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Wahlversprechen unter der Lupe

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Lesezeit: 7 Minuten

Versprechen kann man viel, doch welche Pläne der SP-Fraktionen sind realistisch umsetzbar? Wir machen den Faktencheck.

Die Listen haben sich ganz schön viel für die nächste Wahlperiode vorgenommen. Vor den Wahlen zwischen dem 14. und 17. Januar 2019 muss schließlich die Wählerschaft überzeugt werden. Manche stapeln etwas hoch und andere lassen gewisse Themen einfach aus. Worauf der Fokus bei den jeweiligen Veranstaltungsreihen gelegt werden und wie sich das Studierendenparlament gegenüber der Zivilklausel oder außeruniversitären Gruppen positionieren soll, überlassen wir Euch. Wir haben uns dafür auf die konkreten Änderungsvorschläge konzentriert und sie bewertet.

DIGITALISIERUNG

• Die LHG und der RCSD wollen, dass in Zukunft sämtliche Vorlesungen und Sitzungen des Studierendenparlaments gestreamt werden und jederzeit online abgerufen werden können. Dieses Vorhaben ist sehr ambitioniert. Während man die Parlamentssitzungen relativ einfach als Facebook-Livestream anbieten könnte, wird es bei den Vorlesungen schon aus Datenschutzgründen ziemlich kompliziert. Engagement und Idee sind top, aber die Umsetzung wird noch etwas dauern. Wenn sie die Sitzungen übertragen können, wäre das schon mal ein Anfang.

• RCSD und LHG wollen außerdem das WLAN-Angebot auf die Mensen ausweiten. Klingt realistisch und umsetzbar. Wenn man im Foyer der Mensa Nassestraße teilweise eduroam empfangen kann, warum dann nicht auch eine Etage höher?

• Die UniCard soll nach Wunsch der RCDS, JUSOS und LHG endlich durchgesetzt werden. Sie ist platzsparend und das Beispiel von anderen Unis zeigt, dass es möglich ist. 2016 wurde bei einer Urabstimmung für „Ja“ gestimmt, jedoch lag die Wahlbeteiligung unter den erforderlichen 20%. Solange die nicht steigt, sieht es auch für die UniCard schlecht aus.

• Die LUST und die JUSOS wollen, dass alle Websites der Uni auch auf Englisch verfügbar sind. Die Funktion, um zwischen den Sprachen zu wechseln, ist auf einigen Seiten schon gegeben, aber das verfügbare Angebot ist eher mau. Es ist viel Aufwand alle Texte zu übersetzen, aber als internationale Uni sollte Bonn das meistern können.

• Es ist immer wieder lästig zu den verschiedenen Ämtern zu laufen und Anträge abzugeben. Die RCDS will diesen Vorgang auch online möglich machen. Die Umstellung wäre vermutlich bürokratisch langsam, aber danach ein echter Zeitgewinn.

Bild: bonnFM / Lynn Kraemer

MENSA

• Gerechtigkeit und Pizza für alle. Das fordert die SDS. Eine Pizzastation auch in der Nassestraße im Zuge der Umbauarbeiten anzubieten, sollte machbar sein.

Mehr veganes und regionales Essen stehen auf dem Plan der SDS und LUST. Wenn man einen höheren Preis für das Mensaessen akzeptiert, steht der Erweiterung nichts im Wege. Außer vielleicht der RCDS, der gegen eine Preissteigerung in der Mensa ist.

• Die SDS möchte Foodsharing in den Mensen ermöglichen. An den Unis in Mainz und Siegen ist das schon Realität. Vielleicht können die ja bei der Planung unterstützen?

• Die JUSOS wollen eine Fleischkennzeichnung. Da schon sämtliche Allergene und Co. aufgelistet werden, sollte das eigentlich nicht allzu schwer sein.

• Die RCDS schlägt einen Wunschtag in der Mensa vor. Vorher soll online zwischen verschiedenen Gerichten abgestimmt werden. Wer fünf Wochen in Folge zwischen den diversen Schnitzelvariationen in der Nassestraße wählen konnte, kann es verstehen. Liebe Mensa, mach diesen kleinen Wunsch doch bitte möglich.

UNILEBEN

• Die Linke.SDS Bonn hätte gerne einen Gebrauchtbücherschrank an der Uni. Vielleicht laufen sie ja nicht so oft an der englischen Telefonzelle direkt am Hofgarten vorbei. Die ist immer voll mit Büchern. Und auch einige Institutsbibliotheken haben ein Regal mit ausgemusterten Büchern. Niemand sagt etwas gegen noch mehr Bücher, aber die Idee ist nicht revolutionär.

