Mit ihrer unverwechselbaren Mischung aus klassischem Gesang und modernem Pop hat das italienische Trio Il Volo am Sonntag, dem 9. November, in der Lanxess Arena das Kölner Publikum restlos begeistert.
Il Volo, bestehend aus den Tenören Gianluca Ginoble, Piero Barone und Ignazio Boschetto, eröffneten das Konzert in Köln mit dem epischen Titel Nelle tue mani. Es ist die italienische Version des bekannten Soundtracks Now We Are Free aus Ridley Scotts Gladiator. Schon dieser filmreife Auftakt, begleitet von einem exzellenten Live-Orchester, zog die Konzertbesucher:innen unmittelbar in den Bann.
Direkt danach folgte ein Publikumsliebling. Der Song Grande Amore war Il Volos Beitrag zum Eurovision Song Contest 2015. Das Trio gewann damit das Televoting und erreichte insgesamt den dritten Platz. Der Titel verhalf den drei Sängern zu internationalem Ruhm und löste in der Lanxess Arena bereits bei den ersten Takten großen Jubel aus.
Hommage an die großen italienischen Musiker
Il Volo spannte während des Abends einen eindrucksvollen Bogen zwischen Oper, Filmmusik und zeitgenössischem Crossover. Das Konzert diente zugleich als musikalische Hommage an bedeutende Künstler und Werke der italienischen Musikgeschichte. So präsentierten sie La donna è mobile aus Giuseppe Verdis Oper Rigoletto ebenso wie L’estasi dell’oro von Ennio Morricone. Dieses Stück ist bekannt aus Sergio Leones Italowestern Zwei glorreiche Halunken.
Neben gefühlvollen Momenten wie Hallelujah von Leonard Cohen, bei dem tausende Handylichter den Saal erleuchteten, überzeugte das Trio auch mit Musical-Klassikern wie Memory aus Cats und The Music of the Night aus Das Phantom der Oper. Die Sänger erzählten, dass sie eine besondere Erinnerung mit Memory verbinden. Sie durften nämlich bereits gemeinsam mit Barbra Streisand, deren Interpretation des Liedes legendär ist, auftreten.
Il Volo beeindrucken gemeinsam – und solo
Die Solomomente des Abends stellten die unterschiedlichen Stimmfarben und Stärken der Sänger heraus. Ignazio Boschetto begeisterte mit einer kraftvollen und emotionalen Interpretation von The Winner Takes It All (ABBA). Gianluca Ginoble glänzte mit einer dramatisch-orchestralen Version von Eleanor Rigby (The Beatles), während Piero Barone mit der Arie E lucevan le stelle aus Puccinis Oper Tosca seine außergewöhnliche Stimme unter Beweis stellte.
Wie Ignazio während des Abends erklärte, sei Il Volo „eine Gruppe, die zusammen stärker ist“. Ihre Beziehung beruhe „auf Liebe und gegenseitigem Vertrauen“. Diese Verbundenheit war auf der Bühne deutlich spürbar: Jeder einzelne bestach durch seine Stimme und Persönlichkeit, doch in der Harmonie lag die eigentliche Magie.
Humor und Nähe zum Publikum
Ignazio Boschetto übernahm während des Konzerts immer wieder die Rolle des charmanten Entertainers. Er sprach auf Englisch und streute sogar kleine deutsche Wörter ein, um das Publikum zum Lachen zu bringen. So erzählte er etwa, dass seine Kollegen ihn „den Verrückten der Gruppe“ nennen, er aber der Erste gewesen sei, der geheiratet und ein Kind bekommen habe. Zwischen den Liedern sprachen die drei viel auf Italienisch, wodurch einige Anekdoten und Neckereien ohne Übersetzung leider nur teilweise verständlich waren.
’O sole mio: Die Wurzeln von Il Volo
Ein besonders emotionaler Moment entstand, als Il Volo ’O sole mio anstimmten. Es ist jenes neapolitanische Lied, mit dem sie 2009 erstmals gemeinsam auftraten. In der italienischen Castingshow Ti lascio una canzone wurden sie ursprünglich unabhängig voneinander entdeckt, bevor in der Show die Idee entstand, sie als Trio nach dem Vorbild der berühmten Drei Tenöre, Plácido Domingo, José Carreras und Luciano Pavarotti, zusammenzuführen. Mit ihrem großen Vorbild Plácido Domingo durften Il Volo mittlerweile ebenfalls gemeinsam auf der Bühne stehen.
Nessun Dorma und rote Rosen zum Finale
Einer der musikalischen Höhepunkte des Abends war die Interpretation von Miserere, einem Song, der ursprünglich von der Opernlegende Luciano Pavarotti und dem Bluesrock-Sänger Zucchero gesungen wurde. Das Stück gilt als Meilenstein in der Entwicklung des sogenannten Operatic Pop, jener Stilrichtung, die Il Volo heute auf ihre eigene Weise weiterführen. Miserere zeigt, wie sich klassische und populäre Musik harmonisch miteinander verbinden lassen.
Im Finale präsentierten Il Volo das majestätische Nessun dorma aus der Oper Turandot von Giacomo Puccini, was für Standing Ovations und Gänsehaut sorgte. Während der Reprise von Grande Amore flogen außerdem noch rote Rosen in die Menge und gaben dem italienischen Abend einen romantischen und theatralischen Abschluss.
