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VFX, LEGO und TikTok – Ciara Borgards im Interview

Lesezeit: 12 Minuten

Vor acht Monaten hat Ciara Borgards ihren TikTok-Account (@ciara_borgards) gestartet. Seitdem begeistert sie mit ihren VFX-Videos fast 400.000 Follower:innen und hat insgesamt über 7 Millionen Likes. Wir haben mit ihr über ihren Erfolg und ihre Zukunftspläne geredet.

bonnFM: Ciara, du hast deinen TikTok Account letztes Jahr gestartet. Hat dich das coronabedingte Zuhause-Hocken dazu inspiriert, diese kleinen Projekte anzufangen?

Ciara Borgards: Ja, als die Pandemie angefangen hat, musste meine Uni erstmal alles neu organisieren, deswegen hatten wir erstmal nur einen vorübergehenden Unterricht. Das war nicht so zeitintensiv und ich dachte, es wäre cool nebenbei mal eigenen kleine Projekte anzufangen. Ich hatte das schon immer vor, aber mir hat so der letzte Schub gefehlt. Und dann hat mein Cousin angefangen TikToks zu machen und ich war natürlich sein größter Fan. Dadurch habe ich mir TikTok erst runtergeladen und ich fand’s richtig cool. Beim Scrollen durch die For-You-Page habe ich dann gesehen, dass es auch andere VFX-Leute gibt, die Videos erstellen und dachte, man kann sich ja als Ziel setzen, etwas hochzuladen, schauen, wie es ankommt und dabei etwas lernen. Dann hab ich einfach ein bisschen ausprobiert und in meine ersten Videos habe ich auch nicht so viel Zeit investiert. Vielleicht so zwei bis drei Tage. Und nach so drei Videos hat es mir auch Spaß gemacht, weil jedes Video wie eine neue Challenge ist. 

bonnFM: Wenn du jetzt sagst, die kurzen Videos am Anfang haben dich so zwei bis drei Tage gekostet, wie lange dauern dann deine größeren Projekte?

CB: Ich wollte das eigentlich immer in Grenzen halten, aber dann ist es leider stellenweise ein bisschen ausgeartet und ich hab meine Uniprojekte etwas schleifen lassen. Was schlecht ist, das sollte man nicht machen (lacht). Also für eine Idee und um mich einzufühlen brauche ich etwa eine Woche. Also worauf ich beim Drehen achten muss, welche Visual Effects ich machen will, wie es nachher aussehen soll,… Wenn es einmal abgedreht ist, dann baue ich mein ganzes Set-Up ab und dann ist es vorbei, danach finde ich nie wieder den selben Spot von der Kamera. Deswegen muss ich mir vorher genau überlegen, was ich brauche. Zum Beispiel: einmal muss ich mich filmen, dann mich vor einem Greenscreen, dann ein cleanplate (etwas, wo man nur den Hintergrund sieht), dann brauch ich etwas, wo man die Schatten an der Wand sieht,… Das dauert schon so eine Woche insgesamt. Das Drehen versuche ich immer innerhalb von einem Tag zu schaffen und ich muss sagen, es macht mir von allem am wenigstens Spaß, obwohl mir natürlich alles Spaß macht. Die Nachbearbeitung braucht dann auch nochmal so eine Woche.

bonnFM: Zwei Wochen ziehen sich ja doch etwas in die Länge. Welches war das TikTok für das du am längsten gebraucht hast, beziehungsweise das am aufwendigsten war?

CB: Also ich hab für Daniel Wellington ein Advertisement Video gemacht, das war sehr aufwendig. Da hab ich wirklich zwei Wochen Vollzeit dran gearbeitet. Was auch sehr aufwendig war, war mein “Shawn Mendes”-Video, in dem ich ein Musikvideo von ihm nachgestellt habe. Was da schwierig war, war eine Szenerie im 3D-Raum realistisch aussehen zu lassen. Das hat auch ein bisschen gedauert.

bonnFM: Also, ich kann dir sagen, die Szenerie in dem “Shawn Mendes”-Video sieht sehr realistisch aus.

