KIZ neuestes Album „Görlitzer Park“ gewährt zum ersten Mal persönlichere Einblicke in das Leben der Bandmitglieder. Seit vergangenen Mittwoch ist die Band auf Tour. Los gings in der Lanxess-Arena und der neue Album-Sound lässt sich auch dem Konzert anmerken.
Dass die neuen Songtexte deutlich autobiografischer sind als das, was man sonst von der Band kennt, ist auch den Bandmitgliedern Maxim, Tarek und Nico klar. Maxim bezeichnet Görlitzer Park als „Coming of Age“-Album und die Songs Sommer meines Lebens und 2001 leitet Nico mit den Worten „Seid ihr bereit für einen Schwank aus unserer Jugend?“ ein. Die Lieder handeln von dem Aufwachsen auf der Straße, von Drogen in der Jugend oder der Gewalt zuhause. Man könnte glauben KIZ gewinne durch die persönlicheren Songs an mehr Ernsthaftigkeit. Ihr ironisches Gerede während den Konzerten bleibt aber das Gleiche, verändert haben sich ihre Konzerte trotzdem.
Mehr Show, weniger Pogen
Die Band ist vor allem bekannt für wilde, hemmungslose Konzerte. In ihrem Song Kinderkram singen sie selbst, „das gehört zum K.I.Z.-Konzert wie Pogo und Verletzte“ – und wer schonmal zu Ein Affe und ein Pferdim Moshpit war, weiß, an der Zeile ist was dran. Ein Affe und ein Pferd wird zwar gespielt und Moshpits gibt’s auch, insgesamt laden die Songs des neuen Albums aber eher zum HipHop-Arm-Geschwenke als zum Pogen ein. Begleitet wird der neue Sound dabei von einer beeindruckten Bühnen- und Lasershow. Als Bühnenbild dienen drei Türme aus Lichtröhren, die wie Kristalle aussehen und dem Penis Logo von KIZ ähneln. Die Bühne ist beweglich und lässt Maxim, Tarek und Nico sowohl vor als auch zwischen den Fans performen. Während dem Song Vierspur stehen die drei hintereinander in Lichtkegeln, die nur beim jeweiligen Part der Rapper leuchten. Und auch beim Song Görlitzer Park erschaffen vor allem die eingesetzten Lichter die passende Atmosphäre in der Halle.
Was Altes muss sein
Bei einer Band die seit zwanzig Jahren besteht ist es nicht überraschend, dass ihre Fans vor allem auch die alten Lieder hören wollen. Im Publikum schreit eine Frau mit altem KIZ-Bandshirt schon nach dem zweiten Song „Neuruppin, Neuruppin“ und will damit deutlich machen, dass sie den legendären Song Neuruppin vom Album Hahnenkampf von 2007 hören will. Den Wunsch erfüllt ihr die Band im letzten Drittel des Konzerts und macht so auch den Rest des Publikums sehr glücklich. Insgesamt spielen KIZ eine Menge an alten und neuen Songs und stehen so fast zweieinhalb Stunden auf der Bühne. Etwas Ruhe gönnen sich die drei indem zwischendrin Johannes Gehring von den Drunken Masters ein paar Ausschnitte von KIZ-Songs von seinem DJ-Pult aus spielt. Drunken Masters ist ein Produzenten-Duo und produziert unter Anderem KIZ. Mit dem DJ-Set können Lieder wie Halbstark, Böhses Mädchen oder Abteilungsleiter der Liebe untergebracht werden. Eine gute Lösung bei der großen Menge an konzerttauglichen Songs der Band.
Klatschen geht auch ohne Befehl
Ein paar der alten Lieder werden nicht im Original gespielt, sondern mit Hilfe vom Drunken Master DJ mit neuen Beats versehen. Rap über Hass, ein KIZ-Banger und Namensgeber des Albums von 2021, kann das Publikum zwar trotzdem überzeugen, lässt es aber auch mit Verwirrtheit über den neuen Hintergrund-Beat zurück. Auch die Zwischenrufe des DJs wie „jetzt alle klatschen“ oder „alle die Arme hoch“ wirken teilweise deplatziert und bräuchte es nicht, weil ein KIZ-Publikum auch ohne Anweisungen stimmungstechnisch funktioniert.
KIZ bleibt Kunst
Auch wenn das Konzert durch den ruhigeren Beat des neuen Albums etwas an Energie verliert, bleibt die Band auf der Bühne die Gleiche. Sie geben sich unbeeindruckt von KIZ-Sprechchören, antworten mit „Ruhe bitte, wir müssen uns konzentrieren“ und auch ihr Abgang am Schluss ist unspektakulär. Die typische Unberührtheit von KIZ bleibt, ebenso wie ihr Humor. Da das Konzert einen Tag vor Weiberfastnacht stattfindet, darf ein kurzer Karnevals-Plausch auf der Bühne nicht fehlen. Das Publikum antwortet mit Kölle Alaaf-Rufen und die Band fragt leicht spöttisch „Ist das ein Lied von Bläck Fööss?“. Guter Joke, so kennt man KIZ. Auch wenn das Album Görlitzer Park einen so persönlichen Einblick in das Leben der drei Bandmitglieder gibt wie kein vorheriges, bleiben sie auf der Bühne eine Kunstfigur. Weit weg von ernsthaften Einblicken in ihre Persönlichkeiten.
