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Bild: © capelight pictures 2004-2016

Swiss Army Man

Lesezeit: 2 Minuten

Witzig, traurig, seltsam, eklig und total berührend. So eine Mischung findet man im Kino selten und noch seltener funktioniert sie als Gesamtpaket. Dem diesjährige Eröffnungsfilm des Fantasy Film Festes (1.-11.09.16) ist es aber gelungen.

Die Leiche, die ich traf

Gestrandet auf einer einsamen Insel, weit und breit keiner zum Reden oder der ihn rettet. Hank (Paul Dano) bindet sich gerade den Strick um den Hals, um seinem Elend ein Ende zu bereiten, da fällt ihm der leblose Körper (Daniel Radcliffe) am Strand auf. Kurzerhand tauft er ihn Manny, reitet dank der dem Körper entweichenden Gase auf ihm zurück zum Festland und schlägt sich mit ihm durch die Wildnis. Das Manny bald darauf anfängt zu reden, Hank Wasser spendet, ihm beim Jagen hilft und sein erigierter Penis ihm den Weg zu einer schönen Frau weist, sind nur einige der vielen bizarren Sachen in dem Film. Letztendlich geht es um zwei Außenseiter, die nur geliebt und verstanden werden wollen. Doch die Gesellschaft akzeptiert Seltsames oft nicht, auch wenn es glücklich macht.

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Die etwas andere Buddy Komödie

Eine solche Thematik, fantasievoll mit Fäkalhumor so stilvoll zu verpacken, dafür zolle ich dem Regie Duo „Daniels“ (Daniel Scheinert und Dan Kwan) für ihr Spielfilm-Debut großen Respekt. Aber auch den beiden Darstellern: Paul Dano spielt mit Hank einen Mann, der es sich zur Aufgabe macht, einer Leiche das Leben und die Liebe zu erklären, sodass man fast vergisst, wieso Hank eigentlich alleine irgendwo im Meer gestrandet ist und niemand nach ihm gesucht hat. Er verkörpert sowohl Mann und Frau, Vorbild und Weirdo. Aber auch schon bald den besten Freund von Manny, der – ja, was ist er nun? Eine Halluzination, ein Wunschbild oder doch ein waschechter Untoter, der immer lebendiger wird?

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Daniel Radcliffe habe ich nie als ewigen Harry Potter gesehen. Dafür beeindruckt er in Filmen wie „December Boys“, „Horns“ oder „Die Frau in Schwarz“ viel zu sehr mit seiner gefühlvollen Seite. Und hier nun, anfangs so völlig unbeweglich, nur mit seinen Gesichtsausdrücken. Seinen Hintern sieht man vielleicht auch etwas zu oft, aber der Film ist halt auch seltsam-eklig. Und dadurch so schön abwechslungsreich.
Ein Film, der von Anfang an mitreißt, zum Nachdenken über die Gesellschaft anregt und auch über Mannys Frage: “Wenn es so da draußen zugeht, warum wollen wir dann nicht einfach im Wald bleiben, Hank?” Ein Film, der mich am Ende auch mit ein paar Tränchen im Auge zurückließ. Ab 13.10.2016 kommt er dann auch endlich regulär in die Kinos.