CB: Danke! Das war so eine Challenge, die ich mir selber gesetzt habe, weil ich dachte: Hey, wäre es nicht lustig, wenn ich so eine Szene hier bei mir in meinem Zimmer nachstellen könnte? Ich hab da aber gar nicht so viel Zeit rein investiert, eine Woche glaube ich. Wenn man sich da länger dran setzen und sich mit Details auseinander setzen würde,  dann könnte das Ganze auch wirklich fotorealistisch aussehen. Das hat mir gezeigt, wie viel Kraft in so einem Computerprogramm steckt und wie viel man mittlerweile zu Hause machen kann.

“TikTok ist für mich eher Lernen als Ablenkung.”

bonnFM: Dafür muss man allerdings auch erstmal Ahnung haben. Das liegt bei dir ja auch daran, dass du das studierst, dass du überhaupt darauf gekommen bist, das zu machen, oder?

CB: Auf jeden Fall! Würde ich das nicht studieren, hätte ich das nicht angefangen. Und was mich auch am Ball bleiben lässt und mich motiviert, ist, dass es ein Lernprozess ist und mir ja im Grunde bei dem, was ich machen will, hilft. Ich sehe das eher als Lernen als als Ablenkung. Es hilft ja eigentlich immer, etwas zu erklären, um es selbst auch besser zu verstehen. Deswegen finde ich es eigentlich voll cool, dass wir jetzt so eine Plattform haben, mit videobasiertem Inhalt, um so etwas zu teilen und gleichzeitig vom Lerneffekt zu profitieren. 

bonnFM: Hast du das an der Uni erzählt? Wissen deine Dozierenden und Kommiliton:innen, dass du TikTok-Star bist?

CB: Naja, Star bin ich nicht. Bevor ich mein erstes Video hochgeladen habe, habe ich es den VFX-Leuten aus meiner Klasse gezeigt und einer meinte “Boah, nee mach das nicht! Voll peinlich…” (lacht) Ich hab denen nämlich das Video vom tanzenden LEGO-Männchen gezeigt und die waren jetzt nicht so die TikTok-Tanz-Fans. Ist natürlich persönliche Geschmackssache, aber ich meinte dann “Hmm, mit so Special Effects ist das doch bestimmt spannend”. Und jetzt sehen auch andere aus meinem Studiengang, welche Möglichkeiten eigentlich dahinter stecken und sind teilweise auch motiviert, selber mit TikTok anzufangen. Also ich glaube, das hat sich da zum Positiven entwickelt. Aber meinen Dozierenden habe ich nichts davon gesagt. Ich hab dann nach einer Weile Anfragen von größeren Firmen bekommen, ob ich größere Videos für die machen könnte. Dann haben mich meine Dozierenden irgendwann angesprochen, warum ich in letzter Zeit weniger Zeit hätte und dann habe ich erklärt, dass ich Projekte von außerhalb angenommen habe und dass ich eben wegen meiner Videos angefragt wurde. Aber die fanden das gut!

“Ich habe gerade durch TikTok nochmal erfahren, wie viel so eine Geschichte die Menschen beeinflussen kann.”

bonnFM: Macht ja total Sinn, weil genau da würde ja ein Studiengang wie deiner auch hinführen. Also mein erster Gedanke bei Special Effects ist natürlich Special Effects in einem Film, aber als ich deine Videos für Queen, Tiësto und Daniel Wellington gesehen habe, habe ich gedacht: Das sind ja wahrscheinlich genau die Sachen, die man später im Beruf machen würde.

CB: Ja! Ich hatte das auch gar nicht gedacht, dass man das auch machen könnte, ich hatte meinen Fokus total auf Film gelegt. Also ich will später auch immer noch im Film arbeiten! Aber die Videos haben mir die Möglichkeit gegeben, auch in andere Projekte reinzugucken. Das Video für Daniel Wellington war ja wirklich produktbasierte Werbung, genau wie das für Amazon und Queen. Und ich wusste auch, dass visuelle Effekte in der Werbebranche ganz groß sind und ich bin mir sicher, ich werd das bestimmt irgendwann später mal machen. Bis jetzt brennt mein Herz aber immer noch für den Film. Auch wenn Werbung total viel Spaß macht. Aber ich habe gerade durch TikTok nochmal erfahren, wie viel so eine Geschichte die Menschen beeinflussen kann. Ich will auf keinen Fall sagen, dass Werbung keine Geschichten erzählen kann, es gibt Werbevideos, die sind unglaublich toll. Aber das A und O eines jeden Films ist ja die Geschichte und da irgendwie mithelfen zu können, das ist immer noch mein Ziel. Die Werbevideos haben aber natürlich trotzdem Spaß gemacht.

bonnFM: Hast du ein Video, das dir besonders Spaß gemacht hat? Also von der Machart oder vom Inhalt?

