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Bild: Natascha Schmidt

Mehr als nur ein Blondinenwitz?

Lesezeit: 3 Minuten

Das Junge Musical Leverkusen hat letzten Freitag die Musical-Version des Kultfilms „Natürlich Blond“ aufgeführt. Darin geht es um die verwöhnte Blondine Elle Woods, die sich den schweren Herausforderungen der Havard-Universität stellt, um ihren Ex-Freund zurückzugewinnen.

Bisher konnte man das Stück nur am Broadway und den Vereinigten Bühnen Wien bewundern, jetzt ist es erstmalig auch in Deutschland zu sehen. Wir waren hautnah dabei und haben sogar mit dem Vorstandsvorsitzenden David Mertin (29), Regisseurin und Dance-Captain Nadine Söhnert (29), und Hauptdarstellerin Janine Engelen (26) gesprochen.

bonnFM: Warum habt ihr euch für „Natürlich Blond“ entschieden?

Nadine: Vor allen Dingen ist es wichtig, dass das Stück für’s Publikum und für unsere Mitwirkenden attraktiv ist. Wir haben unglaublich viele Mädels, haben aber verhältnismäßig zu anderen Vereinen auch sehr viele Jungs. Natürlich wollen wir auch so vielen Mitgliedern wie möglich die Chance geben, solistisch zu singen. Dafür bietet sich „Natürlich Blond“ total an.

bonnFM: Ein Musical ohne originelle Tanzeinlagen ist ja kaum denkbar. Wer lässt sich das dann alles einfallen?

Nadine: Ich bin Dance-Captain, so nennt man das im Musical-Fachjargon. Wir haben einen externen Choreographen, der uns die Schritte beibringt. Dann wird jemand aus dem Ensemble ausgewählt, der das Ganze dann weiter trägt und mit den Mitwirkenden weiter trainiert. In dem Fall bin ich das. Wenn ich mal nicht da bin, springt Nico stellvertretend für mich ein.

bonnFM: Wie viel Zeit- und Probeaufwand steckt hinter der ganzen Produktion?

Nadine: Angefangen haben wir die Proben Ende August. In den harten Fällen können das schon mal bis zu 5 Proben pro Woche sein. Normal sonntags immer Gesang und Schauspiel, mittwochs Tanzen und eine Schauspielprobe kommt meistens unter der Woche noch dazu. Es steckt schon ganz viel Arbeit dahinter.

bonnFM: Eine Frage an Janine: Du spielst ja die Hauptrolle heute Abend. Wie viel siehst du von dir selbst in Elle Woods?

Janine: Elle Woods ist ziemlich aufgekratzt. Ich habe auch Momente, wo ich so sein kann, bin aber eigentlich nicht so girly. Ich geh auch gern in Turnschuhen und Jeans zur Arbeit statt mit Stöckelschuhen und Kostümchen. Trotzdem ist es so, dass ich relativ jung aussehe und muss im Job schauen, dass ich ernst genommen werde. Als Blondine wie Elle Woods, die auch zeigen muss, dass sie mehr drauf hat als ihr gutes Aussehen.

bonnFM: Bei so einer jungen Gruppe kommt es doch bestimmt zu vielen Wechsel über die Jahre.

David: Natürlich haben wir zwischendurch auch Wechsel, wenn jemand in der Endphase seines Studiums steht, eine Ausbildung oder die Schule beendet hat. Dann ist es normal, dass Leute gehen und neue kommen. Es gibt inzwischen einen harten Kern von Leuten, die schon seit mehreren Jahren dabei sind und als Säulen des Vereins wichtige Positionen besetzen.

bonnFM: Wie steht’s mit den Leuten, die gerne bei euch mitmachen würden? Was muss man da mitbringen können und wie meldet man sich an?

David: Als erstes natürlich ganz viel Spaß am Singen, Tanzen und Schauspiel. Alle drei Bereiche sind bei uns wichtig. Alles direkt perfekt zu können ist nicht dringende Voraussetzung. Wir geben auch gerne ein bisschen Unterstützung und tun was wir können, damit man sich überall verbessern kann. Um mitzumachen, schreibt man am besten eine E-Mail an vorstand@jungesmusical.de. Dann informieren wir, wann neue Castings sind. Da machen wir normalerweise ein kleines Vorsingen und -tanzen und lernen uns gegenseitig kennen.

Janine: Ich musste ein hartes Casting durchlaufen [lacht]!

„Oh mein Gott, wie heiß!“

Aber wie fanden wir das Musical eigentlich? Inhaltlich gibt das Musical den Film nicht zu hundert Prozent wieder, doch das schadet der Story keinesfalls. Die hartgesottenen „Natürlich Blond“-Fans erkennen selbstverständlich auch die Momente, die den Film damals zum Hit machten, wie zum Beispiel das den sogenannten „Kick und Pop“. Und was wäre ein Musical ohne Stücke mit parasitärem Ohrwurmpotenzial. Die Lieder, die noch immer in unserem Kopf rumschwirren sind vor allem „Oh mein Gott, wie heiß“ und „Schwul oder Franzose“. Immer mit einem Augenzwinkern, sich selbst nicht zu ernst nehmend, schafft das Musical zu genau den richtigen Zeitpunkten die richtige Situationskomik.

Insgesamt wurde das Musical sehr professionell und aufwändig produziert. Choreographie und Text waren punktgenau, die Kommunikation zwischen Bühnendarsteller und Orchestergraben lief hervorragend. Da kann man gerne mal über kleinere technische Patzer hinwegsehen. Und nicht nur einmal haben wir uns gefragt: „Was?! Das können doch keine Laien sein!“

Um auf den Titel zurückzukommen: Das Musical hat es auf jeden Fall verdient, gesehen zu werden und hat viel mehr zu bieten als nur Blondinenwitze.