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Marguerite Perey, eine unbekannte Heldin der Chemie

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Am 9.1. feiert das Element Francium seinen 80. Geburtstag, obwohl es schon wesentlich älter ist. Seine Entdeckerin Marguerite Perey schaffte es durch seine Entdeckung aus dem Schatten Marie Curies herauszutreten und doch erinnert sich heute kaum einer an sie.

Paris, 1929: Marguerite Perey, aufgewachsen als jüngste von fünf Kindern, war eine der Besten ihres Jahrgangs in der Ausbildung als chemisch-technische Assistentin und wurde von der großen Marie Curie, der zweifachen Nobelpreisträgerin und Forscherin radioaktiver Strahlung, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Nach dem Vorstellungsgespräch hatte sie kein gutes Gefühl, weil sie Marie Curie zunächst für eine Sekretärin hielt und eigentlich wollte sie auch Ärztin werden. Doch das Glück war auf ihrer Seite und nichts ahnend von ihrer großartigen Zukunft begann sie in einem der bedeutendsten Labore der damaligen Zeit Actinium, ein radioaktives Element, anzureichern. Viele Jahre lang arbeitete sie mit radioaktiven Elementen – einige lagerten sogar in ihrer Wohnung – und wurde mit der Zeit immer geschickter. So geschickt, dass sie auch nach Curies Tod 1934 von Curies Tochter Iréne Jolio-Curie und Andre Debierne, dem Entdecker von Actinium, weiter beschäftigt wurde.

Die Assistentin wird zur Forscherin

Eines Tages 1939 entdeckte sie Unregelmäßigkeiten im Zerfall von Actinium. Die Energie, die sie maß, passte nicht zu der Energiemenge, die entstehen müsste. Sie sprach mit ihren Vorgesetzten und bekam drei Wochen, um das Phänomen zu untersuchen. Akribisch führte sie ihre Experimente durch, plante, maß, studierte und kam schließlich zum Schluss, dass Actinium – Element 89, das 89 Protonen besitzt – ein Alphateilchen, also zwei Protonen, abgibt und zu Element 87 mit 87 Protonen werden musste. Das mysteriöse Element 87, das Mendeleev Ende des 19. Jahrhunderts vorhersagte, doch das seitdem niemand entdecken konnte.

Die Entdeckung von Francium

Viele hatten es schon versucht. Einige glaubten bereits Element 87 entdeckt zu haben und nannten es Gallium, Scandium, Thulium, Virginium, Moldavium oder Russium. Doch sie lagen alle falsch, wie sich innerhalb weniger Monate oder Jahre nach ihrer Entdeckung herausstellte. So kam Perey die Ehre zu, Element 87 zu entdecken. Doch es sollte noch bis 1946 dauern es zu benennen und sie nannte es Francium zu Ehren ihres Vaterlandes Frankreich.

So konnte sie endlich aus dem Schatten der Curies treten und es war ihr erlaubt zu promovieren. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1946 erlangte sie endlich die Doktorwürde in Sorbonne, um kurz darauf 1949 einen Ruf nach Straßburg zu erhalten und dort den Lehrstuhl für Radiochemie inne zu haben. Elf Jahre verbrachte sie dort forschend und Klavier spielend, wie ihre Mutter.

Der Preis der Wissenschaft

Doch viele Jahre sollten ihr nicht vergönnt sein. 1960 wurde bei ihr ein Knochentumor diagnostiziert, der schleichende Preis den ihre
Entdeckung forderte. Wie ihre Mentorin Curie entwickelte sie sich zu einer blassen Frau, die eine Aura der Schwäche umgab. Sie verlor in Folge ihrer Erkrankung eine Hand und ihr Augenlicht, weshalb sie ihre Leidenschaft für das Musizieren aufgeben musste. Ein Verlust, über den ihr selbst Orden und Ehrungen nicht hinweg helfen konnten, obwohl sie die erste Frau war, die zu einem korrespondierenden Mitglied der Académie des sciences ernannt wurde – eine Ehre die selbst ihrer Mentorin Curie nicht vergönnt war. Doch sie bleib bis zu ihrem Tod 1975 Wissenschaftlerin und gab ihre Profession nicht auf – selbst wenn es im Endeffekt ihre Forschung war, die ihr das Leben kostete.