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Bild: Ralph Brünker

Wie läuft eigentlich eine Generalprobe ab?

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Nachdem das Musikfestival „Acht Brücken. Musik für Köln“ volle 11 Tage die unterschiedlichsten Orte wie Kirchen oder den Stadtgarten bespielt hat, endete es am 10. Mai mit einem Abschlusskonzert in der Kölner Philharmonie. Für den Dirigenten Thomas Neuhoff ist es auch ein persönlicher Abschluss gewesen, denn er dirigierte nach 34 Dienstjahren zum letzten Mal als Leiter des Philharmonischen Chors Bonn.

Das Festival“ Acht Brücken. Musik für Köln“ findet seit 2011 jährlich statt. Es versteht sich als Podium für Musik der Moderne und Gegenwart und möchte diese einem breiten Publikum zugänglich machen.
Am letzten Abend wurde halbszenisch „Mass“ von Leonard Bernstein gezeigt, ein Stück, dass 1971 uraufgeführt und damals von Jacqueline Kennedy in Auftrag gegeben wurde. Der Besuch einer regulären Vorstellung mit Weinchen, Trubel und Einführung ist zwar schön, aber wie sieht eine Generalprobe in so einem großen Haus aus?

Instruktionen vom Dirigenten

Das Konzert war schon einige Monate im Voraus ausverkauft und so beschlossen die Veranstalter die letzte Probe für geladene Gäste zu öffnen. Knapp 250 Zuschauer kamen, was wohl etwas mehr war als üblich. Das einem Amphitheater nachempfundene Konzerthaus in der kölnischen Innenstadt bietet Sitzplätze für knapp 2000 Personen. In diesem großen Saal verteilte sich die Menge rasch und wirkte, in Anbetracht der Dimension, wie eine kleine Gruppe.
Zu Beginn wandte sich der Dirigent dem Publikum zu und erklärte einiges zum Ablauf der Probe. Kleine Änderungen am Stück und kurze Unterbrechungen während des Stücks seien möglich. Da die Vorstellung direkt am Folgetag stattfinden sollte waren die Sänger dazu aufgerufen, nicht mit vollem Volumen zu singen sondern ihre Stimmen zu schonen, um die Kraft für die Premiere zu sparen.

Riesige Instrumentenvielfalt

Das Gürzenich-Orchester präsentierte eine sehr reichhaltige Instrumentenauswahl. Zur Generalprobe kamen die Musiker in lockerer Sommerbekleidung wodurch ein gänzlich anderer Eindruck gegenüber der Premiere in üblicher Abendgarderobe in Schwarz vermittelt wurde. Neben dem klassischen Orchesterensemble fand sich sogar eine E-Gitarre auf der Bühne und das aus New York eingeflogene Herskowitz Trio. Sogar die in der Philharmonie eingebaute Orgel wurde bespielt, denn das Stück spielt während eines Gottesdienstes. In seinem Verlauf beginnen Pfarrer und Gemeinde ihren Glauben zu hinterfragen und anzuzweifeln. Begleitet wird die Auseinandersetzung von einem wilden musikalischen Stilmix und so treffen zum Beispiel Jazzpassagen auf Musicalelemente.

Knapp 200 Chorsänger

Auf der Empore befindet sich ein schwarz gekleideter enormer Chor: Knapp 150 Sänger des Bach-Verein Chors und des Philharmonischen Chors Bonn wurden durch einen Kinderchor ergänzt. Beeindruckend, wenn dieser breite dunkle Streifen gemeinsam aufsteht und perfekt getaktet mit den Fingern schnipst.
Die Musiker im Saal wurden teilweise durch instrumentale und gesangliche Einspieler erweitert. Zudem nutzten die Solisten eigene Mikrofone.

Martin Füg (Regisseur) Bild: BachVerein
Martin Füg (Regisseur)
Bild: BachVerein

Auch Applaus geplant

Die Probe wurde im Verlauf des Abends kein einziges Mal unterbrochen und sowohl der Regisseur Martin Füg als auch der Dirigent Thomas Neuhoff zeigten sich nach dem knapp 2 Stunden dauernden Stück sehr zufrieden.
Zum Schluss wurde noch unter Anweisung des Dirigenten der Ablauf des Schlussapplauses einstudiert. Dieser findet nämlich nicht zufällig oder spontan statt, sondern ist wie eine eigene kleine Choreografie geplant. Es wurde also genau besprochen wer wann aufsteht, wann die Solisten nach vorne gebeten werden und wann der Dirigent dem Konzertmeister die Hand gibt.

Ein wenig fehlte natürlich die Spannung von 2000 Gästen die mit ihrer Energie den Raum füllen und die Vorstellung mittragen. Dennoch war es spannend an dieser Probe teilzunehmen, die sich beinahe wie ein Privatkonzert angefühlt hat.