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Foto: Gavin Karlmeier/bonnFM

Fünf Bands werden Eine

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Es gibt da diese Vorurteile.

Über europäische Musiker. Über Liedermacher. Über mangelnde Energie oder dem fehlenden Entertainmentgen.
Und dann gibt es diese Leute, die sich mit Herz und -blut der Aufgabe verschreiben, all diese Gerüchte aus der Welt zu schaffen.
Nicht etwa mit großen Worten, Holzhammerpublicity oder den dicken Werbeetats, sondern mit dem, was ihnen gegeben wurde.
Zwei Hände, eine Stimme, eine Gitarre und vor allem: Etwas zu sagen.

Die Tour of Tours ist ein Konglomerat aus genau diesen Persönlichkeiten – und dieses hat nun auch in Köln Halt gemacht.
Bestehend aus Tim Neuhaus, ja, der Cluesodrummer, Honig, Ian Fisher, Jonas David, Town of Saints und jeweils einem ihrer Mitmusiker. Zehn Personen, die heute Abend aus einem Mund singen sollen.

Satzgesang? Aber hallo.
Instrumentenwechsel? Nach jedem Song. Von der Gitarre zum Schlagzeug zum Keyboard – und die Stimme immer dabei.
Allüren? Nicht hier.

Drei Stunden werden Eine

Und all das mit einem Programm, das beeindruckt.
Nach einem fantastischen Auftritt des Bonner Musikers Samuel Breuer, der den Saal sogar zum Wolfsgeheule animieren könnte, wurde das Publikum beinahe drei Stunden im knallevollen Gloria berührt, bewegt, besungen, amüsiert und begleitet – durch die Momente, in denen man seinem Nebenan all diese Oh’s und Ah’s ins Ohr brüllen will, als ginge es um sein Leben. Von da, wo in jeder dieser gesungenen Schleifen ein kleines bisschen Charakterstärke mitschwingt, bis zu den Armen in der Luft.

Das klingt sehr bedeutungsschwer und ja, bei all diesem gefühlsduseligem Geschwafel muss man – nicht nur, aber auch – als Konzertgänger festhalten: Man merkt doch, wenn man – im Publikum stehend – mitbekommt, dass ‚da vorne‘ etwas großes entsteht.
Etwas großes zelebriert wird. Man merkt, wenn man Teil eines Moments sein darf, der sich SO nicht reproduzieren lässt.
Und doch schaffen die Tour of Tours-Bands genau das (scheinbar blasphemische): Diese Tour ist die Reaktion auf all die Mails, die die Musiker nach ihrer ersten Tour of Tours-Tour Anfang des Jahres bekommen haben. Und das Rezept geht auf.

Und wo ist der Haken?

Vermutlich nur die Tatsache, dass die drei Stunden an einem vorbeifliegen. Dass man immer etwas von dem verpasst, was die zehn Musiker da vorne zaubern, weil immer überall alles passiert.
Oder dass es die vorerst letzte Tour of Tours ist.

Es ist schwer, schon jetzt, nur einen Tag später diese Erkenntnis zu äußern, aber ich lege mich fest: Das war mit Sicherheit eines der Konzerte des Jahres. Und ich lehne mich weiter aus dem Fenster: Auch, wenn diese Tour die vorerst letzte der Supergroup of Supergroups darstellen soll: Die da werden wir alle noch einmal wiedersehen. Und bestimmt auch in dieser Kombination.
Und wer jetzt noch von langweiligen Songwritern redet, schuldet mir etwas. Auf jeden Fall die Wahrheit.

Die Tour of Tours führt noch quer durch Deutschland – in NRW sind die zehn Barden noch am 25.9. in Münster und am 26.9. in Essen.

Gavin Karlmeier

Internettyp.