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Hinfallen, liegenbleiben, weinen.

Lesezeit: 3 Minuten

Die bonnFM Kolumne

Den Spruch „Hinfallen, Krone richten, weiterlaufen“ hat man schon tausend Mal gehört. Aber es ist nicht immer so leicht einfach weiterzumachen, oder?

„Scheitern: schwaches Verb, ein angestrebtes Ziel o. Ä. nicht erreichen, keinen Erfolg haben.“
So steht es zumindest im Duden geschrieben. Wie es sich anfühlt zu scheitern steht da nicht. Aber es ist ein Gefühl, das wir alle kennen. Man nimmt sich etwas vor und schafft es nicht. Man bewirbt sich auf eine Stelle und wird abgelehnt. Man ist mit jemandem zusammen und die Person geht einfach. Scheitern fühlt sich mal mehr und mal weniger schlimm an, aber muss es eigentlich so sein?

Weisheiten aus dem Kalender

„Aus Fehlern lernt man“, ist ein Spruch, den ich mir schon so oft anhören musste, dass ich ziemlich reich wäre, wenn ich jedes Mal Geld dafür bekommen hätte. Ich wäre wiederum aber auch genauso pleite wie jetzt, wenn ich genau dieses Geld zurückgeben müsste, wenn ich diese Weisheit an jemand anderen weitergebe. Und ganz ehrlich, das ist ein ziemlich platter Spruch. Den kann ich mir im Kalender vorstellen, genau auf der Seite zwischen „Live, Laugh, Love“ und „Es wird sich in den nächsten Monaten etwas für dich ergeben“. Und außerdem: Warum fühlt scheitern sich dann trotzdem so scheiße an, wenn ich was daraus lerne?

Bin ich nicht gut genug?

Jeder scheitert mal. Auch ich musste mir eingestehen, dass ich an manchen Stellen versagt habe. Ich hatte ein paar ziemlich anstrengende Monate. Mein Freund hat mit mir Schluss gemacht, ein Mensch in meiner Familie ist schwer krank und ich bin für das Volontariat, auf das ich mich beworben habe, nicht genommen worden. Ich bin also nicht nur privat gescheitert, sondern auch beruflich. All diese Umstände lassen mich an mir selbst zweifeln. Bin ich nicht gut genug? War ich zu unaufmerksam?
Nein. Das sind alles Dinge, die nicht unbedingt an mir liegen. In den Prozessen sind auch noch viele andere Menschen verwickelt. Doch das zu akzeptieren ist tatsächlich nicht so einfach.

Scheitern ist nicht das Ende

Ich weiß leider wirklich nicht, warum gescheitert zu sein ein so unangenehmes Gefühl auslöst. Ich schätze aber, dass es wohl in der Natur der Sache liegt: Wenn einem etwas wichtig ist, dann tut es nun mal weh, wenn es nicht klappt. Wären uns all diese Dinge egal, dann würden wir es gar nicht erst versuchen. Des Weiteren lernt man daraus auch, was einem wirklich wichtig ist. Was man wirklich möchte und was nicht. Man lernt sich selbst kennen.

Was man beim Scheitern nicht vergessen sollte ist, dass scheitern nicht immer das Ende von etwas bedeutet.
In meinem Fall ist es so, dass ich mich nächstes Jahr direkt wieder auf das Volontariat bewerben kann, genau so wie auf viele andere Volontariate. Ich kann auch demnächst eine Beziehung mit einer anderen Person eingehen, eine Person die ich vielleicht noch nicht einmal kenne. Und ich kann, und sollte, außerdem den Menschen in meinem Umfeld Zeit und Aufmerksamkeit geben.

Und dann wird vielleicht auch alles anders. Nicht unbedingt besser, das kann ich nicht versprechen. Aber anders. Und ich habe daraus gelernt, weiß was ich beim nächsten Mal anders machen möchte. Dementsprechend ist der vermeintliche Kalenderspruch „Aus Fehlern lernt man“ doch gar nicht so platt, wie er wirkt. Ich habe nämlich wirklich aus meinen Fehlern gelernt. Vielleicht sollte ich „Live, Laugh, Love“ auch noch eine Chance geben.

Steck dein Leben in die Sache

„Erfolg ist die Fähigkeit, von Misserfolg zu Misserfolg zu schreiten, ohne die Begeisterung zu verlieren.“
Winston Churchill

Was Churchill uns damit sagen möchte: Verlier‘ nicht die Freude an der Sache. Nur so wirst du Erfolg haben. Ein aktuelleres Zitat liefert Yassin in seinem Song YPSILON „Die Sache rettet dein Leben, wenn du dein Leben in die Sache steckst“.

Steck‘ deine Kraft in die Dinge, die dir etwas bedeuten. Mach‘ dich verletzlich. Scheiter‘.
Du kannst immer wieder aufstehen und weitermachen. Und wenn du zwischendurch mal einen Moment liegen bleiben möchtest, ist das auch okay.