Mit „Doctor Strange“ kommt am 27.10. die Origin-Story eines neuen Avengers in die Kinos. Und diesmal wird gezaubert, was das Zeug hält.
Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) hält sich (zu recht) für einen der besten Neurochirugen der Welt. Nach einem Autounfall landet er auf der Suche nach Heilung im geheimnisvollen Kamar-Taj. Unter der Leitung „Der Ältesten“ (Tilda Swinton) muss Strange auf die harte Tour lernen, dass nicht alles mit Wissenschaft zu erklären ist und Gefahr aus einer der vielen Multiversen droht, die die Welt umgeben. Auf der Suche nach ewigem Leben versucht der ehemalige Meister Kaecilius ein Tor zur dunklen Dimension zu öffnen. Strange muss sich zwischen einem Leben als Arzt oder als Magier entscheiden.
Düster, aber witzig
Dass ein Horror-Regisseur hier am Werk ist, ist nicht zu übersehen. Scott Derrickson erschafft hier vielleicht einen der bislang düstersten Marvel-Filme: Kalt beleuchtete OP-Räume, dunkle Straßen, unterirdische Räume und zu guter Letzt die „Dunkle Dimension“ mit ihrem schaurigen Bewohner. Da überrascht es immer wieder, dass der gute alte Marvel-Humor an jeder Ecke lauert. Bei „Ant-Man“ hat man eine Komödie erwartet, aber dass Strange einer der witzigsten Marvel-Filme wird, hätte ich bei der Thematik nicht gedacht.
Darsteller Top – Bösewicht mal wieder Flop
Dass Benedict Cumberbatch einer der Charakterdarsteller unserer Zeit ist, stellt er als Doctor Strange eindrucksvoll unter Beweis. Die Arroganz von Sherlock und die Stärke von Khan (Star Trek) vereinen sich in Strange zu einer neuen Figur, die Tony Stark in Sachen Witz Konkurrenz machen dürfte.
Androgyne Rollen sind Tilda Swinton ohnehin nicht neu – und aus Männern Frauen zu machen oder umgekehrt, ist in den Comics inzwischen auch Gang und Gebe. Als Älteste mit dunklem Geheimnis lässt sie die Männer im Kampf auf jeden Fall alt aussehen.
Das Verbergen von Wissen führt letztendlich auch dazu, dass Kaecilicius sich gegen sie wendet. Mads Mikkelsen gibt zwar sein bestes als Bösewicht, ist aber so platt wie jeder Marvel-Antagonist – bis auf Loki. Wenigstens die Comic-Vorgeschichte des Charakters hätte kurz im Film angerissen werden müssen, um ihm ein bisschen Tiefe zu verleihen. Stattdessen bekommt man jedoch einen weiteren machthungrigen (hier viel zu stark geschminkten) Verrückten als Gegner präsentiert. Dabei würde es ihm mit ein bisschen mehr Charaktertiefe vielleicht tatsächlich mal gelingen, den Protagonisten auf seine Seite zu ziehen. Aber die Gespräche werden ohnehin meistens mit einem Kracher unterbrochen. Immerhin, die Action hat es in sich.
Inception lässt grüßen
Der Film ist für mich ein absolutes Muss in 3D! Mal wird der Zuschauer durch Multiversen geschleudert, mal fällt er in die Tiefen einer kippenden und sich faltenden Großstadt. Der erste richtige Kampf stellt sogar fast den Endkampf in den Schatten. Eins ist sicher: Mit seiner Magie werden die Avengers in Zukunft ordentlich aufgemischt. Und wer weiß, vielleicht taucht Strange sogar bald in Thors kosmische Welt ein – sein Mantel übertrifft den von Thor in Sachen Coolness-Faktor auf jeden Fall schon bei weitem! Insgesamt schafft die magisch, mystische Komponente neue, fantastische Möglichkeiten. Zusammen mit der düsteren Storyline und dem typischen Marvel-Witz ist Doctor Strange ein gelungener Unterhaltungsfilm mit Top-Besetzung.