„Guck, wir kommen von einem Festival, volle Sitze im VW“ – ruft der Künstler Zartmann in die Menge und das singen auch zahlreiche der etwa 75.0000 Besucher:innen des San Hejmo Festivals in Weeze am vergangenen Wochenende. Das sogenannte „heilige Zuhause“ stellt damit dieses Jahr einen eigenen Rekord auf und fühlt sich offensichtlich für die Feiernden heimisch an.
Unterschiedliche Musikvorlieben sind auf dem San Hejmo Festival kein Grund zur Sorge. Während die einen bei der Electronic Stage zu den Beats von Bennett oder Topic tanzen, verausgaben sich die anderen beim Auftritt von Natasha Bedingfield oder auch Aaron. Passend zu einem seiner Songs erscheint aus der Menge ein Plakat mit der geschnörkelten Aufschrift „Tanz & verlier dich“.
Und das können die Feiernden auf dem San Hejmo Festival auf jeden Fall. Das Gelände, ebenfalls Schauplatz für das Parookaville Festival, ist von den Angeboten so groß und bunt gemischt, dass Besuchende schnell einmal verloren gehen können. Neben der Musik gibt es noch eine Comedy Stage genauso wie mehrere kreative DIY-Workshops und Open-Air-Galerie-Angebote. Interessierte können sich zum Beispiel T-Shirts im Graffiti-Look bemalen oder unter Anleitung von Florist:innen eine “Flower Crown” basteln. Darüber hinaus laufen die Besucher:innen an Kunst von internationalen Streetartist:innen vorbei.
Bar oder Karte? – mit Chip bitte
Die letzten Jahre lief das Bezahlen auf dem Gelände über sogenannte Tokens. Sie wurden wie Wertmarken erworben und genutzt. Jetzt setzt das San Hejmo Festival zum ersten Mal auf eine bargeldlose Bezahlung mithilfe eines im Festival-Bändchen integrierten Chips. Das verkürzt die Wartezeit beim Abkassieren und das Suchen im Portemonnaie. Die Besucher:innen können den Chip sowohl online im Voraus als auch während des Events vor Ort aufladen. An den Getränkestationen erhalten sie auch das Becherpfand nach Rückgabe auf den Chip zurück. Nach Ende der Veranstaltung landet das restliche Guthaben bei einer beantragten Rückerstattung wieder auf dem Konto.
„Flugmodus an„
… singt Clueso und beschreibt die Situation im Publikum damit treffend. Nicht nur weil in regelmäßigen Abständen ein Flugzeug vom Flughafen Weeze aus nah über das Gelände fliegt, sondern auch, weil durch die großen Menschenmassen der Internetempfang wenig bis gar nicht vorhanden ist. Das wird zu einem Problem, wenn die Feiernden zu ihren Festival-Begleitungen zurückfinden müssen. Aber sie wissen sich zu helfen: Kurz vor der Show von Nina Chuba warten einige Freund:innen im ersten Wellenbrecher noch auf den Rest ihrer Gruppe. Einer von ihnen streckt eine aufgeblasene Stange in Form eines Tigers in die Höhe. Sie soll das notwendige Erkennungszeichen sein. Doch dann geht das Luftventil kaputt, der Tiger klappt in sich zusammen. Aufgeben und schlechte Laune sind aber keine Option. Unter Lachen, Strecken und fast ständigem Aufpusten erfüllt der Tiger dann seinen Zweck. Die Gruppe jubelt und ist wieder vereint. Kurz danach hören sie Nina Chuba in ihrem ersten Song fragen „Wer ist wieder da?“ – und sie schreien zurück „Nina, Nina, Nina!“
Bis zum nächsten Mal
Mehrere Stunden nach Sonnenuntergang strömen die Besucher:innen so langsam Richtung Ausgang. Entweder kuscheln sie sich jetzt in ihren Zelten auf dem Campingplatz ein oder treten die Rückfahrt nach Hause an. Obwohl jede Person zur gleichen Zeit am gleichen Ort war, kommt jede einzelne mit ganz eigenen, individuellen, schönen Eindrücken nach Hause. Dass die Festival-Liebhabenden wiederkommen, ist nicht so unwahrscheinlich. Denn in weniger als einem Tag waren die Tickets der Early-Bird-Phase für das San Hejmo 2026 schon ausverkauft.