Seit einiger Zeit ist die Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken auch in Deutschland erlaubt. Bislang ist das benötigte Cannabis hierzu importiert worden. Das soll sich jetzt aber ändern, wie aus einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte hervorging.
Die Arzneimittelbehörde mit Sitz in Bonn hat jetzt zwei deutsche Firmen mit dem Anbau von medizinischem Hanf beauftragt, damit dieses nicht länger importiert werden muss. Allerdings soll der Import von Cannabis zu medizinischen Zwecken weiterhin möglich sein. So soll die steigende Nachfrage nach medizinischem Hanf gedeckt werden. Das Unternehmen Aurora, welches zum kanadischen Konzern Aurora Cannabis Inc. gehört, darf von nun an eine Tonne Cannabis produzieren. Als Zeitbegrenzung sind hier vier Jahre vorgesehen. Das Unternehmen startete bereits mit dem Bau einer 10.000 Quadratmeter großen Plantage in Sachsen-Anhalt. Die zweite Firma, welche die Erlaubnis zum Anbau von medizinischem Cannabis hat, ist die aus Schleswig-Holstein. Diese Firma soll 0,8 Tonnen Cannabis anbauen.
Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) könne jetzt nun der Anbau von Cannabis in pharmazeutischer Qualität in Deutschland unter den betäubungs- und arzneimittelrechtlichen Vorschriften umgesetzt werden. Die erste eigene Ernte soll vermutlich im Herbst 2020 erfolgen. Beim geplanten Anbau übernimmt eine bundeseigene Cannabisagentur die Steuerung. Der Pressemitteilung des BfArMs nach wird diese das Cannabis ankaufen, in Besitz nehmen und dann an offizielle Großhändler oder Apotheken weiterverkaufen. Insgesamt ging es in der Ausschreibung mit 10,4 Tonnen medizinischem Cannabis um eine große Menge. Die Produktion der 10 Tonnen soll auf einen Zeitraum von vier Jahren verteilt werden. Allerdings konnten noch nicht alle Teilmengen zugeteilt werden, da ein unterlegener Bieter eine Nachprüfung forderte. Bei der Verteilung der Produktion einer solchen Menge Cannabis sind auch wirtschaftliche Interessen im Spiel.
BfArM- Präsident Karl Broich sagte angesichts dieser Bekanntgabe: ,,Die heutige Zuschlagsverteilung ist ein wichtiger Schritt für die Versorgung schwer kranker Patientinnen und Patienten mit in Deutschland angebautem Cannabis in pharmazeutischer Qualität. Gleichwohl bedauern wir, dass wirtschaftliche Interessen eines Bieters dazu geführt haben, dass wir nicht schon früher im vollen Umfang zur Verbesserung der Patientenverbesserung beitragen können.“
Allerdings ist nicht klar, ob die 10 Tonnen für den steigenden medizinischen Bedarf in Deutschland überhaupt ausreichen. Seit dem Jahr 2017 dürfen Ärzte medizinisches Cannabis legal verschreiben. Damit verbunden ist ein steigender Bedarf an medizinischem Cannabis. Cannabis soll unter anderem Spastiken und chronische Schmerzen reduzieren können. Allerdings steigt insgesamt nicht nur die Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken, sondern auch der Konsum von Cannabis als Rauschgift.
In Deutschland gibt es durchaus einige Befürworter von Cannabis, die sich für eine generelle Legalisierung aussprechen, wie es zum Beispiel in den Niederlanden oder einigen Bundesstaaten der USA der Fall ist. Seit der Erlaubnis von medizinischen Hanf im Jahr 2017 hat sich die Situation rund um dieses Thema eindeutig entspannt. Eine generelle Legalisierung von Cannabis in den nächsten Jahren in Deutschland ist allerdings eher nicht zu erwarten.