Spätestens seit dem Amoklauf in einem Shoppingcenter in München ist das Darknet in aller Munde und hat ein sehr böses Image. Auch heute noch ist das Thema in den politischen Diskussionen um die Innere Sicherheit aktuell. Doch hat dieses Netzwerk nur einen negativen Nutzfaktor und sollte zum Schutz der Menschen verboten werden, oder gibt es auch positive Seiten an einem anonymen Gebrauch des Internets? bonnFM hat die Argumente der Debatte für euch zusammengestellt.
Die Schattenseiten des Darknets
Seit einiger Zeit steht fest: der Amokläufer in München verschaffte sich seine Waffe samt Munition aus dem Darknet. Wie die Tagesschau berichtete, konnte sein Lieferant durch eine List der Polizei, die sich als potentieller Käufer weiterer Waffen ausgab, gefasst werden. Seit dem ist das Darknet vor allem durch illegale Machenschaften bekannt. Neben dem Waffenhandel sind auch Webseiten über Drogen- und Menschenhandel oder Kinderpornografie bekannt. Doch wieso gibt es so ein Netzwerk, wenn es anscheint so schlecht ist?
Der eigentliche Zweck des Darknets
Ursprünglich wurde das Darknet von dem US-amerikanischem Militär entwickelt. Dabei stand allein die Möglichkeit im Vordergrund, dass das Internet anonym genutzt werden konnte und einzelne Wege nicht mehr nachvollziehbar waren, wie im freien Internet.
Doch das Darknet ist für jeden zugänglich. Über einen einfachen Download des Programms „Tor“ gelingt der Eintritt und erst dann wird es schwieriger. Denn Suchmaschinen, wie wir sie kennen, sind selten zu finden. Es gibt jedoch öffentliche Linklisten, auf denen man Internetadressen findet, die auf „Onion“ enden. Ist der Nutzer erst einmal auf eine Seite gelangt, gibt es meist Chatrooms, in denen man weitere Hilfe bekommt und immer tiefer ins Netz gelangt. Doch findet man dort nur weitere Gründe, die für ein Verbot des Darknets sprechen?
Das Positive am Darknet
In Ländern wie Deutschland klingt erst einmal alles, was anonym gemacht werden muss, nach etwas Illegalem und somit auch Negativem. Aber es gibt Länder, wie zum Beispiel China, in denen viele Journalisten oder auch Kritiker des Regimes das Darknet nutzen, um auf Missstände bezüglich der Menschenrechte aufmerksam zu machen. In diesem Netzwerk fühlen sie sich sicher, müssen keine Gefahr befürchten, da alles anonym bleibt und nicht auf sie zurückzuführen ist. An dieser Stelle ist das Darknet zu befürworten, denn es fördert den Meinungsaustausch und unterstützt verfolgte oder unterdrückte Zivilisten.
Das Verhältnis von Gut und Böse
Untersuchungen zeigen, dass es nur wenige Seiten im Darknet gibt, die illegalen Handel unterstützen. Es soll lediglich auf ungefähr zwischen 0,3 bis 4 % der Plattformen im Darknet Anzeichen für Waffenverkauf gefunden worden sein. Doch wie der Tagesspiegel erklärt, sind die Zahlen solcher Untersuchungen nicht enorm repräsentativ, da diese Seiten schwieriger zu finden sind, als die im freien Netz. Wodurch sie für kriminelle Zwecke noch interessanter werden. Doch vergleicht man die Anzahl der „erlaubnispflichtigen“ Waffen, die in Berlin im Umlauf sind, bei denen es sich um rund 50.000 handeln soll, mit dem bisher größten bekannten Waffenhandel im Darknet, bei dem es um ca. 20 Waffen ging, scheint die politische Debatte übertrieben. Doch es reicht ein Amoklauf wie der in München, um dies zu ändern und eine politische Debatte ins Rollen zu bringen. Außerdem bleibt die Frage, wie viel von dem was im Darknet passiert ist, bisher ans Licht gekommen und wie viel noch ungewiss ist.
Der Umgang mit dem Darknet
Um auf die eigentliche Frage zurück zu kommen: es bleibt festzuhalten, dass es sich beim Darknet um ein Netzwerk handelt, das ursprünglich gegründet wurde, um die Gefahren des offenen Netzes zu umgehen, indem man die Nutzer anonymisierte und ihre Wege unsichtbar machte. Doch das Netz hat teilweise den vorherrschenden Nutzfaktor durch illegale Entwicklungen, wie beispielsweise Drogen-, Waffen- und Menschenhandel, oder der Verbreitung von Kinderpornografie, für die das Netzwerk nun überwiegend bekannt ist, verloren. Für die Politik sollte nicht im Vordergrund stehen, das Darknet zu verbieten. Jedoch ist eine regelmäßige Überwachung, von auffälligen Nutzern und Webseiten, sowie auch Verhaftungen bei illegalen Machenschaften definitiv zu befürworten.