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Unterwegs im Ernährungsdschungel

Lesezeit: 3 Minuten

Die bonnFM Kolumne

Paleo, rohvegan, low carb, Intervallfasten und was es sonst noch alles gibt. Es war noch nie unübersichtlicher, wenn es darum ging, die für sich richtige Ernährungsform zu finden. Gerade für Neulinge kommt die Recherche einem Labyrinth gleich.

Ich kann stolz von mir behaupten, dass es dieses Jahr tatsächlich mehr Tage gab, an denen ich Sport gemacht habe als solche, an denen ich keinen gemacht habe. Aber wer A sagt muss auch B sagen, und wer Sport macht, muss sich an irgendeinem Punkt auch mit Ernährung auseinandersetzen. Meine neu gewonnene Begeisterung für Bewegung habe ich also als Anlass genommen, auf Instagram und Co. einen Ausflug in die Fitness-Community zu machen – und wurde dabei fast erschlagen von Regeln, Tipps und No-Go’s zum Thema Essen und Ernährung, die zum Teil fast schon religiös ausgelebt und umgesetzt werden.

Jeder sagt etwas anderes

Also scrollte ich durch diverse Hashtags und Profile, las Erfolgsgeschichten und Fortschrittsdokumentationen und bemerkte dabei immer wieder eines: Sei es das Protein-Porridge mit Superfoods zum Frühstück oder die Buddha Bowl in bunten Farben zu Mittag – frisch muss das Essen sein, selbstgemacht, nährstoffreich, abwechslungsreich, nicht zu kalorienhaltig, genau geplant und perfekt in den Diätplan passend. Das Problem dabei: es gibt kaum objektive Informationen, was genau man denn jetzt essen soll oder auch nicht, weil natürlich jeder die eigene Ernährungsform für die einzig richtige hält. Zunächst ist das auch verständlich, schließlich tut niemand etwas, ohne davon überzeugt zu sein, vor allem wenn es um den eigenen Körper und die eigene Gesundheit geht. Aber gerade das ist das Schlagwort.

Veränderung ist unerwünscht

Erst letztens gab es ein großes Drama um eine YouTuberin, die durch jahrelange rohvegane Ernährung gesundheitliche Probleme bekommen hatte – und deswegen wieder tierische Produkte in ihren Speiseplan aufgenommen hat. Natürlich kann das Internet so etwas nicht auf sich sitzen lassen, es ist wie eine Einladung für Kritiker veganer Ernährung und diejenigen, die immer und überall etwas zu meckern haben. Wie sie es nur wagen könne, ihrer Gesundheit zuliebe ihre Ernährung umzustellen, dass sie das, wofür sie steht, verraten würde und überhaupt, ob sie sich denn nicht schämen würde für ihre Entscheidung? Schließlich weiß doch jeder, dass wenn man sich einmal festgelegt und eine Entscheidung getroffen hat, man dieser auch den Rest des Lebens treu bleiben muss und sich auf keinen Fall verändern oder gar weiterentwickeln darf.

Aber wo endet der gesunde Umgang und beginnt die Obsession?

Ich gebe zu, dass auch ich überzeugt vegan lebe und definitiv niemals grundlos damit aufhören würde. Und auch ich bin davon überzeugt, dass es das Richtige ist. Aber das kann ich eben nur so lange behaupten, wie ich meinem Körper durch falsche Ernährung und mangelnde Nährstoffe keinen Schaden zufüge. Dieser Punkt nämlich, an dem man ohne Rücksicht auf Mängel, Schäden oder sonstige Verluste etwas durchzieht, ohne auf die Stimme der Vernunft zu hören, sollte der Punkt sein, an dem man beginnt seine Verhaltensweise zu hinterfragen. Schließlich haben wir nur diesen einen Körper, der uns idealerweise eher mehr als weniger funktionstüchtig bis zum Lebensende erhalten bleiben soll.

Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden

Letztendlich ist keine Ernährungsform einheitlich gut oder einheitlich schlecht, es kommt vielmehr auf die Umsetzung an und darauf, was du persönlich erreichen möchtest. Denn viel wichtiger, als das blinde Befolgen eines Diät-Plans, ist die Reflexion dessen, was du tust – bestenfalls hast du dich schon im Vorfeld informiert und weißt, welche Nährstoffe wozu wichtig sind, was du erreichen möchtest und was dein Körper benötigt. Und zwar bevor du dich Hals über Kopf in eine Ernährungsform stürzt, die dir ein selbsternannter Guru im Internet empfohlen hat und dir verspricht, dass du magischerweise innerhalb von drei Wochen deinen Winterspeck loswirst und den Bikini Body erhältst. Doch auch das ist wieder ein problematisches Thema, denn ist der perfekte Summer Beach Body wirklich so erstrebenswert, seine mentale und körperliche Gesundheit dafür aufs Spiel zu setzen?