Es ist kurz vor sieben am Kölner Hauptbahnhof. Trotz der Uhrzeit herrscht an Gleis 2 großer Andrang, denn der Flixtrain wird gleich einfahren. Köln-Hamburg hin und zurück für 19 Euro. Ein studentischer Reisebericht.
Die grünen Flixbusse gehören mittlerweile zum Straßenverkehr dazu. Die Leute kennen die Marke FLIX und wissen, dass sie funktioniert. Neu ist Flixtrain, die Ausweichvariante auf Schienen. Seit einigen Wochen fahren die grünen Züge insgesamt 23 Bahnhöfe an, darunter Hamburg, Berlin und Köln. Und das für 9,99 Euro pro Fahrt, wenn man früh genug bucht; das lockt. Allerdings: 9€ pro Fahrt sind nicht garantiert. Möchte man kurzfristig von Hamburg nach Köln fahren, bezahlt man auch bei FLIX mittlerweile 50€ pro Strecke. Das ist vergleichbar zum ICE-Preis.
Der Flixtrain ist retro und arbeitet mit 80er-Charme, der die Abteilstruktur der alten Züge herbeiwünscht. Man erwartet, dass irgendwas schlecht laufen wird, besonders pünktliches Ankommen. Die alten Fenster, aus denen man noch rausschauen kann, auf die Gefahr, dass es ab und zu nach Zugbremsscheibe riecht, sind die Klimaanlage. Und das kann, besonders im Sommer, problematisch sein. Man fährt entweder mit komplett geöffnetem Fenster durch Deutschland oder befindet sich irgendwann in einer Sauna (wahlweise mit frischem Aufguss), vor allem, wenn alle 6 Sitze des Abteils besetzt sind.
Es gibt WLAN, auch wenn nur im stehenden Zustand. Nichts, was man von der Deutschen Bahn nicht anders kennen würde. Stromanschlüsse gibt es nicht.
Die Sitze im Abteil wurden leider nicht erneuert, nach knapp viereinhalb Stunden Fahrt freut man sich, aufstehen zu dürfen. Der moderne ICE hat ergonomische Vorteile, das ist nicht von der Hand zu weisen. Spätestens auf der Zugtoilette wünscht man sich allerdings, der Zug hätte ein Facelifting bekommen. Es ist zwar sauber, aber es riecht nach Jahre altem Urin.
Junges, freundliches Team
Die Durchsage durch die Boxen klingt blechern, aber jung und freundlich. Natürlich sind zwei Fahrten nur eine Stichprobe, aber die Mitarbeiter sind auf beiden Strecken gut gelaunt, obwohl sie bestimmt nicht besser bezahlt sind, als die Kollegen von der Deutschen Bahn. Zwei junge Damen auf dem Weg zu einem Bundeswehrworkshop, die eine DB-Karte erworben hatten, werden vom Schaffner trotz unfreiwilliger Schwarzfahrt gnädig behandelt.
Man duzt sich, das hat studentischen Flair, auch wenn das nicht jedermanns Sache zu sein scheint (Zitat eines Gastes:„Haben wir schon mal zusammen Schweine gehütet?“).
Gut, der Tee im Styroporbecher ist wirklich nicht gut, aber wer im kleinen Bordbistro kauft, ist sowieso selbst schuld.
ALTERNATIVE FÜR DEUTSCHE BAHN?
Vielleicht ein abschließendes Bild, was den Unterschied von DB & Flixtrain klarmacht: Schuhe werden selbstverständlich ausgezogen und die Abteilstruktur schafft eine Nähe, die in der DB nicht erzeugt wird. Das kann Spaß machen, aber auch einengen. Die Sitzrichtung und –art ist auch Geschmackssache, aber nicht schlechter. Schlafen ist ebenso möglich wie romantisch einen Sonnenuntergang aus dem Zug erleben.
Fazit: Das Wort Alternative ist im Jahr 2018 negativer besetzt denn je, der Flixtrain ist definitiv eine.