Am Sonntag lief in Amsterdam das erste europäische Screening der Minimalismus-Dokumentation „Minimalism – A documentary of the important things“.
Minimalismus? Ist das eine Kunstrichtung?? Minimalismus ist ein Lifestyle, bei dem die Menschen sich von dem Großteil ihres materiellen Besitzes trennen, um sich lieber auf die wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren: menschliche Beziehungen, Gesundheit und Selbstentfaltung. Und genau damit beschäftigt sich die Doku.
Produziert wurde sie von Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus. Die zwei Mittdreißiger kommen aus Amerika, haben ihren Job in der Unternehmenswelt gekündigt, sich von 90% ihres Besitzes entledigt und teilen ihre Reise nun schon seid sechs Jahren auf einem Blog namens theminimalists.com mit anderen Menschen. Neben ihrem Blog haben sie inzwischen mehrere Bücher geschrieben, produzieren Podcasts und halten Vorträge in ganz Amerika. Jetzt läuft ihr neuestes Projekt ganz offiziell in den Kinos, hauptsächlich in Amerika und Canada, ab Anfang Juli in Australien und vereinzelt sogar in Europa.
Use things and love People, because the oppostite never works.
In der Dokumentation werden verschiedene Themen Zusammenhang mit Minimalismus behandelt – Warum konsumieren wir so viel? Wie viel Werbung sehen wir jeden Tag? Wie gehen wir mit der Informationsflut um, die wir täglich übers Internet bekommen? Wie viele Gegenstände braucht ein Mensch eigentlich zum Glücklichsein? Und was ist das überhaupt – dieses Glück?
Antworten auf diese Fragen liefern die verschiedensten Leute: Neurowissenschaftler und -psychologen, Blogger, Autoren, minimalistische Architekten, Journalisten, ein früherer Investmentbroker… Einzigartige Menschen, die alle ganz verschiedene Leben führen, aber sich in einem vollkommen einig sind: Erst wenn man sich von allem unwichtigen getrennt hat, kann man sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren.
Trailer: „Minimalism – A documentary of the important things“
Sorry, aber diese Dokumentation ist ein einziger Werbefilm. Vielleicht habe ich auch die versteckte Botschaft verpasst, in der genau davor gewarnt werden soll, wie Produktplatzierungen in dieser Doku zum Kauf von Apple-Produkten (es ist nie ein Gerät eines anderen Herstellers zu erkennen), Ikea-Möbeln oder RayBan-Sonnenbrillen anheizen. Ich, als relativ mittelloser Student, kann mehr fundierte Geschichten über einen minimalistischen Lebensstil erzählen, als es diese zwei ehemaligen Benchmarker tun. Es mutet über die gesamte Dokumentation sehr befremdlich an, sich mit dem Begriff Minimalismus zu schmücken und selber Kaufanreize für das eigene Buch im Rahmen einer Promo-Tour zu schaffen. Diese Doku erzählt nichts über Menschen, die tatsächlich den minimalistischen Lebensstil leben oder verinnerlicht haben. Viel mehr ist es die Beschreibung eines Aussteigerprogramms von „Konsumopfern“, die aufgrund wirklich schrecklicher Einschnitte in ihrem Leben zum Nachdenken gekommen sind. Es wirkt aber alles eher wie der sanfte Ausstieg eines Heroinsüchtigen auf Methadon, wenn man beide in den schnieksten Klamotten in einem Mercedes durch die USA touren sieht.
Die guten Ansätze, auch der teilweise starke Plot und die interessanten Persönlichkeiten werden zu stark beschnitten in ihren Aussagen – und es fehlen mir Leute, die wie der Einwohner von Las Vegas, der offensichtlich inszeniert beide während eines Auftritts kritisiert, tatsächlich minimalistisch leben.
Es ist eine weitere amerikanisierte Dokumentation die die richtigen Dinge anspricht, beim Eintauchen in die Tiefe der Materie aber die Sauerstoffflasche vergessen hat.