• Das Kulturticket wird klar von den JUSOS, Grünen und dem RCDS unterstützt. 3€ beim Semesterbeitrag draufzahlen und dafür jedes Mal nur 3€ in Bonner Theatern zu zahlen ist ein faires Angebot. Wenn die nötigen 20% Wahlbeteiligung bei der Urabstimmung nicht erreicht werden, bleibt es aber ein Traum.

• Außerdem will die SDS aus der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität die Karl-Marx-Universität machen, weil der Name moderner und angemessener ist. Ihre Kollegen von der Uni Trier haben schon mal einen Antrag gestellt, sind aber im Senat gescheitert. Das wird in Bonn nicht anders sein. Das Re-Branding mit neuem Logo ist noch nicht lange her.

• JUSOS und LUST setzen sich für die Nutzung der Alten VHS als Veranstaltungsort ein. Da das Angebot im letzten Jahr gut angenommen wurde, wird die Miete vermutlich weiter möglich sein.

• Die von der Grünen Hochschulgruppe initiierte Fahrradwerkstatt läuft gut. Es gibt keinen Grund, warum das Projekt nicht weiterlaufen sollte. Es ist längst über die Listengrenzen hinaus beliebt.

LEHRE

Bild: Nathan Dumlao – Unsplash

• Die LHG fordert, dass alle Evaluationen zu den Lehrveranstaltungen verpflichtend online veröffentlicht werden. Damit auch wirklich alle Kurse bewertet werden, soll die Evaluation online erfolgen. Das ist papiersparend und könnte die Qualität der Vorlesungen verbessern. Dafür müssten aber natürlich auch genügend Studierende mitmachen.

• Um die Studierenden besser aufs Berufsleben vorzubereiten, will die LHG kostenlose IT- und Softwareschulungen, die über Excel und Word hinausgehen. Wenn man sich das Angebot des HRZ anschaut, ist das teilweise schon der Fall. Latex, SPSS, Java, VBA, GIMP und sogar ein Workshop für 3D-Druck werden angeboten. Da geht natürlich noch mehr, aber es wird nicht nichts angeboten.

• Der RCDS schlägt mehr Kurse vor, die auch Softskills fördern. Wenn man sich den Optionalbereich der Philosophischen Fakultät anschaut, hat man da schon einige Auswahlmöglichkeiten, aber sie für alle Studierenden unabhängig von Credit Points zugänglich zu machen, wäre eine Idee.

• Die SDS möchte selbstorganisierte Seminare als regulären Studieninhalt einführen. Das klingt spannend und würde das Lehrangebot bestimmt bereichern. Ohne konkrete Umsetzungspläne für die verschiedenen Fakultäten und Angaben was genau geplant ist, bleibt die Idee etwas vage.

• Während sich manche mit gewissen Themen wahnsinnig schwertun, sind andere richtige Profis in dem Bereich. Um die unterschiedlichen Talente richtig zu fördern, schlägt der RCDS eine Nachhilfebörse vor. Was in der Schule gut funktioniert hat, sollte auch an der Uni klappen. Im Hochschulsport gibt es schon längst eine Partnerbörse. Das Konzept kann einfach übernommen werden.

UMWELT

• SDS, LUST und GHG fordern den kompletten Umstieg auf Ökostrom. Die Ruhr-Universität Bochum ist schon so weit. Wenn die Uni noch mehr Auszeichnungen für ihre Nachhaltigkeit will, setzt sie dort bestimmt an.

• Das Green Office weiter zu fördern, sollte beim steigenden Umweltbewusstsein ein logischer Schritt sein. Da muss sich die GHG keine allzu großen Sorgen machen.

• Die Grünen fordern außerdem eine konsequente Mülltrennung. In den Mensen gibt es schon unterschiedliche Mülleimer, aber an vielen Stellen auf dem Campus nicht. Zusätzliche Mülleimer aufzustellen, sollte möglich sein.

UNIBIBLIOTHEK

Bild: Banter Snaps – Unsplash

• Gerade in der Klausurenphase ist der Kampf um einen Lernplatz in der ULB groß. Mehr Plätze wollen die JUSOS und die LHG. Die Liberalen schlagen dazu vor, dass alle restlichen Bücher aus dem Lesesaal ins Freihandmagazin gebracht werden. Ein größerer Planungsaufwand für die ULB als manch einer denkt, aber nicht unmöglich.

