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Bild: Thilo Beu | George Oniani & Yannick-Muriel Noah als CARAVADOSSI & TOSCA

„Bislang waren wir sanft, jetzt wollen wir grausam sein” – Tosca in der Bonner Oper

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Oper – nur etwas für älteres Bildungsbürgertum? So einfach scheint es nicht zu sein. Seit Donnerstag, dem 25. Mai ist TOSCA wieder im Opernhaus Bonn zu sehen. Ein bonnFM-Artikel über die kraftvollen Bilder einer Oper.

Am Vortag noch ein Sammelpunkt für junge Kulturinteressierte bei der Aftershowparty der Bonner Theaternacht, startete schon am Folgetag die erste von vier Vorstellungen der Wiederaufnahme zu Puccinis Tosca. Den Operndauerbrenner inszeniert Philip Kochheim seit 2013 im Bonner Opernhaus mit wechselndem Ensemble.
Wenn man über den Punkt des Staunens über die Stimmgewalt der Protagonisten hinweg ist, begeistert auch die Geschichte von TOSCA die Zuschauer. Obwohl in das verworrene Italien der 1980er Jahre versetzt, kann man diese Oper Giacomo Puccinis genau datieren: Rom, 1800. Die berühmte Sängerin Floria Tosca (Yannick-Muriel Noah) und der Maler Mario Cavaradossi (George Oniani) führen eine glückliche Beziehung, die höchstens durch die latente Eifersucht Toscas getrübt wird.

Bild: Thilo Beu | Yannick-Muriel Noah & George Oniani als TOSCA und CAVARADOSSI
Bild: Thilo Beu | Yannick-Muriel Noah & George Oniani als TOSCA und CAVARADOSSI

Diese unsympathische Eigenschaft rückt dann aber in den Hintergrund: Mario hilft einem gesuchten Staatsfeind, sich vor der Polizei zu verstecken – was den ruchlosen Polizeichef Scarpia dazu veranlasst, ihn gefangen zu nehmen. Cavaradossi wird gefoltert und die Bedingung Scarpias an Tosca für eine Freilassung ihres Partners ist eine Liebesnacht. Tosca sieht sich zu einem Verbrechen genötigt.

Starke Bilder

Die Oper beeindruckt mit einem tollen Bühnenbild. Besonders nach der Pause begeistert das Setting mit einer Innenansicht einer Villa inklusive Kunstsonnenlicht. Doch auch gequält singende Protagonisten und Kinder mit Maschinengewehren sorgen für eine Ergriffenheit des Publikums. Es wird Wein verschüttet, es fließt Blut.
Wichtig sind für das Stück natürlich neben den visuellen Reizen auch die auditiven Schönheiten der Oper: Das Orchester leistet gewohnt gute Arbeit bei der Interpretation der Kompositionen Puccinis, aber auch der Hintergrundgesang des Chores berührt den studentischen Zuschauer auf bisher unbekannte Weise.

Studentische Unwissenheit

Bild: Thilo Beu | Yannick-Muriel Noah als TOSCA
Bild: Thilo Beu | Yannick-Muriel Noah als TOSCA

Als Student kommt einem die Oper als Medium dennoch fremd vor.
Man kann sich zwar bei Puccini auf die Atmosphäre konzentrieren, weil die Lateinunterrichtsfragmente zum Verständnis der italienischen Oper nicht ausreichen. Dennoch: Obwohl für den gemeinen Studenten Oper als der Inbegriff snobistischer, konservativer Eliten gilt, das Wetter um 18.00 Uhr draußen wirklich gut ist und parallel The Kooks in Köln auftreten, beeindruckt das moderne Setting des Stückes selbst Opernneulinge.
Und die Gepflogenheit in der Oper, wann man schweigen, wann klatschen soll, wird man bestimmt noch lernen.
Das Ensemble sowie der Kinderchor werden mit Standing Ovations verabschiedet, dennoch: Die Wiederaufnahme war nicht ausverkauft. Wahrscheinlich haben Abonnenten der Oper Tosca schon gesehen. Zeit für die neue Generation, die Oper vollzumachen.

Es wird weitere drei Vorstellungen im Bonner Opernhaus geben: SO 04. Juni, 18 Uhr | DO 15. Juni, 18 Uhr | DO 06. Juli, 19.30 Uhr |

Kartenpreis: 11-65 €

Karten sind unter theater-bonn.de sowie allen Theaterkassen erhältlich.