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Bild: Patrick Wira / bonnFM

„Genres are for losers anyway“ – Ein Interview mit Jadu Heart

Lesezeit: 3 Minuten

Alex (22) und Diva (23) aus London sind Jadu Heart. Die beiden haben sich an der Uni bei einem Projekt für ihr Musikstudium kennengelernt und anschließend direkt einen Publishing Deal bei Mura Masa unterzeichnet. Wie dieser auf sie aufmerksam wurde, warum Jadu Heart eine noch nicht wirklich bekannte Konzeptband ist und warum sie das nicht stört, erzählen sie im Interview mit bonnFM.

Ich treffe Diva und Alex in einem Café direkt am Gloria-Theater in Köln. Am Abend werden sie im Rahmen des c/o Pop-Festivals auf der Bühne stehen. Bis vor ein paar Wochen haben sie noch keine Interviews gegeben, weil sie anonym bleiben wollten. Irgendwann haben sie dann gemerkt, dass die Musik auch im Vordergrund stehen kann, wenn man mit Journalisten redet. Glück für uns, so ist bonnFM nach BBC One das zweite Medium weltweit, das ein Interview mit den beiden führen darf.
Also legen sie ihre Masken ab und beginnen locker und doch ausführlich zu erzählen: Diva verrät mir, dass Alex dieses Jahr bereits drei Reisepässe verloren hat und sie deswegen einige wichtige Festivals verpasst haben. Alex erzählt, dass er aus Huddersfield kommt und sein Heimatverein gerade die Premier League aufmischt (Anm. d. Red.: Huddersfield ist gerade 3. der Premier League). Während wir uns noch kennenlernen, rutschen wir direkt in die Entstehungsgeschichte der ersten EPs hinein. Warum ihre Internetpräsenz und PR-Arbeit so unstrukturiert und unverständlich ist, frage ich.

„When you listen to our album, you are going on a journey.“

Erklärung: Alles gehört zusammen, alles ist geplant. Die Musik folgt einem Narrativ, jedes Lied ist ein Kapitel der Geschichte von Dina und Faro, zweier fiktiver Charaktere, die den beiden doch irgendwie ähneln. Der Name „Jadu Heart“ ergibt sich aus dem Namen ihres fiktiven Gottes, Jadu. Aber das ist nur der Anfang.
Um die Komplexität aufzuzeigen, mit der das Duo aus London an ihre Kunst heran geht: Die beiden haben ein komplettes Artwork zu ihren EPs zeichnen lassen, die Geschichte dazu halb in Hindi, halb in Japanisch erzählt. Sie hatten gehofft, dass es jemand übersetzen würde, aber noch hat es einfach keiner getan. Mir stellt sich die Frage, ob eine solche Überstrukturierung nicht den kommerziellen Erfolg von Jadu Heart verhindern könnte. Es stimmt, als Konsument würde man nicht viel Storyline verstehen, aber das brauche auch keiner, sagt Diva. Die Musik sage schon genug aus und die komme immer zuerst.

Jadu Heart: Das Uniprojekt „Konzeptband“

Die beiden haben sich an der Universität beim Musikstudium bei einem Projekt, eine Konzeptband zusammenzustellen, kennengelernt und anschließend direkt einen Publishing Deal bei Mura Masa unterschrieben. Ein bisschen Glück ist dabei: Ihre Dozentin an der Uni war die Frau des Managers von Mura Masa. Dabei habe sich während der Uni die Möglichkeit, in Vollzeit Musik produzieren zu können, erstmal gar nicht abgezeichnet. Die ersten zwei Jahre hätten sie nichts gemacht und im dritten Jahr gemerkt: Holy Shit, wir müssen jetzt etwas machen.
Diva erklärt mir dann den Grund, warum sie eine Konzeptband, also eine konstruierte Band (wie z.B. die Gorillaz) sind. Ihr Leben sei einfach nicht interessant genug, um darüber gute Lieder zu schreiben. „Es macht ja auch viel mehr Spaß, über ‘weird shit’ zu schreiben“, wirft Alex ein.

 Bild: Patrick Wira / bonnFM
Bild: Patrick Wira / bonnFM

Genre? „Some people call us Post-Music“

Wenn Familie und Freunde fragen, in welches Musikgenre sich Jadu Heart eigentlich einordnen lässt, antworten die beiden meistens „gitarrenbasierter Elektro-Pop“. Eigentlich möchten sie sich aber nicht festlegen, um nicht später daran gemessen zu werden, wenn sie andere Musik machen möchten, etwa Grime oder Psychedelic. Manchmal werden sie auch als Post-Music bezeichnet, erzählen sie.

Die Musik von Jadu Heart klingt professionell ausproduziert – aber Diva sagt dazu bescheiden: „The whole sound of the EP, that lofi-sound was […] mainly accidental“. Alex warnt mich, die beiden nicht mit Labelboss Mura Masa zu vergleichen, da sie längst nicht so lang wie er produzieren. „An overnight sensation takes years“, raunt er. Beim c/o Pop werden sie ein Konzert spielen, das kürzer als unser Interview ist. Bald supporten sie den Rapper Jonwayne. Im Oktober spielen sie ihre erste eigene Show.

Jadu Heart hat am Donnerstag ihre neue Single „I’m a Kid“ veröffentlicht, dazu ein selbstgedrehtes Musikvideo auf Bali, wie sie mir verraten haben:

Bald folgt ein Feature mit Mura Masa, das weitere Aufmerksamkeit generieren wird.
Jadu Heart hat Talent, einen eigenen Sound und eine Menge Charisma. Eine gute Kombination für den weiten Weg zum Durchbruch.