sich denn aber nicht. Es gibt viele Leute, die nicht wissen, was kiffen ist und es, weil es illegal ist, auf einer Stufe mit Heroin sehen, aber das ist ja nicht so. Da wollte ich einfach Aufklärungsarbeit leisten, wie das ist, wenn man bekifft ist – ist auch nicht so heftig.

Bild: Patrick Wira / bonnFM
Bild: Patrick Wira / bonnFM

Wir brauchen mehr Anarchie im Journalismus

bonnFM: Ihr ladet das für das Y-Kollektiv hoch. Was ist das, wie läuft das und wo kann man da mitmachen?

Hubertus Koch: Wir sind ein junges Reportermagazin. Wir vom Y-Kollektiv machen Dokus über alles Mögliche. Wir machen Webdokus und versuchen das persönlicher zu erzählen. Nicht so anonym, wir sind die Medien und DAS ist die Wahrheit.
Mitmachen weiß ich nicht, musst du den Chef fragen mit der Base-Cap da. Das läuft alles über Radio Bremen. Das ist ein cooles Team – bockt sich!

bonnFM: Abschlussfrage – Was muss man ändern im Journalismus?

Hubertus Koch: Wir brauchen mehr Anarchie, Ungeplantheit und Out-of-the-box-denken. Ich merke das mit Kollegen, die aus dem Öffentlich-Rechtlichen kommen, die in sehr starren Strukturen denken, die sich sehr schwer aufbrechen lassen und deswegen in der Erzählung sehr wenig an Innovation passiert, die Leute anders ansprechen würde. Ist sehr klassisch. Wir vom Y-Kollektiv versuchen das ein bisschen anders zu machen, aber wir haben ein Reichweite-Problem. Unser Channel hat 20.000 Abonnenten auf Youtube, das ist gar nichts und BibisBeautydingsbums hat 3 Milliarden – was soll die Scheiße? Deswegen: Y-Kollektiv übernimmt!

„Die realste Kifferdoku aller Zeiten“ ist ab sofort hier zu sehen.