Mehr als nur Wasser mit in den Lesesaal bringen zu dürfen klingt wahnsinnig verlockend. Aber es geht leider nicht nur um die Bücher, die noch im Saal sind. Das Geschrei wäre groß, wenn jemand seinen Energy Drink über dem Laptop des Sitznachbarn verschüttet. Wir sind alle schon groß, aber Unfälle passieren immer wieder. Und was das liebe Essen angeht: wenn alle leise sind, machen Kekse mehr Geräusche als man denkt. Die JUSOS und die LHG sammeln aber bestimmt gerne die Krümel auf.

• Die Grüne Hochschulgruppe ärgert sich in der Wahlzeitung, dass der Wasserspender aus Denkmalschutzgründen abgebaut werden musste. Wir können sie beruhigen: er ist laut und immer mal wieder außer Betrieb, aber er steht. Außerdem sind die Armaturen auf den Toiletten schon erneuert worden.

• Die Digitalisierung der ULB steht auf der To-Do-Liste des RCDS und der LUST. Bei Neuanschaffungen können vielleicht mehr E-books gekauft werden, aber für die Altbestände sieht es wegen der großen Zahl schlecht aus. Die ULB arbeitet momentan aber selbstständig daran, die Inhaltsverzeichnisse nachträglich zu digitalisieren. Dann kann man zumindest vorher schon mal reinschauen, bevor man das Buch bestellt.

BAULICHE MAßNAHMEN

• Laptop und Handy direkt über Steckdosen am Platz im Hörsaal aufladen können, klingt ziemlich praktisch und zukunftsorientiert. Was sich die LHG da ausgedacht hat, lässt sich vielleicht in Neubauten umsetzten, ist in den alten Hörsälen aber viel zu kostenintensiv. Auf den Tischen in Hörsaal I wäre zum Beispiel gar kein Platz für Steckdosen. Eine Hardwareaufrüstung wie sie der RCDS fordert, hat dort vielleicht mehr Erfolg.

• Die Fraktionen wollen mehr richtige Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Bei den ganzen Umbaumaßnahmen ist das kein Ding der Unmöglichkeit und vielleicht werden dann auch weniger Räder geklaut.

• So ziemlich alle Fraktionen fordern lautstark mehr bezahlbaren Wohnraum ein. Richtige Pläne gibt es aber nicht. Die JUSOS fragen, ob man ungenutzte Flüchtlingsunterkünfte umwandeln könnte.

• Donald Trump will unbedingt eine Mauer bauen und die Linke.SDS will unbedingt eine einreißen. Der Vorschlag den Bauzaun vor dem Hauptgebäude umzustoßen und die Tiefgarage einfach zu schließen, ist rebellisch und kommt bei der Uni bestimmt richtig gut an. Die veranschlagten 19 Millionen Euro wurden bestimmt noch nicht zum Großteil investiert.

Mehr Wasserspender auf dem Campus möglich zu machen ist ein echtes Herzensprojekt der Grünen Hochschulgruppe. Dafür setzen sie sich schon seit mehreren Jahren ein und so langsam tauchen in den Unigebäuden neue Armaturen auf, mit denen man Wasserflaschen füllen kann. Kein neues Wahlversprechen, aber das Projekt läuft gut.

• Die JUSOS und die GHG setzten sich für All-Gender-Toiletten ein. In den älteren Gebäuden wäre der Bau einer zusätzlichen Toilette vermutlich ziemlich kompliziert. Wenn neue Gebäude kommen, ist die Planung aber eigentlich leicht. Oder man entfernt einfach die Schilder an den Toiletten.

Barrierefreiheit war im letzten Jahr schon ein wichtiges Thema. Die baulichen Veränderungen werden Zeit in Anspruch nehmen, aber die SDS, JUSOS und Grünen lassen nicht locker. Der Vorschlag ein Verzeichnis anzulegen, das nicht barrierefreie Räume kennzeichnet, ist eine realistische Zwischenlösung.

• Die JUSOS hätten gerne eine Seilbahn zum Venusberg. Die Entscheidung liegt aber nicht nur bei ihnen. Die Stadt diskutiert schon seit langem über den Bau und hat vor zwei Jahren eine Machbarkeitsstudie durchführen lassen. Wenn sie kommt, dann bestimmt nicht mehr in unserer Studienzeit.

• Die LUST fordert, dass Asbest und Bleileitungen schneller beseitigt werden. Da immer wieder neue Funde gemacht werden, wird das noch eine ganze Weile dauern. Der Umzug nach Poppelsdorf hat schließlich auch deutlich länger gedauert. Wie der aktuelle Stand ist, könnt ihr hier nachlesen.

Noch mehr Infos zur Wahl und die Wahlzeitung findet ihr hier: www.wahlen.uni-bonn.de