CB: Uh, also ich glaube, eins von den beiden, die mir besonders viel Spaß gemacht haben, war das “Overwhelmed”-Video, weil zur Zeit sind wir doch alle overwhelmed, oder? Das war ein Video, womit ich mich identifizieren konnte und viele andere auch. Und wenn man dieses Video fühlt, dann ist es viel einfacher, die Zeit zu finden und sich daran zu setzen. Und das andere, was mir total viel Spaß gemacht hat, ich hab ein “Female Avengers”-Video hochgeladen. Das saß ich total gerne dran, da zu gucken: Oh, welchen Avenger mache ich jetzt? Machen wir… Wanda! 

bonnFM: Das ist tatsächlich eins meiner Lieblingsvideos von dir. Es war ein bisschen so wie deine “Harry Potter”-TikToks und deine Disneysachen, wo ich so sehr gemerkt habe, dass das etwas ist, was du richtig cool findest und wo du Fan von bist. 

CB: Oh, danke, das freut mich. Es ist immer schön zu hören, wenn etwas gut ankommt.

“Mit Job- oder Videoanfragen hatte ich gar nicht gerechnet, ich dachte sowas kriegt man erst ab so 10 Millionen Followern.”

bonnFM: Deine Sachen kommen ja eigentlich alle gut an. Du hast ja sehr schnell Follower:innen gewonnen und bist ziemlich früh viral gegangen, oder?

CB: Also ich glaube es fing so an: ich habe erstmal vier Videos hochgeladen und dann hatte ich 50 Follower… und das waren so meine Freund:innen und meine Familie. Eins dieser Videos hatte dann 12.000 Views und dachte ich: “Wow! Das war der peak! Höher wird’s nicht gehen”. Ich war richtig zufrieden. Dann hab ich mein erstes “Overwhelmed”-Video hochgeladen und das war das erste Mal, dass Leute mir auch gefolgt sind, nachdem sie das Video gesehen haben. Das Video hatte dann 2 Millionen Klicks und ich bin von 50 Followern auf 40.000 hoch. Da hab ich dann auch meine ersten Jobanfragen bekommen, ich wusste gar nicht, dass das möglich ist. Mit Job- oder Videoanfragen hatte ich gar nicht gerechnet, ich dachte sowas kriegt man erst ab so 10 Millionen Followern. Wie viel Kraft so ein Video hat, das wusste ich nicht. Ich glaube, ich habe drei Videos, die mich so ein bisschen gepusht haben. Im Dezember habe ich das Tutorial für das “Shawn Mendes”-Video hochgeladen, das hat jetzt fast 8 Millionen Views und hat mich auf 100.000 Follower gepusht. Da hab ich dann gemerkt, dass es die Leute sogar interessiert, wie ich das alles mache. Ich kann also jetzt mehr zeigen als nur die Ergebnisse. Und das zu zeigen und zu erklären, macht mir ja auch viel Spaß und vielleicht kann man auch ein bisschen draus lernen. Und das dritte Video, dass mir 100.000 neue Freund:innen gegeben hat, war das zweite “Overwhelmed”-Video. Ich weiß nicht, wie genau man viral definiert, aber das sind die drei Videos, die über eine Million Aufrufe bekommen haben. Also wenn ein Video unter 2 Millionen Aufrufe hat, da kriegt man auch nicht so viele neue Follower. Nur wenn ein Video wirklich gut ist, dann folgen die Leute einem auch. Aber es ist so schwierig zu wissen, wann ein Video gut ist, weil gerade, wenn man da so lange daran arbeitet, sieht man das irgendwann nicht mehr richtig. Dann lädt man das immer so ein bisschen auf gut Glück hoch. Vielleicht lieben es die Menschen, vielleicht nicht. Auch, wenn das so genrespezifische Sachen sind wie zum Beispiel Harry Potter. Dann denkt man, das kennt die ganze Welt, aber dann ist es doch immer nur eine spezifische Zielgruppe.

bonnFM: Das Behind-The-Scenes-Video ist natürlich total interessant gerade für alle, die von VFX sonst keine Ahnung haben. Du könntest das bestimmt alles auch im 20-Minuten-Video auf YouTube hochladen oder auf Twitch streamen.

