„Ich liebe und lebe meinen Fetisch“

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Von Mara Neuber und Lauren Ramoser

Bild: Lisa Breig / LIBRE Fotografie

18 Jahre Ehe. Dann folgt die Trennung. Und mit der Trennung kommt das Gefühl, das etwas in einem brodelt. Genau diesem Gefühl ist Antonietta nachgegangen und hat nach einiger Zeit ihren Lack- und Lederfetisch entdeckt. Mit bonnFM Bettgeflüster hat sie über ihre persönlichen Erlebnisse mit ihrer Vorliebe gesprochen.

bonnFM Bettgeflüster:Liebe Antonietta, wie hast du genau gemerkt, dass du einen Lack- und Lederfetisch hast?

Antonietta: Nachdem ich 18 Jahre verheiratet war und in einer Blümchenbeziehung gelebt hatte, habe ich nach der Trennung gemerkt, dass etwas in mir brodelte. Dann habe ich ein bisschen gegoogelt und irgendwann einen Bezug zu Lack und Leder gefunden. Mit der Zeit habe ich dann auch meine dominante Ader entdeckt.

bonnFM Bettgeflüster: Wie ging es dann weiter?

Antonietta: Dann hatte ich einen jüngeren Liebhaber und es geschah alles. Ich habe einfach alles fließen lassen und meinen Fetisch gelebt.

bonnFM Bettgeflüster: Irgendwann hast du sicherlich auch deinen Freunden und deiner Familie erzählt, dass du einen Fetisch hast. Wie sind deine engsten Vertrauten damit umgegangen?

Antonietta: Mit der Zeit habe ich angefangen Fotos zu machen – Fotos von mir in Lack und Lederkleidern, die ich dann provokant auf Facebook gepostet habe. Damit war ich natürlich sehr offensiv. Dann kamen immer mehr Leute zu mir, die meinten, dass sie es eigentlich ganz gut finden, dass ich meinen Fetisch lebe. Anfangs sind die Leute damit aber nicht so offen umgegangen. Mittlerweile weiß es aber eigentlich jeder, meine Kinder und meine Mutter und meine Freunde – alle wissen, dass ich meinen Fetisch liebe und auch lebe.

bonnFM Bettgeflüster: Wie gehen deine Kinder damit um? Wissen sie genau darüber Bescheid, was ein Lack- und Lederfetisch eigentlich ist?

Antonietta: Meine Kinder finden das toll. Sie kennen wirklich alle Fotos, die ich in den verschiedenen Outfits mache, wenn ich auf Partys gehe. Aber sie sagen mir auch immer, dass ich nicht meine nackten Brüste zeigen soll – das mache ich dann natürlich auch nicht. Meine Kinder werden mit meinem Fetisch groß – Sex und Fetische sollten heutzutage auch kein Tabuthema mehr sein.

bonnFM Bettgeflüster: Da geben wir dir total recht! Erkläre uns jetzt doch mal bitte, wie du deinen Fetisch genau auslebst.

Antonietta: Meinen Lack- und Lederfetisch lebe ich überwiegend aus, wenn ich in einer Beziehung bin. Ich kleide mich aber auch privat sehr gerne in Lack und Leder. Zur Arbeit trage ich manchmal auch ein Corsage und ein Sacko darüber, das kann man meiner Meinung nach auch im Alltag tragen. Und ansonsten gehe ich gerne auf frivole Partys.

bonnFM Bettgeflüster: Wie findest du solche Fetisch-Partys und wie hast du dich bei deiner ersten Party gefühlt?

Antonietta: Diese Partys sind sehr erotisch! Bei der ersten Fetisch-Party, auf der ich war, hatte ich ein Problem meinen Körper unter Kontrolle zu behalten, weil ich hoch erregt war. Damals hatte mich ein Pärchen mitgenommen und ich war sofort begeistert, wie viel Haut gezeigt wird und wie viel Sex in der Luft liegt. Ich habe mich einfach wohl gefühlt. Es gab keine Tabuthemen und alle sind offen und höflich miteinander umgegangen – sogar viel höflicher als in einer normalen Disco.

bonnFM Bettgeflüster: Wie laufen diese Fetisch-Partys genau ab?

Antonietta: Das kommt darauf an, auf welche Partys man geht. Man kann dort tanzen oder mit Sklaven und Zofen spielen. In gewissen Bereichen kann man auch sexuell aktiv werden, wenn man möchte. Das ist aber natürlich kein Muss. Ich gehe auf Fetisch-Partys um zu tanzen und auch, um mich schön zu kleiden. Ich trete dort aber immer als Diva auf und werde daher auch nicht berührt.

bonnFM Bettgeflüster: Bleibst du denn immer in deiner dominanten Rolle oder bist du auch manchmal in einer devoten Position?

Antonietta: Wenn ich einem Mann gehören möchte, bin ich auch in der devoten Position. Ich bin eine sogenannte „Switcherin“, ich wechsel also zwischen dominant und devot. Wenn ich auf einer Party devot bin, zeige ich den anderen Leuten das, indem ich eine Ausgehleine trage. Dann weiß jeder, dass ich für andere tabu bin und einem bestimmten Mann gehöre. Ausgehleinen symbolisieren aber auch, dass man devot veranlagt ist.

bonnFM Bettgeflüster: Wie können wir uns das denn vorstellen, wenn du in der dominanten Position bist. Welche Utensilien benutzt du dort am liebsten?

Antonietta: Ich persönlich liebe die Gerte. Ich bin gerne in der Lehrerinnenrolle und erziehe Männer sehr gerne. Dazu muss ich aber noch sagen, dass ich das nicht professionell mache. Ich lebe nur meine Lust aus.

bonnFM Bettgeflüster: Wie merkt man denn genau, ob man jetzt devot oder dominant veranlagt ist?

Antonietta: Man merkt, was in einem brodelt und man spürt es auch mit dem Gegenüber. Fast jeder Mann ist mal gerne devot und möchte mal dominiert werden – ich spreche da aus Erfahrung.

bonnFM Bettgeflüster: Besteht denn immer eine Verbindung zwischen Fetisch und Sex oder trennst du beides auch manchmal?

Antonietta: Man kann beides verbinden, aber man muss es nicht. Den Fetisch-Teil nenne ich immer „spielen“. Es gibt Zeiten, da möchte ich nur spielen, und Zeiten, in denen ich einfach nur guten Sex haben möchte. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden, wie er es leben möchte.

bonnFM Bettgeflüster: Bei den ganzen Fetischen, die es gibt, haben wir jetzt noch eine letzte Frage: Hast du irgendwann mal einen anderen Fetisch ausprobiert?

Antonietta: Ja, das habe ich. Mich hat mal ein Mann gefragt, ob ich „Pet-Play“ mit ihm mache. Das musste ich dann auch erstmal googeln, weil ich am Anfang überfragt war. Erst dachte ich, das schaffe ich mit links. Aber dann wollte der Mann von mir wie ein Hund behandelt werden und ich sollte ihn dabei schlecht behandeln. Das konnte ich dann nicht tun, weil ich Tiere einfach nicht schlecht behandel und ich darauf auch einfach nicht stehe.

bonnFM Bettgeflüster: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und vor allem, dass du so offen mit uns über deinen Fetisch sprichst!

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