CB: Denkst du echt? Ich hab auch schon mal überlegt, weil das ist schon cool, das alles zeigen zu können. Aber es ist natürlich auch nochmal extra Arbeit, ne?

“Meine Familie fährt sogar sonntags um zehn mit mir zum Supermarktparkplatz um da zu drehen.”

bonnFM: Ja, das stimmt natürlich. Du machst das ja auch vor allem alles alleine. Wobei ich hab in einigen Behind-The-Scenes-Videos gesehen, dass deine Familie dir oft bei deinen Videos hilft.

CB: Die sind die Allerbesten! Ich glaube das Krasseste war einmal… Also dafür muss man wisse, ich gehe meine Videos immer vor dem Dreh im Kopf durch. Andere TikToker haben mir gesagt, dass sie so Storyboards erstellen, aber ich geh das einfach irgendwie in meinem Kopf durch. Und in meinem Kopf hatte ich die Vision, dass ich eine bestimmte Szene vor einer weißen Wand drehen wollte. So eine gibt es aber bei uns im Haus nicht, also hab ich überlegt, wo ich es stattdessen drehen könnte. Und dann war ich im Supermarkt und hab gesehen, dass es da eine riesige weiße Wand gibt. Also bin ich nach Hause und hab gesagt: “Leute. ihr müsst mir helfen. Wir müssen eine Szene vor der Wand von unserem Supermarkt drehen ABER es muss dunkel sein, weil die Szene spielt nachts, und es dürfen keine Autos auf dem Parkplatz sein. Also am besten drehen wir an ‘nem Sonntag um 10 Uhr nachts.” (lacht) “Und das Problem ist, es muss so aussehen als würde ich schlafen und dann durch mein Bett hindurch plötzlich auf eine weiße Wand kommen. Das heißt ich muss meine ganzen Schlafsachen und meine ganzen Decken und Kissen und alles jegliche mitnehmen”. Wir haben so das ganze Auto voll geladen mit Zeugs und dann hab ich tatsächlich meine Eltern und meine Schwester überredet mit mir dahinzugehen. Und ich glaube, wir hatten 0 Grad, also war es zusätzlich noch eiskalt. Die machen echt alles mit, ich bin so dankbar dafür.

bonnFM: Total toll, dass die dich da so unterstützen. Du hast ja am Anfang gesagt, dass deine Projekte schon auch dadurch entstanden ist, dass du den ganzen Tag zu Hause bist. Kannst du dir vorstellen, das nach Corona weiterzuführen?

CB: Also ich werd’s auf jeden Fall versuchen, aber ich kann mir vorstellen, dass die Zeit sich dann noch mehr in Grenzen halten wird. Allein durch das Hin- und Herfahren zur Uni, ich bin dann immer erst relativ spät zu Hause. Also ich glaube es wird tough. Dann muss man sich einfach aufrappeln und sagen, “Komm, ich dreh jetzt noch was!”. Aber ich will es auf jeden Fall versuchen, weiterzumachen. Es kommen jetzt auch größere Projekte von der Uni her, also ich muss bald meinen Abschlussfilm drehen und da will ich eigentlich meine ganze Zeit darein stecken. Gleichzeitig will ich aber auch meinen TikTok-Account im Nichts stehen lassen. Das wäre einfach zu traurig für das, was man da schon investiert hat. Und es bietet auch so tolle Möglichkeiten. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mit so Sängern wie Tiësto oder Queen jemals in meinem Leben irgendwie in Kontakt kommen würde! Und jetzt habe ich letztens mit denen jeweils auf Instagram ein bisschen hin- und her geschrieben. Also es wird bestimmt anstrengend das weiterzuführen, aber wenn man’s will, dann kriegt man’s hin.

bonnFM: Wenn du sagst, du hast mit denen auf Instagram geschrieben: Läuft das so ab? Schreiben die dir einfach auf Instagram, wenn sie wollen, dass du was für sie machst?

CB: Bisher wurde ich eigentlich immer per Instagram kontaktiert, weil ich auch nirgendwo meine E-Mail-Adresse angegeben habe oder so. Das ist mir erst danach aufgefallen, da ist Instagram dann der erste Zugangsort.

“Die Arbeit mit größeren Firmen ist viel entspannter als ich dachte.”

bonnFM: Ich hätte nicht gedacht, dass so große Managements einen auf Instagram anschreiben. Also da sitzt ja nicht Brian May persönlich und slidet dir in die DMs. Also bei kleineren Künstler:innen fänd ich das gar nicht so komisch, wenn die dich auf Instagram kontaktieren würden, aber bei so großen Managements gehe ich immer davon aus, dass die alles nur per E-Mail machen können. 

CB: Nach einer Zeit habe ich denen auch meine E-Mail geschickt und dann haben wir die Kommunikation dahin verlegt. Generell ist das aber alles viel entspannter als ich dachte. Also ich hab gemerkt, dass das mit deutschen Firmen schon mit E-Mail und Verträgen und so läuft, was sich schon sehr professionell anfühlt. Aber wenn ich mit Leuten aus den USA gesprochen haben, die nehmen das alle so chillig. Auch die E-Mails mit den Managern, die sind überhaupt nicht formell, sondern sehr entspannt. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Leute, die mich anschreiben und wenn ich dann antworte, höre ich nie wieder was von denen. Also in der Branche kann man sich nicht darauf verlassen, dass etwas geschieht bis es letztendlich wirklich geschieht oder man einen Vertrag unterschreibt. 

bonnFM: Gibt es noch so Firmen bei denen du hoffst, dass die dich anschreiben und nach einer Kooperation fragen?

CB: Darüber hab ich tatsächlich noch nie nachgedacht. Ich würde total gerne mal was für Disney machen oder einen Video-Teaser für einen neuen Film, der rauskommt. Wenn ich sowas machen dürfte, das wäre Hammer! 

“Ich will auf keinen Fall forever alone in der Ecke an meinem Computer arbeiten.”

bonnFM: Wenn du deine Projekte jetzt so weiterführst und auch weiterhin größere Sachen machst, glaubst du du lagerst deine Arbeit dann irgendwie erweiterst und vielleicht mit anderen Creatorn zusammenarbeitest? Für VFX müsstet ihr ja nichtmal unbedingt in einem Land sein, um zusammenzuarbeiten.

CB: Auf jeden Fall! Gerade visuelle Effekte lassen einen gut ortsunabhängig ein Video erstellen und man kann das einfach im Computer irgendwie gut zusammenfügen. Ich hab bisher noch nichts mit anderen zusammen gemacht, was sehr schade ist, vielleicht jetzt in Zukunft. Was immer das Schwierigste ist, ist zu überlegen, was macht man und wie genau macht man das. Vielleicht schreibt man dann hin und her, aber per Text eine gute Idee zu verfassen ist immer schwierig. Bisher habe ich mich einmal per Zoom mit anderen TikTok-Creatorn unterhalten, aber noch ist da eine Hürde und man ist noch ein bisschen distanziert. Aber ich kann mir voll gut vorstellen, mal mit meinen real-life-friends ein Video zu machen. Also ich will auf keinen Fall später alleine bleiben und forever alone in der Ecke an meinem Computer arbeiten.

bonnFM: Vielleicht treten die ja dann alle in deine Fußstapfen und werden auch TikTok-Star.

CB: Ich sag allen nur, promotet eure Sachen. Und vor allem wir sind jetzt noch Studierende und wenn man die Zeit dafür findet und aufbringen kann, schadet uns das bisher in unserer professionellen Laufbahn ja noch nicht. Also es wäre vielleicht anders, wenn ich jetzt in einem Fulltime-Job wäre, wo es wichtig wäre, dass ich meine ganze Zeit nur dafür nutze. Aber jetzt hat man ja noch die ein oder andere Freiheit.

bonnFM: Vor allem, weil es ja auch Jobmöglichkeiten bieten kann. Du hast ja dadurch jetzt unter Anderem Arbeitsproben, die du an zukünftige Arbeitgeber:innen schicken kannst.

CB: Das hat mir echt gezeigt, was für eine Kraft hinter TikTok steht. Und was auch wahnsinnig ist, ist man merkt durch TikTok wie klein das alles irgendwie ist. Bevor ich da in dieses Content Creator Ding reingegangen bin, war das für mich alles so fremd und so weit und eine riesige Branche.  Und wenn man da erstmal reinkommt und Kontakte knüpft, dann denkt man sich “Och, ich schreib dem einfach ‘ne Nachricht”. Ich komm mit Menschen in Kontakt und das macht das Ganze so viel greifbarer. Und es zeigt einem auch, dass wenn man will, wirklich alles möglich ist.

“Ich glaube man muss Social Media als einen Freund betrachten, aber auch die Distanz wären können.”

bonnFM: Hat sich dein Verhalten zu Sozialen Medien dadurch verbessert? Weil stressig ist es ja trotzdem.

CB: Ich versuche wirklich Sachen zu posten und danach mein Handy wegzulegen und wenig bis gar nicht darein zu kommen. Immer nachdem ich etwas poste, bin ich total nervös. Nach ‘ner Zeit versuche ich dann, das Ganze distanziert zu betrachten: “Wie kam das an? Oh, es kam nicht so gut. Naja, nicht so schlimm…” Wenn man das so distanziert betrachtet, ist das echt alles viel schöner. Es gab auch echt eine Zeit am Anfang, als mehr Leute mir gefolgt sind, wo ich echt super oft am Handy war. Aber das hat mich echt nur noch gestresst. Also ich habe früher nie wirklich viel auf Social Media hochgeladen, ich hatte so meine fünf, sechs Fotos auf Instagram und das war’s. Da muss man sich dann erstmal dran gewöhnen. Und ich hab gemerkt, das war dann eher stressig als unterhaltsam, und das das war doof. Ich hab dann ‘ne Zeit lang versucht, nur noch auf Soziale Medien zu gehen, wenn ich was hochlade und dann les ich mir auch total gerne die ganzen lieben Kommentare von meinen Freund:innen durch. Aber danach leg ich’s dann schnell wieder weg. Ich glaube, man muss Social Media so betrachten als wäre es irgendwie ein Freund und es schaffen, auch ab und zu die Distanz zu bewahren und sich zu erinnern, dass man das macht, weil es Spaß macht und sich nicht davon überfluten zu lassen. 

bonnFM: Man hat ja auch noch genug andere Bildschirme, die man angucken kann, wenn man das Handy dann irgendwann mal weglegt. Gibt es etwas an das du zurzeit arbeitest?

CB: Ich mache gerade ein “Alexa”-Video für Amazon. (Anmerkung der Redaktion: Es wurde nach zwischen der Aufnahme und der Veröffentlichung vom Interview online gestellt und hat fast 26 Millionen Views.) Und ich denke immer von Video zu Video. Also manchmal habe ich eine Videoidee und dann habe ich noch eine. Aber das ist selten, dass ich mehrere Ideen habe (lacht). Mit gut Glück krieg ich eine und dann bin ich dankbar. Hoffentlich kommt danach irgendwann das Aladdin-Video, das ich schon seit Weihnachten machen möchte.

bonnFM: Glaubst du, das LEGO-Männchen wird irgendwann seinen Weg zurückfinden? Der ist ja der wahre OG, mit ihm hat’s angefangen, als er damals durch den Garten getanzt ist. Glaubst du, der kommt nochmal wieder?

CB: Als Ehre für das LEGO-Männchen werde ich den vielleicht nochmal wiederkommen lassen. Vielleicht, wenn ich so einen Milestone geschafft habe. Halbe Million, ist das schon ein Milestone?

bonnFM: Wenn du einen daraus machst, dann schon.

CB: Ja, dann vielleicht zur halben Million. Mal gucken, was er macht. Aber cool, das wär witzig, gute Idee.

bonnFM: Ich bin wirklich gespannt, was von dir noch kommt. Danke dir für das Interview, Ciara!